Ausgabe 06/2019

Nach der Messe …

Titel WW06/19

Glücklich. Die ProWein ist geschafft. Eine Mega-Veranstaltung, die uns alle fordert. Monatelang wird auf die drei Messe-Tage hingearbeitet und kaum da, verfliegt die Zeit wie nix. 
Ich weiß gar nicht, was ich zuerst sagen soll. Ein bisschen betäubt ist man nach den drei Tagen. Wie geht es Ihnen? War’s erfolgreich? Sind alle Ziele erreicht worden? Was lief gut und was funktionierte nicht? Abgerechnet wird am Ende und jeder wird für sich Resümee ziehen, ob sich eine Teilnahme gelohnt hat oder auch nicht. Messen sind eine teure Angelegenheit und Geld kann man nur einmal ausgeben.
Mein Eindruck ist, dass viele Aussteller wie Besucher zufrieden nach Hause fahren. Aber zuerst will ich Dank sagen. Dank sagen an alle, die mitgeholfen haben, diese einmalige Schau auf die Beine zu stellen. Dank an alle Aussteller, die die Messe finanzieren und Dank an alle Besucher, die den Grund dafür liefern, dass die Messe überhaupt stattfindet. Klar, jeder verfolgt seine eigenen Ziele, will Erfolg haben, will Geld verdienen und seine Unternehmungen voranbringen. Auf einer Messe für Profis treffen höchst unterschiedliche Interessen aufeinander und jeder bringt seinen ganz eigenen, individuellen Beitrag ein. Deshalb erscheint es wie ein kleines Wunder, dass sich am Ende alles zu einem großen Ganzen fügt und aus den Puzzleteilen eine großartige Weinmesse entsteht, von der jeder profitiert. 
Und warum funktioniert so etwas? Messen sind die ideale Form freier Märkte. Angebot und Nachfrage treffen nirgends unmittelbarer aufeinander als auf solchen Marktplätzen, wenn sich Menschen von Angesicht zu Angesicht begegnen. 
Die gesamte Weinwelt versammelte sich in Düsseldorf. 61.500 Besucher sind auch diesmal wieder gekommen. Mal ehrlich: Kann es viel mehr Weinprofessionals geben? Ich glaube kaum. Die ProWein ist wirklich zur internatinalen Leitmesse geworden. Irgendjemand sagte zu mir in den drei Tagen, dass er bewundere, wie die Messe es schaffe, Ordnung in dieses Chaos zu bringen. Er hat recht. Mit 7.000 Ausstellern ist die ProWein eine einmalige Erscheinung im Reigen der Fachmessen. Andere Organisationen wären leicht überfordert. Also, meine Damen und Herren, wenn wir schon mal dabei sind, dann loben wir doch mal die ProWein-Macher der Messe Düsseldorf, die dieses Kunststück zum 25-jährigen Jubiläum auch mit der 26. Ausgabe wieder gemeistert haben.
Wenn wir schon mal bei Lob und Bekenntnissen sind: Ich fahre immer mit einem schlechten Gewissen nach Hause. Hunderte, nein tausende Erzeuger, Händler und Weinanbieter kenne ich nicht, weder ihre Betriebe noch ihre Weine. Ich denke an die vielen Erzeuger aus Osteuropa und Südosteuropa aus Ländern wie Ungarn, der Republik Moldau, Georgien, Slowenien oder Kroatien. Ich denke an die vielen Südamerikaner, Australier oder Kalifornier. Ich hätte gerne alle kennengelernt, ihre Weine verkostet und ein paar Sätze darüber gesprochen. Mein schlechtes Gewissen sagt mir, dass ich nur einen Bruchteil schaffen konnte. Ich hätte mir mehr gewünscht. Wie viele Erzeuger sind aus den traditionellen Gebieten Deutschlands, Italiens, Spaniens oder Frankreichs vor Ort, wo es sich lohnen würde, genauer hinzuschauen? 
Für Besucher ist die ProWein wahrlich die Qual der Wahl. Für mich fehlt ein vierter Messetag.
Überall wo auf der Welt Reben angebaut werden, gibt es gute Weine, die es wert wären, verkostet zu werden. Immer wieder Neues zu entdecken oder das bekannte in Form des neuen Jahrgangs zu probieren, das macht den Reiz des internationalen Weingeschäftes aus. Die ProWein hat darin ihren Platz gefunden und das dürfte auch die nächsten Jahre so sein. Als indigene Messen haben die Vinitaly, die Vinexpo oder die Wine Paris ihre Bedeutung. Auf internationalem Parkett spielt die Musik in Düsseldorf, im Übrigen Hauptstadt einer 18 Mill. Einwohner-Region in der Mitte Europas.

Hermann Pilz
Chefredakteur Weinwirtschaft
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