Aufregung um Bierpreise

Deutscher Brauer-Bund. Mit seiner Prognose, dass der Bierpreis in den nächsten Jahren um mindestens 40 Prozent steigen wird, hat Brauer-Bund-Präsident Dr. Richard Weber für Aufregung gesorgt. Dass die steigenden Preise u.a. mit erhöhten Rohstoffkosten begründet werden, ist den Landwirten bitter aufgestoßen.

"Bierpreissteigerungen um bis zu 40 Prozent mit drastisch gestiegenen Rohstoffpreisen zu begründen, ist eine Täuschung der Verbraucher und eine bodenlose Frechheit gegenüber uns Landwirten als Braugerstenanbauer. Deshalb weise ich diese unqualifizierte Begründung mit aller Entschiedenheit zurück." Mit diesen Worten hatte sich der Präsident des Hessischen Bauernverbandes, Friedhelm Schneider, in einem Schreiben an den Präsidenten des Deutschen Brauer-Bundes, Dr. Richard Weber, gewandt.
Weber hatte auf dem diesjährigen Brauertag in Augsburg unter anderem die steigenden Preise für Braugerste als Grund für die kommenden Bierpreissteigerungen um bis zu 40 Prozent genannt. Manfred Paul, Vorsitzender des Bauernverbandes Gießen/Wetzlar/Dill, rechnet jedoch hoch, dass auf einen Kasten Bier der Anteil der Braugerste weniger als 40 Cent betrage. Wenn die Preise für Braugerste tatsächlich der Maßstab für die Bierpreise seien, dann müsste Bier in den letzten Jahren billiger geworden sein. Die Erzeugerpreise für Braugerste seien von 2002 auf 2004 nämlich um rund 40 Prozent gefallen. Da dürfe sich dann die Brauwirtschaft nicht darüber wundern, dass die Landwirte verstärkt auf erneuerbare Energien setzten.
Auf dem Brauertag in Augsburg forderten die deutschen Brauer die sofortige Einstellung von Subventionen für die Förderung und Gewinnung von Bioenergie. "Der Energiesektor und der Nahrungsmittelsektor konkurrieren zunehmend um ein und dieselben Agrarrohstoffe und Anbauflächen", so Weber, der darauf verwies, dass die Brauwirtschaft bei Braugetreide in den vergange-
nen 18 Monaten eine Preissteigerung von etwa 50 Prozent erfahren habe. Das sei nicht die bloße Folge einer originären Marktentwicklung, sondern das Ergebnis einer einseitigen Förderung der Bioenergie bzw. "einer politisch induzierten Wettbewerbsverzerrung".
Im Hinblick auf die alkoholpolitische Ausrichtung der EU-Kommission forderte Weber dazu auf, endlich von Werbeverboten und Abgabebeschränkungen Abstand zu nehmen. "Menschen, die das rechte Maß im Umgang mit Alkohol nicht einhalten können, werden sich durch solche Verbo-te und Beschränkungen nicht
davon abhalten lassen, diesen schädlichen Konsum fortzusetzen", so Weber. Anstatt alkoholhaltige Getränke unter "Generalverdacht" zu stellen, sei die Förderung der Eigenverantwortung zum verantwortungsvollen Umgang mit alkoholhaltigen Getränken sinnvoller und effizienter. Um dies zu fördern, habe der Deutsche Brauertag den Brauer-Kodex "Bier bewusst genießen" verabschiedet. "Damit wollen die Brauer bewusst ihre Verantwortung für ihre Produkte und den damit verbundenen Genuss und maßvollem Konsum übernehmen. Sie bekennen sich gegen jede Verharmlosung von übermäßigem Konsum von Alkohol und verzichten bewusst auf die Bewerbung ihrer Produkte speziell gegenüber Jugendlichen", erläuterte Weber.

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.