„Missernten häufen sich“

Experte Walter König ist Geschäftsführer beim Bayerischen Brauerbund, des Verbandes Braugersten-Gemeinschaft und der Gesellschaft für Hopfenforschung. Foto: Bayerischer Brauerbund

 

Extreme Wetterlagen nehmen zu: Die Sommer sind zu trocken und wenn es regnet, dann zu heftig und zur falschen Zeit. Fällt die Ernte schlecht aus, werden Getreide und Hopfen teurer. Welche Auswirkungen hat das auf die Bierbranche? Ein Gespräch mit dem Experten Walter König, Geschäftsführer der Braugersten-Gemeinschaft und der Gesellschaft für Hopfenforschung.

Interview: Björn Rosen

Herr König, Sie sind Fachmann für Hopfen und Gerste. Vor wenigen Monaten sorgte eine Studie für Aufsehen, veröffentlicht in dem renommierten Magazin Nature Plants. Demnach könnte sich durch den Klimawandel der Preis fürs Bier verdoppeln, in manchen Teilen der Welt sogar vervierfachen. Wie schätzen Sie diese Ergebnisse ein?
Die Studie hat den richtigen Ansatz, aber sie ist weit überzogen. Es ging den Machern offenbar darum, Aufmerksamkeit für den Klimawandel zu erzeugen, und beim Thema Bierpreis sind Schlagzeilen natürlich gewiss. Was dort an die Wand gemalt wird, ist in unserer Lebenszeit nicht zu erwarten. Vor allem lässt die Studie komplett außen vor, was in der Landwirtschaft und Forschung schon geleistet wurde und noch geleistet werden wird, um auf die Klimaveränderung zu reagieren.

Steigt auch unter den deutschen Brauern die Aufmerksamkeit für das Thema?
Unbedingt, es gab ja auch schon genug Anlässe dafür. 2003 hatten wir zum Beispiel große Trockenheit und dadurch eine Missernte beim Hopfen. Im Jahr darauf wurde die sogenannte Alphaklausel eingeführt – die erste große Annäherung zwischen der Braubranche und dem Hopfenhandel. Bis dahin hatte der Handel immer das volle Risiko von Minderernten getragen, musste gegebenenfalls auf der ganzen Welt Hopfen nachkaufen. Damit ist nun Schluss. Wenn es eine Missernte gibt, und die ist genau definiert, dann müssen die Brauer laut der Klausel Zugeständnisse bei Menge oder Preis machen.

In der Nature­Plants­Studie geht es um den Anbau von Gerste. Welche Bedingungen braucht die Pflanze?
Erstmal ein sehr lockeres Saatbeet. Ein nasses Frühjahr, in dem der Boden nicht richtig abtrocknet, ist also ein Problem. Anschließend braucht sie eine gewisse Feuchte, um zu keimen, man sagt, um aufzulaufen, die ersten Triebe sichtbar zu machen. Das passiert ungefähr im Mai. Wie heißt es so schön: Ist der Mai kühl und nass, füllt es den Bauern Scheun und Fass. Wenn in dieser Zeit eine Mangelsituation herrscht, schickt die Pflanze nur drei Triebe hoch, um dann drei ährentragende Halme zu bilden. Ohne Stress wären es fünf, sechs Triebe. Je mehr ährentragende Halme es gibt, desto mehr Ertrag habe ich natürlich am Schluss. Der letzte wichtige Punkt ist die Kornfüllungsphase: Wenn der Halm oben und die Ähre rausgeschoben ist, beginnt die Gerste, in die gebildeten Hülsen Körner einzulagern und sie mit Stärke zu füllen. Damit die Nährstoffe aus dem Boden ins Korn gelangen können, braucht es wieder Wasser. Danach richtet sich, wie groß die Körner werden und wie viele Inhaltsstoffe sie haben.

Also ist Trockenheit im Mai fatal?
Genau. Das andere Problem ist die Verschiebung der Niederschläge, wie wir sie derzeit beobachten. Wir haben heute viel längere Trockenphasen als früher – und dann wieder Starkregen. Wenn sehr viel Wasser in kurzer Zeit fällt, kann der Boden es nicht aufnehmen und der Pflanze verfügbar machen. Es läuft dann oberflächlich ab. Das setzt der Gerste stark zu, auch wenn sich die Niederschlagsmenge auf dem Papier gut liest.
 

Das komplette Interview lest ihr in der
aktuellen Ausgabe 4/19 von Meiningers CRAFT.