Ausgabe 03/2015

Saison ist eröffnet: Das Frühjahr ist traditionell die Zeit der Weinmessen. Der Terminkalender ist 2015 besonders dicht gedrängt.

Ausgabe 03/2015

Frühjahr gleich Messezeit. Die ersten kleineren Messen sind bereits passé. An der Berichterstattung in der WEINWIRTSCHAFT lässt sich sehr schön die veränderte Bedeutung der einzelnen Veranstaltungen ablesen. Während der Salon des Vins de Loire als klassische Regionalmesse schwer um Aussteller und Publikumsgunst zu kämpfen hat, bleibt die Millésime Bio ungebremst auf Wachstumskurs. Aufgrund des guten Besucherzuspruchs sollen laut den Veranstaltern im nächsten Jahr 100 weitere Aussteller zugelassen werden. Das zeigt, welche Bedeutung aktuell das Bio-Thema auf dem Weinmarkt genießt. Dabei geht es gar nicht so sehr darum, dass der Fachhandel besonders großen Wert darauf legt, die Weine seiner Lieferanten als Biowein deklarieren und verkaufen zu können. Engagierte Fachhändler sind vielmehr auf der Suche nach individuellen Erzeugern, die authentische und hochwertige Weine erzeugen. Genau diesen Anspruch erfüllen die Sauvignon Blancs aus den Appellationen des Centre Loire, wie die Verkostung in dieser Ausgabe eindrucksvoll beweist. Ähnlich spannend ist auch das Angebot der Chenin Blancs aus dem mittleren Loiretal. Dass es der Messe in Angers dennoch schwerfällt, internationale Fachhändler in ausreichender Zahl anzulocken, dürfte mehrere Gründe haben: Das Fehlen vieler Spitzenerzeuger aus dem Loiretal als Aussteller, die Beschränkung auf eine einzelne Region und die terminliche Nähe zur erstarkten Millésime Bio.

Der Messeterminkalender im Frühjahr ist dicht gefüllt. Der Wettbewerb wird immer intensiver. Die Biofach in Nürnberg steht als Leitmesse der Bio-Branche bereits in den Startlöchern, bei Fachhändlern äußerst beliebt ist auch die Veranstaltung Découvertes en Vallée du Rhône, die einen äußerst detaillierten Überblick über das aktuelle Angebot in Frankreichs Trendregion Nummer 1 liefert. Alle werden jedoch überragt von der ProWein, die sich längst als die große internationale Weinmesse etabliert hat. Weniger gesellschaftliches Event als die Vinexpo in Bordeaux, bei der sich das wirkliche Geschehen längst auf die zahlreichen Châteaux im Médoc oder Saint-Émilion verlagert hat. Viele der internationalen Gäste sind fünf Tage in Bordeaux, davon ein, maximal zwei Tage auf dem Messegelände unterwegs. Die ProWein liefert das gegenteilige Bild: Man hat den Eindruck, die Messe könnte rund um die Uhr öffnen und die Messehallen wären durchgängig frequentiert.

Wer sich tatsächlich den Luxus gönnen kann, einen Nachmittag für externe Veranstaltungen zu investieren, kann eigentlich keine wirklich bedeutende Rolle im Weinhandel spielen. Auch WEINWIRTSCHAFT hat mit dieser Ausgabe schon einmal den Countdown gestartet. Nicht nur aufgrund des Umzugs auf die andere Seite des Messegeländes, verbunden mit einer kompletten Neustrukturierung der Ausstellerfläche, scheint die Branche in diesem Jahr dem Messestart besonders entgegenzufiebern. Doch damit nicht genug: Gleich im Anschluss an die ProWein wird sich eine Karawane aus Düsseldorf auf den Weg über den Brenner machen, mit der Hoffnung bei der Vinitaly mit ihrem unverwechselbar italienischen Flair auch ein wenig Frühling einatmen zu können. Dafür ist in Düsseldorf mit Sicherheit keine Zeit.

Wer auf den Messen an den Ständen der Aussteller nach Neuheiten Ausschau hält, sollte sich jedoch nicht nur mit dem Hallenplan auskennen. Auch die fünf Kategorien von Wein, die aus den EU-Reformen zur Einheitlichen Gemeinsamen Marktorganisation (GMO) hervorgegangen sind und bisher in den Mitgliedsländern auf recht unterschiedliche Weise umgesetzt worden sind, sorgen hier und da für irritiertes Kopfschütteln. AOC, AOP, DAC, DOC, DOP, g. g. A., g. U., m. f. G., mit freundlichen Grüßen … Wir bringen Sie in dieser Ausgabe auf den aktuellen Stand. Viel bürokratischer Aufwand, der ja nicht nur im Weinbereich betrieben wurde. Es wäre schon ziemlich grotesk, wenn mit dem viel diskutierten Freihandelsabkommen TTIP zwischen EU und den USA ein Teil dieser wunderbar geschützten Herkunftsbezeichnungen nicht mehr das Papier wert wären, auf dem die Brüsseler Bürokraten ihre Beschlüsse besiegelten.