Kommentar: Thürers Attacke - Früher war es auch schon toll!

Nur wer cool ist, darf mitspielen. Das war schon früher in der Schule so und gilt auch heute noch in der Gastronomie. Gerade die Systemer kupfern daher oftmals aus der hippen Individual-Gastro ab – und sei es nur der Look. Diese Idee hatte man auch bei Nordsee, doch deren Versuch ging leider voll in die klamme Seemannsbuxe. Neulich hatte ich mich in einen dieser redesignten Läden verirrt und auf einem der mittlerweile allgegenwärtigen Indusriestyle-Hockern Platz genommen, als mein Blick an einem riesigen Wandbild hängen blieb. Klar, Retro ist cool. Schwarz-Weiß-Fotografien auch. Aber für ein kurzes Hinterfragen des Bildes, welches mittlerweile die meisten relaunchten Filialen ziert, scheint wohl keine Zeit mehr gewesen zu sein. Ganz und gar nicht cool ist es nämlich, unter den traurigen Augen von ausgebeuteten, müde und gehetzt blickenden, gerade eben der Leibeigenschaft entgangenen Netzflickern aus Zeiten der Jahrhundertwende zu speisen. Dem einzigen Fettleibigen auf dem Bild, dem streng dreinschauenden Aufseher nämlich, fehlt nur noch die Peitsche in der Hand. Aber hey, das Bild stammt aus dem firmeneigenen Archiv! Toll, oder?
 
Alexander Thürer
Redaktion fizzz
[email protected]

fizzz 04/2024

Themen der Ausgabe

Juliane Winkler, Berlin

Juliane Winkler, die Restaurantleiterin des „Nobelhart & Schmutzig“ in Berlin liebt ihren Beruf. Und setzt sich mit
#proudtokellner dafür ein, dass er mehr Wertschätzung erhält.

Aperitivo-Konzepte

Die Aperitif-Kultur ist auf dem Vormarsch – wir zeigen brandaktuelle Gastro-Beispiele.

Le Big TamTam

Der neue Hamburger Food-Markt setzt Maßstäbe − auch bei der Zusammenarbeit der Betreiber.