Großer Ring 2002

Sehr gute 2002er Riesling-Kabinettweine und Spätlesen beim Großen Ring Die Winzer des Großen Rings von Mosel-Saar-Ruwer stellten die 2002er bei ihrer 20. Rieslingpräsentation am 4. Juni 2003 in Trier vor. Der regnerische Herbst 2002 vereitelte höhere Prädikatsweine. Die im Oktober einsetzenden, nicht endenden Regenfälle zerstörten die großen Hoffnungen auf Botrytis-Weine, insbesondere auf Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen. Die 29 Winzer des Großen Rings (30 Weingüter) scheuen bekanntlich nicht die Risiken, die Lesen bis in den Spätherbst aufzuschieben, um edelsüße Trauben ernten zu können. Wer allerdings im Herbst 2002 zuwartete, machte die bittere Erfahrung, daß die unaufhörlichen Regenfälle die Traubenbeeren ausdünnten, ihnen Mostgewichte und Säuregrade nahmen. Doch die Winzer, die rechtzeitig ihre Rieslinge lasen, holten trotz der einsetzenden Regenfälle noch sanitär tadelloses Lesegut ein, aus dem sie sehr gute Kabinettweine und Spätlesen bereiteten. Wer noch die leisesten Zweifel an der internationalen Existenzberechtigung des Kabinett-Weines hegte, den überzeugt der Jahrgang 2002 mit vorzüglichen Vertretern dieses Prädikats; bekanntlich wird nicht selten in fremden Landen die mannigfaltige Anzahl der Riesling-Prädikatsweine kritisch hinterfragt. Allerdings hatten einige 2002er Kabinettweine soviel Stoff wie Spätlesen. Ein bodentypisches Phänomen der großen Terroirs fiel bei den präsentierten 2002ern auf: Die Rieslinge faszinierten vor allem mit würziger, komplexer Mineralität, die ihnen zugleich Struktur verlieh. Egon Müller sprach vom Jahr des Kabinettweines, wobei alles andere eher eine Überraschung geblieben sei. Viele Winzer von Saar und Mittelmosel bewerteten den Jahrgang zwar nicht mit groß, jedoch mit sehr gut, so von Kunow (von Hövel), Wilhem Haag (Weingut Fritz Haag), Thomas Haag (Schloss Lieser) und Willi Schaefer (aromatisch nicht opulent, aber in der Säure gut). Einige Winzer von der Saar lobten allerdings den 2002er überschwenglich. So meinte Ebert (Schloss Saarstein) noch nie einen solch guten Jahrgang in den Keller gebracht zu haben. Wagner (Dr. Wagner) rückte ihn sogar in die Nähe des 99ers. Tyrell (Kartäuserhof, Ruwer) stufte ihn immerhin zwischen den Jahrgängen 1999 und 2001 an. Löwenstein (Heymann-Löwenstein, Terrassen-Mosel) gab dem 2002er nach dem Jahrhundertjahrgang 2001 das Prädikat gut; er stellte statt seiner 2002er (noch viel zu früh zum Verkosten ) seine überaus gelungenen 2001er vor. Manfred Prüm (Joh. Jos. Prüm, Mittelmosel) siedelte den 2002er in der Qualität nahe dem 98er an, hinter dem überragenden 2001er und den sehr guten 97er und 99er. Nic Weis (St. Urbans-Hof) zog sogar Vergleiche zum 2001er. Die Erträge lagen bei den meisten Winzern - trotz Ertragsbeschränkungen (Gerhard Grans, Grans-Fassian) - leicht höher als 2001. Die Preise dürften stabil bleiben, meinte Wilhelm Haag, zumal der schwächelnde Dollar den Export nach USA erschwere. Gestiegene Kosten würden über den leicht höheren Ertrag abgefangen (von Kunow). Manfred Prüm sieht leicht steigende Preise. Unter den überraschend zahlreich vorgestellten 2002er dieses Mal über 180 Vertreter des neuen Jahrgangs - lag der Anteil an trockenen Weinen über 25 %. Auch die Spitzenwinzer von Mosel, Saar und Ruwer, deren hohes nationales und internationales Renommee sich auf die lieblichen und edelsüßen Weine gründet, möchten ihre Marktchancen bei den zusehends nachgefragten Tischweinen nicht verlieren. Festzustellen war, daß die trockenen Rieslinge von Mosel, Saar und Ruwer mit ihrer Säure dann sehr gut schmeckten, wenn sie Restsüße am oberen Level und ausgleichenden Stoff hatten. Unter den trockenen Spätlesen fielen auf, wobei die Aufzählung jeweils zugleich einer Qualitätsfolge entspricht: Brauneberger Juffer Sonnenuhr (Fritz Haag), Graacher Domprobst (Dr. Weins-Prüm), Dhronhofberger und Leiwener Laurentiuslay (Grans-Fassian), Eitelsbacher Karthäuserhofberg (Christoph Tyrell), Saarburger Kupp (Dr. Wagner), Schloss Lieser (Schloss Lieser), Saarburger Rausch (Geltz-Zilliken) und Oberemmeler Hütte (von Hövel). Tyrell stellte eine sehr gute trockene Auslese Eitelsbacher Karthäuserhofberg vor. Unter den lieblichen (fruchtigen) Kabinettweinen ragten heraus: Ürziger Würzgarten (Dr. Loosen), Graacher Domprobst (Willi Schaefer), Berncasteler Doctor (Dr. H. Thanisch, Thanisch Erben), Wehlener Sonnenuhr (Geheimrat J. Wegeler Erben), Scharzhofberger (Egon Müller-Scharzhof), Saarburger Rausch (Geltz-Zilliken), Erdener Treppchen (Dr. Loosen), Graacher Himmelreich (Willi Schaefer), Wehlener Sonnenhuhr (von Joh. Jos. Prüm und von Dr. Weins-Prüm), Kanzemer Altenberg (von Othegraven), Schloss Lieser (Schloss Lieser), Piesporter Goldtröpfchen (St. Urbans-Hof), Ürziger Würzgarten (Joh. Jos. Christoffel Erben), Trittenheimer Riesling (Grans-Fassian), Brauneberger Juffer Sonnenuhr (Fritz Haag), Graacher Himmelreich (Dr. Weins-Prüm) und Serriger Schloss Saarsteiner (Schloss Saarstein), Unter den lieblichen Spätlesen gefielen: Graacher Domprobst (Willi Schaefer), Wehlener Sonnenuhr (Joh. Jos. Prüm), Berncasteler Doctor (sowohl von Dr. H. Thanisch, Thanisch Erben, als auch von Geheimrat J. Wegeler Erben), Erdener Treppchen (Dr. Loosen), Trittenheimer Felsenkopf (Milz-Laurentiushof). Brauneberger Juffer Sonnenuhr (Fritz Haag), Piesporter Goldtröpfchen und Ockfener Bockstein (St. Urbans-Hof), Wehlener Sonnenuhr (Dr. Weins-Prüm), Piesporter Goldtröpfchen (Grans-Fassian), Saarburger Rausch (von Dr. Wagner und von Geltz-Zilliken), Wehlener Sonnenuhr (Dr. Loosen), Graacher Domprobst (Dr. Weins-Prüm), Scharzhofberger (von Hövel), Piesporter Goldtröpfchen Schubertslay (Vereinigte Hospitien), Eitelsbacher Karthäuserhofberg (Tyrell) und Wawerner Herrenberger (Dr. Fischer). Die vorgestellten lieblichen Auslesen schmeckten im allgemeiner weniger restsüß als gemeinhin von Auslesen erwartet wird. Auszunehmen waren Berncasteler Doctor (von Dr. H. Thanisch, Thanisch Erben, und von Geheimrat J. Wegeler Erben), Graacher Domprobst Nr. Fuder 14 (Willi Schaefer), Wehlener Sonnenuhr und Graacher Himmelreich (Joh. Jos. Prüm) und Lieser Niederberg Helden (Schloss Lieser). Schloss Saarstein bestätigte mit seinem hervorragenden Eiswein (Serriger Schloss Saarsteiner), daß 2002 zumindest in diesem höheren Prädikatsbereich vorzügliche Riesling-Kreszenzen hervorgebracht hat. Noch ein Nachwort: Die Eigenart des Jahrgangs, der groß für die früher reifen Rebsorten wurde, zeigte sich folgerichtig darin, daß die trockenen weißen und grauen Burgunder sehr gut gelangen, wie S. A. Prüm, Bert Simon und Schloss Saarstein unter Beweis stellten. (he)

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.