"Die Zeit nach Corona wird eine andere sein", sagt Marktforscherin Nicole Hanisch vom Rheingold Institut. (Foto: Rheingold)
"Die Zeit nach Corona wird eine andere sein", sagt Marktforscherin Nicole Hanisch vom Rheingold Institut. (Foto: Rheingold)

„Müssen neue Wege finden“

Das Coronavirus verändert uns Menschen. Die GZ hat mit Diplom-Psychologin Nicole Hanisch, Mitglied der Geschäftsführung beim Marktforschungsinstitut Rheingold, über das sich wandelnde Konsumverhalten gesprochen.

Nicole Hanisch (53), die regelmäßig kulturpsychologischen Studien zu Handelsthemen durchführt und u.a. die Schwerpunkte: Shopper- und Handelsforschung und Food & Getränke hat, erkennt in der Krise einen Prozess beim Konsumenten: „In dieser Zeit bewerten wir Dinge neu. Man stellt sich die Frage, ob man eventuell die ganze Zeit den falschen Werten hinterhergelaufen ist. Es ist eine Besinnung auf das Wesentliche, auf Familie, auf die engsten Freunde. Muss man wirklich mit jedermann befreundet sein? Das Wesentliche wird intensiviert. Was gehört wirklich zu mir? Was ist wichtig? Was kann rausfallen? Hier finden zurzeit Priorisierung und Umwertungen statt. Auf unser Konsumverhalten übertragen heißt das: Was brauche ich wirklich? Brauche ich tatsächlich immer wieder etwas Neues?“

Die Situation nach Corona werde eine andere sein als vorher, sagt sie. „Wie lange die Zeit der Beschränkungen anhält, ist nicht abzusehen. Aber im Grunde stehen wir erst am Anfang der Veränderungen“, resümiert die Marktforscherin. Den persönlichen Kontakt werde es erst einmal nicht mehr geben, obwohl der stationäre Handel auch von der sprichwörtlichen Kundennähe lebt. Auch seien die Signale, die der Handel derzeit zwangsläufig aussende, nicht hilfreich, um wieder eine Lust beim Einkauf zu fördern. „Wir müssen realistisch sein: Schutzmaßnahmen wie Masken, Abstände einhalten und Schutzwände werden uns noch länger erhalten bleiben. Das steht fest“, sagt sie. „Hier müssen wir neue Wege finden“, fordert Nicole Hanisch.

Der Getränkehandel habe aber im Unterschied zum Lebensmitteleinzelhandel den großen Vorteil, dass es dort, im Getränkefachhandel, ohnehin etwas distanzierter und hygienischer zugeht. „Das zumindest ist mein Gefühl, denn die Produkte, also die Getränke, sind alle schon verpackt, nichts liegt offen herum wie etwa das Gemüse im LEH“, so Hanisch im exklusiven Gespräch mit der GZ.

Wie sich der Handel auf die sich ändernde Situation einstellen kann und warum das Analoge und somit auch der stationäre Handel als Gewinner aus der Krise hervorgehen kann, lesen Sie bitte in der aktuellen Ausgabe der GETRÄNKE ZEITUNG, die seit dem 7. Mai auf dem Markt ist. // ja

Das ist unsere Expertin Nicole Hanisch:

  • geb. am 18.03.1967, Diplom-Psychologin
  • zusammenlebend, eine Tochter
  • Studium der Psychologie an der Universität Köln
  • Anschließend 2 Jahre therapeutisch-beratende Tätigkeit
  • Seit April 1996 bei Rheingold, mittlerweile Mitglied der Geschäftsführung
  • Gastdozentin an der ISM Dortmund
  • Tätigkeitsschwerpunkte beim Rheingold Institut: Shopper- und Handelsforschung, Frauen, Mütter, Kinder, Food & Getränke, Reinigung und Körperpflege, Bekleidung, Medien, Pharma, regelmäßige Durchführung kulturpsychologischer Studien zu Medien, Handel
  • Aktuelle Veröffentlichungen zu Shopperforschung, Gen Z, Bewegtbild im Wandel der Zeit, Influencer, Podcast

Über das Rheingold Institut:

Rheingold zählt zu den renommiertesten Adressen der qualitativ-psychologischen Wirkungsforschung und ist eines der letzten unabhängigen Marktforschungsinstitute in Deutschland. Das Institut hat sich mit seinen 45 festen Mitarbeitern und 50 freien Auftragnehmern auf tiefenpsychologische Kultur-, Markt- und Medienforschung spezialisiert. Ihre Analysen erarbeiten die Kölner auf der Basis der morphologischen Markt- und Medienforschung. Jahr für Jahr liegen bei Rheingold über 7.000 Frauen und Männer „auf der Couch“. Dabei analysieren die Wissenschaftler u.a. die unbewussten seelischen Einflussfaktoren und Sinnzusammenhänge, die das Handeln eines jeden Menschen mitbestimmen. Zu den Kunden des Instituts zählt neben öffentlichen Auftraggebern die Beletage der deutschen und europäischen Wirtschaft.

www.rheingold-marktforschung.de

 

 

 

 

 

Schlagworte

GZ 09/24

Themen der Ausgabe

Titelthema: Gleisanschluss

Industrie und Getränkefachgroßhandel nehmen die Schiene ins Visier. Dekarbonisierung und Personalmangel drängen zum Umdenken. 56 Organisationen haben zu Beginn des Jahres die „Charta für die Schiene“ unterschrieben. Die Zeit drängt, denn der Gesetzgeber verlangt bis 2030 eine CO2-Reduktion von 40 Prozent gegenüber 2018. Die Crux: eine marode Bahn.

Aktuelles Interview: Maximilian Huesch

Maximilian Huesch ist Logistikexperte, Beirat und geschäftsführender Partner bei Huesch & Partner. Im Interview mit der GZ macht der Profi deutlich, vor welchen Herausforderungen die Branche steht, den Verkehr aufzugleisen.

Gastkommentar: Marcus Vollmers

Marcus Vollmers ist Geschäftsführer der Get N GmbH & Co. KG in Langenhagen, einem bundesweiten Zusammenschluss regional marktführender Getränke-Fachgroßhandelsunternehmen. Im Gastkommentar erklärt der Geschäftsführer, welche Vorteile eine stärkere Nutzung des Schienenverkehrs in Bezug auf Nachhaltigkeit und Bewältigung des Fachkräftemangels bieten.