Alexander Limp, Marketing Manager von Schmucker, erklärt, warum die Odenwälder Privatbrauerei es plötzlich auf die Städter abgesehen hat. (Foto: Schmucker)
Alexander Limp, Marketing Manager von Schmucker, erklärt, warum die Odenwälder Privatbrauerei es plötzlich auf die Städter abgesehen hat. (Foto: Schmucker)

„Wir schärfen das regionale Profil“

Alexander Limp, Marketing Manager bei Schmucker erklärt, warum die Privat-Brauerei aus dem Odenwald sich mitten in der Coronakrise neu positioniert, und auf wen sie es künftig abgesehen hat.

Herr Limp, die Privatbrauerei Schmucker will sich neu positionieren - hängt der Strategiewechsel mit der Corona-Pandemie zusammen oder was ist der Grund für die Veränderung?

Die SARS-2 Pandemie ist kein Auslöser – leider eher ein Bremser. Hintergrund der neuen Kampagne ist kein wirklicher Strategiewechsel, sondern vielmehr ein Schärfen des regionalen Profils von Schmucker. Seit 2013 wächst die Brauerei und Marke kontinuierlich auf kleinem Niveau, 1,5 – 2,5 Prozent pro Jahr. Diese positive Entwicklung im heftig umkämpften Biermarkt ist auf eine gemeinsame Anstrengung des gesamten Teams zurückführen, dessen höchste Maxime immer die maximal mögliche Qualität im Produkt und im Handeln ist. Zudem möchten wir die Rhein-Main Region verstärkt darauf aufmerksam machen, dass im Odenwald ein hervorragendes Bier gebraut wird und sich die Region als Naherholung toll anbietet.

Wie ist Schmucker zuvor positioniert gewesen am Markt?

Wir haben uns seit dem Markenrelaunch, den Andreas Unger bereits konzeptionell als auch gestalterisch begleitete, immer als die regionale Heimatbrauerei aus dem Odenwald für die Metropolregionen Rhein-Main und Rhein-Neckar verstanden und tun dies nun stärker als zuvor und möchten dies mit einem Kampagnenmotiv und einer 360 Grad-Kommunikation unterstreichen.

Welche Parameter haben sich für Schmucker verändert?

Die aktuelle Kampagne war nicht mehr „scharf“ genug und zu sehr auf den Kernmarkt des Odenwalds ausgerichtet. Die neue Kampagne zielt auf den Urbanen Need nach Entschleunigung, Entspannung und Genuss.

Was konkret soll verändert werden an der Marke, um die Neupositionierung von Schmucker für den Konsumenten erfahrbar zu machen?

Die Ansprache und die Verbindung zu unserer Heimat, dem Odenwald und seinen Attraktionen, Ruhe und Gastronomieangeboten, wird gestärkt werden durch die Kommunikation und Verkaufsförderungsaktionen (VKF), die diesen Kern bedienen.

Was bedeutet die strategische Neuausrichtung für die Vermarktung am Point of Sale?

Der PoS wird mit einer zur Kampagne passenden VKF-Aktion unterstützt, an deren konkreten Ausgestaltung wir unter anderem aktuell arbeiten.

Wie viel Freiheiten überlässt Ihnen die Unternehmensmutter, die Paulaner-Gruppe, bei der Neupositionierung?

Seitens der Kollegen in München gibt es hier keine konkreten Vorgaben. Im Gegenteil, wir erfahren hier sehr viel Unterstützung sowie Wertschätzung und erhalten viel Wissenstransfer und Hilfe. So können auch wir, als kleinerer Teil, sehr professionell arbeiten und auftreten und unseren Teil für den Erfolg der Gruppe beisteuern.

Wie gut hat die Privatbrauerei Schmucker bislang die Krise überstanden?

Bisher sind wir mit unseren Maßnahmen relativ gut durchgekommen. Wobei wir in ausgewählten Abteilungen in Kurzarbeit waren, aus der wir erst zum Ende Juli wieder herausgekommen sind. In der Zeit des Lockdowns haben wir, wie alle anderen Brauereien, keinen Hektoliter Bier in der Gastronomie oder auf Veranstaltungen verkauft. Das belastet unsere Wirtschaftlichkeit natürlich sehr. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen der Paulaner Brauerei Gruppe haben wir dazu noch die Gastro Starthilfe Aktion aufgelegt, bei der wir die Gastronomie mit Gratisbier bei der Wiedereröffnung nach dem Lockdown gestützt haben. Im Handel haben wir ein leichtes Plus verzeichnet.

Wie hoch ist bei Schmucker der Fassbieranteil und wie hoch der Flaschenanteil?

Wir haben zirka 20 Prozent Fassbier-Anteil und 80 Prozent Flaschenbier Anteil.

Wird es zu den 20 Schmucker-Spezialitäten in diesem Jahr noch weitere Sorte geben?

Unsere Odenwälder Bier-Spezialitäten sind vorerst komplett und wir planen für dieses Jahr keine weitere auf den Markt zu bringen. Vielmehr versuchen wir unserer Sorten, insbesondere im Online B2C-Geschäft zu attraktiven Bundeln zu packen. So wie aktuell unser Gold-Bierpaket zur aktuellen Prämierung mit dem Bundesehrenpreis in Gold.

Welche wirtschaftliche Entwicklung erwarten Sie bis zum Ende dieses Jahres?

Wir erhoffen uns, dass es keinen zweiten Lockdown gibt, und wir sehnen uns nach Normalität. Da die Gastronomie-, Kultur- und Veranstaltungsbranche noch immer größeren Restriktionen unterworfen ist, erwarten wir hier nicht die Rückkehr zum normalen Tagesgeschäft und rechnen aktuell damit, dass wir zirka 35-40 Prozent weniger Fassbier als im Vorjahr verkaufen werden. 

Interview: Pierre Pfeiffer

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GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.