Hospices de Beaune: 150. Weinversteigerung

(adé) Zum Jubiläum gab es einen Rekord: das zum ersten Mal 500 Liter große Fass des Präsidenten der Versteigerung - in diesem Jahr der französische Schauspieler Fabrice Luchini - wurde für 400.000 Euro von Jacques Boisseaux für das Haus Patriarche ersteigert. Sein Erlös geht an die Krebsforschung und unterstützt die Kandidatur der »Climats du vignoble de Bourgogne« für das Weltkulturerbe der UNESCO, die aber ihren Betrag dem Roten Kreuz für Haiti übertrugen. Zugleich stellte dieser Zuschlag die Rückkehr des Hauses Patriarche nach mehreren Jahren der Zurückhaltung unter die bedeutendsten Bieter der Versteigerung dar. Damit behauptete sich Patriarche neben dem Hause Albert Bichot, das sich auch in diesem Jahr wieder als Hauptakteur erwies. Sieben Fässer wurden von Alberic Bichots deutschen Gästen - drei Berliner Hotels, ein Hotel in Düsseldorf und der Kellerei der BASF - ersteigert.

Zur 150. Versteigerung hatte Christie's mit einer Reihe von Veranstaltungen in China auf die Hospices de Beaune aufmerksam gemacht und den chinesischen Filmstar Liu Ye neben Luchini zum Ehrenpräsidenten erklärt. Aber der große chinesische Boom blieb ebenso aus wie Liu Ye. So spottete Louis-Fabrice Latour: »Der Handel ist zur Stelle, wir sind nicht so flüchtig wie chinesische Schauspieler.« Tatsächlich behaupteten sich die Burgunder Weinhäuser als die bei weitem führende Kraft der Versteigerung. Dennoch haben anonyme Bieter, seit die Versteigerung durch Christie's nach außen geöffnet wurde, ein gewisses Gewicht gewonnen.

Die 45 Cuvées der Hospices de Beaune - neu dabei ein Santenay - stellten nur 643 Fässer aufgrund des schwierigen Jahrgangs 2010. Verrieselung und durch Nässe bewirkte Fäulnis führten zu Erträgen um 30 hl/ha. Qualitativ bleibt der Jahrgang deutlich hinter 2009 zurück, auch wenn Gutsleiter Roland Masse durch späte Lese und strikte Beerenselektion untadelige Arbeit leistete. Mit ihren hohen Säurewerten zeigten die Weißweine ein interessantes Potenzial. Der Durchschnittspreis pro pièce erreichte 6.958 Euro, dabei wurde für die Weißen durchschnittlich 11.437 Euro pro Fass geboten und für die Roten 6.134 Euro. Insgesamt erzielten die Hospizien 4.478.460 Euro.

Das Haus Bouchard Père et Fils nutzte das Ereignis, um seine Crus aus dem Jahrgang 2009 der Fachpresse vorzustellen. Sie illustrierten die herausragende Qualität des Jahrgangs, der sowohl bei den meist dichten, gut strukturierten Roten wie bei den oft opulenten Weißen überzeugte. Außerdem präsentierte Thomas Henriot zum allerersten Mal die viel versprechenden Weine der Villa Ponciano in Fleury, die auf das frühere Château de Poncié zurückgeht.

Während des Wochenendes der Versteigerung erlebte die Stadt Beaune einen außerordentlichen Ansturm. Vor dem Keller der Hospices bildeten sich lange Warteschlagen von begeisterten Weinfreunden, die unbedingt die Weine vom Fass probieren wollten. Zahlreiche Veranstaltungen boten den Besuchern besondere Genüsse. Bemerkenswert Bouchard Aîné & Fils' Verkostung »Vins, Coquillages et Crustacés«, wobei die Meeresfrüchte von einem himmlischen Pommard 1er Cru Les Charmots 1951 in den Schatten gestellt wurden.

Ausgabe 8/2024

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