Testaufgaben zeigen, dass der Nutri-Score unter den vier untersuchten Modellen von Verbrauchern am besten verstanden wird. (Foto: Verbraucherzentrale)
Testaufgaben zeigen, dass der Nutri-Score unter den vier untersuchten Modellen von Verbrauchern am besten verstanden wird. (Foto: Verbraucherzentrale)

Julia Klöckner entscheidet sich für Nutri-Score

Die Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, Julia Klöckner, hat bekanntgegeben, den Nutri-Score für die Nährwertkennzeichnung in Deutschland einzuführen. Vorausgegangen war eine umfassende, wissenschaftlich fundierte sowie unabhängige Verbraucherforschung im Auftrag des Ministeriums.

Im deren Vorfeld hatte die Bundesministerin erst das Max Rubner-Institut eine ernährungswissenschaftliche Analyse zahlreicher Modelle durchführen lassen und dann alle Beteiligten an einen Tisch geholt. Gemeinsam mit den Koalitionsfraktionen, dem Verbraucherzentrale Bundesverband und dem Lebensmittelverband Deutschland (BLL) hatte sie beschlossen, welche Modelle genau in die Verbraucherforschung gegeben werden – die eine europarechtliche Voraussetzung für die Notifizierung ist. Deren Ergebnis liegt nun vor - ein entsprechender Verordnungsentwurf wird zeitnah von der Bundesernährungsministerin vorgelegt werden.

Julia Klöckner: "Als erweitertes Nährwertkennzeichen für Deutschland will ich den NutriScore einführen. Damit treffe ich eine valide Entscheidung in einer Debatte, die seit über einem Jahrzehnt sehr emotional - teils auch polarisierend - geführt wird. Umso wichtiger daher, dass wir mit der von uns durchgeführten wissenschaftlichen Analyse und Verbraucherforschung nun eine belastbare und verlässliche Datengrundlage haben.

Großer Wunsch der Verbraucher nach mehr Sicherheit

Der Wunsch der Verbraucher nach mehr Sicherheit und Transparent beim Kauf von Lebensmitteln – das zeigen die Ergebnisse – sei groß, so Klöckner. Für viele erscheine es bisher schwer, beim Thema gesunde Ernährung vieles richtig zu machen und sich sicher bei der schnellen Kaufentscheidung zu fühlen. Gerade in einer Zeit, in der vermehrt zu Fertigprodukten gegriffen werde, die teilweise zu viel Zucker, Salz oder Fette enthalten. Das habe gesundheitliche, aber auch volkswirtschaftliche Folgen, die die Ernärhungsministerin nicht hinnehmen will. "Mit dem NutriScore soll es nun eine Kennzeichnung auf der Vorderseite geben, die viele der Anforderungen erfüllt, die die Verbraucher an ein zusätzliches Nährwertkennzeichen formulieren: Er ist auf den ersten Blick erfassbar, leicht zu verstehen und nutzt die eingängige, bereits gelernte Farbwelt einer Ampel", erklärt Klöckner. Der NutriScore lasse dabei zwar keine Rückschlüsse auf die Zusammensetzung der Nährwerte zu. Verbraucher erwarten vor allem aber eine zusammenfassende Bewertung, die schnelle Orientierung gibt. Weitere Informationen könne man weiterhin der Nährwerttabelle sowie der Zutatenliste entnehmen, sagt die CDU-Politikerin.

Verbraucherverbände und Unternehmen begrüßen die Einfürhung des Nutri-Score

Armin Valet, Ernährungsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg, nimmt Stellung zur heutigen Ankündigung des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL):

„Wir begrüßen die Einführung des Nutri-Score in Deutschland. Durch die Farbabstufungen ist leicht zu erkennen, wo Zucker- und Fettfallen lauern. Die Kennzeichnung mit dem Nutri-Score hilft Verbrauchern, gesündere und ausgewogenere Lebensmittel einzukaufen. Nur so schaffen wir es, Übergewicht, ernährungsbedingte Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes besser in den Griff zu bekommen. Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die Vorzüge des Nutri-Score-Modells und dessen positive Effekte. In anderen Ländern der Europäischen Union wie Frankreich oder Belgien ist der Nutri-Score bereits etabliert. Ziel sollte es sein, eine farbliche Kennzeichnung von Fertiglebensmitteln in Form des Nutri-Score europaweit durchzusetzen – und zwar verpflichtend.“

Nestlé begrüßt, dass nun auch in Deutschland die rechtlichen Rahmenbedingungen für das Nutri-Score System geschaffen werden und damit eine breite Umsetzung von Nutri-Score möglich wird. "Wir werden mit der Umsetzung des Nutri-Score Systems so schnell wie möglich beginnen, um auch Verbraucher in Deutschland bestmöglich bei einer bewussten Produktauswahl zu unterstützen", sagt Marc Boersch, Vorstandsvorsitzender Nestlé Deutschland. 

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GZ 09/24

Themen der Ausgabe

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Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.