Warsteiner verlässt Brauer-Bund

Nachdem Anfang Dezember die Radeberger Gruppe die Mitgliedschaft im Brauer-Bund gekündigt hatte (wir berichteten), verlässt nun auch die Warsteiner Gruppe den Verband. Mit Oettinger, Krombacher, Radeberger und Warsteiner werden künftig rund 30 Prozent Marktanteil im deutschen Biermarkt nicht mehr durch den Brauer-Bund vertreten sein. Nach Informationen der GZ steht auch bei anderen großen Brauern und Braugruppen die Mitgliedschaft auf dem Prüfstand. "Wir werden sicherlich nicht als letzter beim Brauer-Bund das Licht ausmachen", so ein Geschäftsführer einer großen Premiumbrauerei gegenüber der GZ. Es gibt zwischenzeitlich bereits Überlegungen über einen eigene Interessensvertretung der großen Brauer.

Die Warsteiner Brauerei hat ihre Mitgliedschaft im Verband Rheinisch-Westfälischer Brauereien, einem der Landesverbände des Deutschen Brauer-Bundes, ordentlich zum 31.12.2008 gekündigt. Zu diesem Schritt sah sich die Sauerländer Privatbrauerei nun gezwungen, da schon im Jahr 2004 eine Fortsetzung der Mitgliedschaft an eine notwendige Optimierung der Arbeit des Deutschen Brauer-Bundes (DBB) geknüpft wurde. Diese bewertet Warsteiner heute leider als nur unzureichend erfüllt. Außerdem wünscht sich die Brauerei die Möglichkeit einer direkten Mitgliedschaft bei der Bundesvertretung aller deutschen Brauereien. Im Einzelnen verweist die Warsteiner Brauerei bei ihrer Entscheidung auf folgende Gründe:

· keine besondere Effektivität für die deutschen Brauereien bei ihrer Vertretung durch den DBB im Europäischen Brauer-Bund;

· ausbleibende, gewünschte engere Zusammenarbeit zwischen DBB und der Versuchs- und Lehranstalt für Brauerei in Berlin sowie der Fachhochschule Weihenstephan;

· ausbleibende, zeitgemäße Reorganisation der Verbandsstrukturen, da die deutschen Brauer trotz länderübergreifender unternehmerischer Verzahnungen und voranschreitender Internationalisierung auch weiterhin in sechs verschiedenen Landes- bzw. Länderverbänden, dem Verband der Ausfuhrbrauerein und dem DBB repräsentiert werden.

"Wir halten es für sinnvoll und geboten, alle zur Verfügung stehenden Mittel personeller und materieller Art zu konzentrieren: Den deutschen Brauereien und Brauereigruppen sollte eine direkte Mitgliedschaft bei der Bundesvertretung aller deutschen Brauereien ermöglicht werden", erläutert Albert Cramer, geschäftsführender Gesellschafter der Warsteiner Brauerei, das Anliegen der Brauereigruppe. "So könnte endlich eine fruchtbringende Repräsentation der gemeinsamen Interessen gegenüber Regierung und Politik als auch gegenüber der Öffentlichkeit gewährleistet werden", fügt er hinzu. In diesem Zusammenhang geht es dem Unternehmen auch um zukünftige Pfandregelungen. Die zum 1. April 2007 greifende Umstellung beim Fasspfand hat der DBB aus Sicht von Warsteiner nicht zufrieden stellend begleitet. Bei der Pfandregelung für Mehrwegflaschen bestünde zudem offensichtlich noch Handlungsbedarf. Denn die Mehrzahl der Weinflaschen sind im Gegensatz zum Bier pfandfrei. "Das Pfand für eine Glasflasche Bier beträgt acht Cent, für eine Glasflasche Cola werden 15 Cent erhoben, für eine Einweg-Glasflasche 25 Cent. Oder es ist kostenlos. Hier ist eine Anpassung der Pfand-Systeme mehr als überfällig", führt Albert Cramer weiter aus. Vor dem Hintergrund eines sich verschärfenden Verdrängungswettbewerbes mit anderen Produkten fordert die Warsteiner Brauerei zum anderen eine generische Produktwerbung für Bier. Dazu Albert Cramer: "Wir sind überzeugt, dass eine gemeinschaftliche Kreativ-Kampagne jenseits der jeweils eigenen Markenkommunikation noch viel Potenzial im täglichen Substitutionswettbewerb mit anderen Getränken haben könnte".

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.