Baroness Philippine de Rothschild (Foto: Karl Lagerfeld)
Baroness Philippine de Rothschild (Foto: Karl Lagerfeld)

Eine Grande Dame des Weines

Philippine de Rothschild 22.11.1933 – 23.8.2014

Mouton-Rothschild: Der Inbegriff Bordelaiser Weinkultur ist ein Lebenswerk, begonnen von Baron Philippe de Rothschild (1902-1988) und fortgeführt von seiner Tochter Philippine – bis zum 23.8.2014. Seit den 1970 Jahren fungierte die am Pariser Conservatoire National d’Art Dramatique ausgebildete und viele Jahre an der berühmten Comédie Française engagierte leidenschaftliche Theaterschauspielerin  zur weltweit angesehenen Botschafterin nicht nur der familieneigenen Weingüter, sondern für Bordeaux und den Wein schlechthin. Als Eigentümerin (gemeinsam mit ihren drei Kindern) unter anderen der Châteaux Mouton-Rothschild, d’Armailhac und Clerc-Milon sowie seit 1988 als Aufsichtsratsvorsitzende der Baron Philippe de Rothschild SA hielt sie die Anteilsmehrheit und sorgte so dafür, dass das Unternehmen bis heute im Familienbesitz blieb. Sie bestimmte mit weitblickenden Investitionen auch in anderen Weinregionen Frankreichs und der Welt den Kurs des Unternehmens, das heute zu den führenden Exporteuren von AOC-Bordeaux-Weinen und Erzeugern hochwertiger Markenweine zählt. Mit dem chilenischen Erzeuger Concha y Toro rief sie 1997 den Premiumwein Almaviva ins Leben und setzte damit die von ihrem Vater begonnene („Opus One“) Tradition internationaler Joint Ventures fort. Nicht zuletzt wählte sie jährlich die Künstler aus, die das berühmte Etikett des Mouton-Rothschild gestalteten.

Ihre Kindheit, die sie während des Krieges in Frankreich verbrachte, war überschattet vom Tod der Mutter in einem deutschen Konzentrationslager (1945). Ihr Vater hatte sich General de Gaulle angeschlossen. Nach ihrer ersten Ehe mit dem Theaterregisseur Jacques Sereys war sie mit dem Gelehrten und Schriftsteller Jean-Pierre de Beaumarchais verheiratet. Ihre drei Kinder wurden 1961, 1963 und 1971 geboren; ihr Sohn Philippe ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. Die charismatische und unermüdliche, dabei stets bescheidene und doch ihrer Verantwortung voll bewusste Baronin war Offizier der Ehrenlegion und Officier des Arts et des Lettres. In den letzten Jahren lebte sie zurückgezogen. Am 23. August 2014 ist sie im Alter von 80 Jahren in Paris gestorben.

Die Weinwelt verliert in ihr eine jener großen Persönlichkeiten, deren Namen jeder Genießer mit Ehrfurcht nennt und die wie wenige die Weinkultur prägen. Der Meininger Verlag wird ihr ein ehrendes Andenken bewahren.