Bordeaux: Crus-Bourgeois-Klassement annulliert

Das Horrorszenario ist eingetreten: Das Verwaltungsgericht in Bordeaux annullierte am Dienstag das Klassement der Crus Bourgeois von 2003.

Damit ist die Arbeit von fünf Jahren zunichte gemacht. Noch viel größer, wenn nicht für alle Zeit irreparabel, dürfte der Imageschaden am Begriff Crus Bourgeois sein, der nun völlig im luftleeren Raum hängt. Thierry Gardinier, der Präsident der Alliance des Crus Bourgeois, hatte das Unheil im Interview mit WEINWIRTSCHAFT bereits kommen sehen, jedoch immer noch auf einen positiven Ausgang gehofft (das ausführliche Interview lesen Sie in WW 5/2007, die am Samstag erscheint).

Gegenüber der französischen Presse beklagte er gestern nach der Urteilsbekanntgabe: »Vor allem die weniger bekannten unter den als Crus Bourgeois klassifizierten Châteaux werden darunter leiden.« Sie wären, so Gardinier, in der Vermarktung auf die unterstützende Wirkung des Begriffs Cru Bourgeois als eine Art Qualitätsgarantie angewiesen gewesen. Diese Chance ist nun vertan.

Freie Begriffsverwendung

Da der Begriff jetzt völlig frei zu verwenden ist, dürfte selbst der Tiefstpreis von 4,99 im deutschen Handel nicht mehr lange zu halten sein. Theoretisch kann sich nun jeder in einer der acht Appellationen des Médoc erzeugte Wein Cru Bourgeois schimpfen (16.000 ha, davon wurden 2003 rund 40% als Crus Bourgeois klassifiziert). Gardinier will aber nicht aufgeben: »Wir, die Gruppe der 2003 klassifizierten Châteaux, haben nächste Woche unsere Generalversammlung. Dann werden wir unsere weitere Strategie diskutieren.«

Schlimme Konsequenzen drohen auch im Fall des Klassements von Saint-Emilion. Auch hier haben einige Betriebe, die bei der Neuauflage im vergangenen Jahr abgewiesen oder gestrichen wurden, geklagt. Sie bedienen sich der gleichen Argumente, die den Crus Bourgeois zum Verhängnis wurden: Parteilichkeit der Jury, Vorgehensweise bei der Prüfung, Besuche der Châteaux. Fortsetzung folgt. (sas)

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.