Meiningers Deutscher Pinot-Preis 2023 // Photo Credit: AD LUMINA
Meiningers Deutscher Pinot-Preis 2023 // Photo Credit: AD LUMINA

Meiningers Deutscher Pinot-Preis 2023

ALLER GUTEN PINOTS SIND DREI

2023 ging Meiningers Deutscher Pinot-Preis in die dritte Runde. Noch mehr angestellte Weine als in den beiden vorherigen Wettkämpfen, anspruchsvolle Jahrgänge sowie eine Mischung aus Etablierten, Aufsteigern und Geheimtipp-Betrieben garantierten spannendes Verkosten und angeregte konstruktive Diskussionen. Wir haben uns durchprobiert und richten die Scheinwerfer auf Deutschlands beste weiße Burgunder-Interpretationen.

Stellen Sie sich folgende Situation vor: Ein Abendessen im großen Freundeskreis, auf den Tellern gute und bodenständige Gerichte, am Tisch sitzt von ambitionierten, interessierten Vinophilen bis zu relativ unbefleckten Fast-Nie-Weintrinkerinnen und -trinkern eine bunt gemischte Runde. Die Weinkarte ist überschaubar, jeder stöbert ein bisschen und es kristallisiert sich folgende Abmachung heraus: „Lasst uns erst mal eine Flasche bestellen und alle trinken mit.“ Worauf wird die Wahl wohl fallen? Weiß- oder Rotwein? Deutsch oder international? Statistisch untermauert und mit der Erfahrung aus unzähligen Jahren als Beobachter der Weinbranche, sowohl privat als auch bei Tastings und Wettbewerben, können wir aus Sicht der Redaktion sagen: In der Flasche wird tendenziell ein Weißwein sein, und er wird sehr wahrscheinlich aus Deutschland kommen. Bei der hiesigen Einkaufsstatistik do -minieren seit einiger Zeit Weißweine, zwei Drittel der deutschen Anbaufläche sind mit weißen Rebsorten bestockt. Wird es also ein Sauvignon Blanc? Möglich, doch mit seiner expressiven bis lauten Aromatik dürfte er das Publikum spalten. Ein Riesling? Legendär, aber vielen zu sauer. Bacchus, Kerner oder Scheurebe? Meistens zu altbacken, zu bräsig, zu duftig – und übrigens alle stark rückläufig im Anbau mit einem Schwund im vierstelligen Hektarbereich seit 1995. Wir legen uns daher sogar noch konkreter fest: In der Flasche wird tendenziell ein Wein aus den Sorten Weißburgunder, Grauburgunder oder Chardonnay sein. Für alle drei zeigt die Beliebtheitskurve steil nach oben, seit 1995 hat jede von ihnen im vierstelligen Hektarbereich an Fläche gewonnen (mehr als alle anderen weißen Rebsorten), sie sind sprichwörtlich in aller Munde. Was diese drei Sorten im besten Fall auszeichnet, ist Frische, angenehm dosierte bis präsente Frucht, moderate Säure und vor allem: Vielseitigkeit. Weißund Grauburgunder oder Chardonnay passen irgendwie immer und können von jung, leicht und unkompliziert bis reif, kräftig und komplex quasi alles. Der Markt ist voll von ihnen, egal ob im Restaurant, in der Weinhandlung oder im Supermarkt, und für uns als Fachverlag war das im Jahr 2021 der Anlass, diese Gemengelage zu sichten, zu überprüfen und zu bewerten – die Geburtsstunde unseres Wettbewerbs Meiningers Deutscher Pinot-Preis.

Dass diese Weinart angesagt bleibt, zeigt sich schon beim Blick auf die Anmeldungen: Für die dritte Auflage des Wettbewerbs Anfang November 2023 hatten unsere Jury-Expertinnen und -Experten aus den Bereichen Handel, Gastronomie, Produktion und Journalismus insgesamt 480 Stillweine (weiß und Blanc de Noirs) auf den Tischen – und damit noch etwas mehr als in den beiden Jahren zuvor. Das Burgundersorten-Mekka verteilt sich dabei nach wie vor auf die Pfalz (173 Weine), Baden (116) und Rheinhessen (77), aus diesen drei Gebieten stammen auch fast sämtliche Gewinner- und Podiumsplatzierungen. Im Verfolgerfeld zeigt sich einmal mehr, dass sich auch Württemberg speziell für Weißburgunder und Chardonnay zur Top-Destination entwickelt. Jahrgangstechnisch dominierte mit 353 Proben klar der junge 2022er, preislich bleibt es mit 414 von 480 Weinen unter 20 € und einem Durchschnittspreis von 13,33 € übrigens sehr leistbar und geerdet.

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