WEINWIRTSCHAFT (15/2013): Leistungstest französische Genossenschaften

Die beiden Genossenschaftshochburgen Languedoc-Roussillon und das Rhonetal lieferten sich wie im Vorjahr ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Aus beiden Regionen schafften je fünf Betriebe den Sprung unter die Top 20. Den ersten Platz sicherte sich dieses Mal Marrenon Vignobles en Luberon et Ventoux hauchdünn vor der Cave de l‘Abbé Rous.
 

Platz 1

Der erste Platz als Lohn der kontinuierlichen qualitativen Steigerung: Marrenon Vignobles en Luberon et Ventoux profitiert gleich von mehreren Faktoren. Der wichtigste ist das ausgezeichnet funktionierende Führungsteam um Philippe Tolleret, der mit unbeirrbarem Qualitätsstreben die Weichen gestellt hat, vorgelebt und unterstützt durch den Präsidenten Jean Louis Piton, der als einer von 1.200 Winzern diese Ausrichtung mit Leib und Seele verkörpert. Das Ergebnis sind moderne, auf die Bedürfnisse der Märkte zugeschnittene Produkte. Die durchschnittliche Bewertung der fünf in die Wertung einbezogenen Weine von 88,6 Punkten spricht für sich. Im Vorjahr hatten noch 88,0 Punkte für den Sieg gereicht. 2013 genügte diese Punktzahl »nur« noch für den vierten Rang.

Marrenon Vignobles en Luberon et Ventoux
 
Generaldirektor: Philippe Tolleret
Direktor Produktion: Christophe Foucher
Exportdirektor: Robert Oustric
Repräsentant in Deutschland: Vinergie, Düsseldorf
Angeschlossene Genossenschaften: 9
Angeschlossene Winzer: 1.200
Rebfläche in Hektar: 7.200
Produktion in Liter 2012: 43 Mill.
Produktionsstruktur: rot 30%. weiß 26%, rosé 44%
Wichtigste Appellationen (Anteil an der Produktion in %): Luberon 85%, Ventoux 15%
Exportanteil: 40%

Platz 2

Trotzdem wurde es am Ende ganz knapp und die 88,6 Punkte führten Marrenon hauchdünn zum Sieg vor der Cave de l‘Abbé Rous, die eine ganz andere Struktur als Marrenon besitzt. Auf der einen Seite Marrenon als Genossenschaft zweiten Grades mit rund 1.200 Winzern und 7.200 Hektar Fläche, vornehmlich in den Appellationen Luberon und zu einem kleineren Anteil Ventoux. Auf der anderen Seite Abbé Rous mit »nur« 970 Hektar Fläche in den Appellationen Banyuls und Collioure, direkt an der Côte Vermeille mit ihren spektakulär und steil aufragenden Weinbergen. Zwei ebenso kleine wie feine Appellationen und entsprechend hochwertig ist auch das Sortiment strukturiert.
 
Cave de l‘Abbé Rous
 
Generaldirektor: Philippe Tolleret
Direktor Produktion: Christophe Foucher
Exportdirektor: Robert Oustric
Repräsentant in Deutschland: Vinergie, Düsseldorf
Angeschlossene Genossenschaften: 9
Angeschlossene Winzer: 1.200
Rebfläche in Hektar: 7.200
Produktion in Liter 2012: 43 Mill.
Produktionsstruktur: rot 30%. weiß 26%, rosé 44%
Wichtigste Appellationen (Anteil an der Produktion in %): Luberon 85%, Ventoux 15%
Exportanteil: 40%

Platz 3

Dass Größe absolut kein Hindernis darstellen muss, wenn es darum geht, erstklassige Weine zu erzeugen, beweist seit Jahren auch die drittplatzierte Genossenschaft, die Producteurs Plaimont aus dem Südwesten Frankreichs: 1., 6., 6. und nun 3. lauten die Platzierungen in den bisherigen vier Auflagen dieses Wettbewerbs zwischen den besten Genossenschaften Frankreichs, den WEINWIRTSCHAFT seit 2010 durchführt. Wie bisher ausgeklammert bleiben auch weiterhin die Genossenschaften der Champagne aufgrund der Sonderstellung, die diese Appellation im Konzert der französischen Weine einnimmt, was letztlich einen Vergleich der Leistungen schwierig machen würde. 
 
Plaimont Producteurs
 
Generaldirektor: Olivier Bourdet-Pees
Direktor Produktion: Laurent Piton
Direktor Vertrieb und Marketing: Yann Bourigault
Repräsentant in Deutschland: Vinergie, Düsseldorf
Angeschlossene Genossenschaften: 5
Angeschlossene Winzer: 1.000
Rebfläche in Hektar: 5.300
Produktion in Liter 2012: ca. 40 Mill.
Produktionsstruktur in Mill. Fl.: IGP Côtes de Gascogne blanc 20; IGP Côtes de Gascogne rouge 10; AOC Saint-Mont rouge 4; AOC Saint-Mont blanc 1,5; AOC Saint-Mont rosé 1,5; AOC Madiran 3,5
Wichtigste Appellationen:
AOC Saint-Mont = 98 % der gesamten Produktion der Appellation; AOC Pacherenc du Vic Bilh (= 60 %); AOC Madiran (= 55 %) de l’appellation; IGP Côtes de Gascogne (= 50 %)
Exportanteil: 58%

Top 10

Ihren hervorragenden vierten Rang vom Vorjahr wiederholte die Union de Producteurs de Saint-Émilion und bestätigte damit ihren Ruf als Top-Einkaufsadresse für erstklassige Weine vom rechten Ufer. Zwei der zwölf als herausragend eingestuften Rotweine der Verkostung stammten aus Saint-Émilion, beide aus dem hochgelobten Jahrgang 2010.
 
Ebenfalls je zwei Spitzenrotweine stammten von Marrenon, Plaimont sowie der Cave de Tain l‘Hermitage (Platz 7) und der Cave de Rasteau (Platz 8). Die Überraschung des Jahres ist fraglos der fünfte Platz der Vignerons Catalans, die mit einem großartigen Rivesaltes Ambré die Top-Bewertung der gesamten Verkostung einheimsten. Der sechste Platz ging an einen echten Weißweinspezialisten, La Chablisienne, die in Vorjahr den dritten Platz belegt hatten. Die Genossenschaft aus Chablis, die dem Vertriebsverbund Blasons de Bourgogne angeschlossen ist, stellte zwei der drei bestbewerteten Weißweine der Verkostung. Die Top 10 werden komplettiert durch den Vorjahressieger Aimery Cave de Sieur d‘Arques, die sich bei vier Teilnahmen zu dritten Mal unter den Top 10 platzieren konnten und erneut insbesondere mit ihren erstklassigen Chardonnays aus der Toques et Clochers Linie punkteten, und die Cave les Vins de Roquebrun. Die kleine und feine Ortsgenossenschaft aus dem Languedoc überzeugte wie nicht anders zu erwarten mit ihren charaktervollen Rotweinen der AOC Saint-Chinian-Roquebrun.
 

Top 20

1. Marrenon Vignobles en Luberon et Ventoux, Rhonetal
2. Cave de l‘Abbé Rous, Languedoc-Roussillon
3. Plaimont Producteurs, Sud-Ouest
4. Union de Producteurs de Saint-Émilion, Bordeaux
5. Vignerons Catalans en Roussillon, Languedoc-Roussillon
6. La Chablisienne, Burgund
7. Cave de Tain l‘Hermitage, Rhonetal
8. Cave de Rasteau, Rhonetal
9. Aimery Sieur d‘Arques, Languedoc-Roussillon
10. Cave les Vins de Roquebrun, Languedoc-Roussillon
11. Vignerons de Terres Secrètes, Burgund
12. Les Vignobles Foncalieu, Languedoc-Roussillon
13. Caves Bailly Lapierre, Burgund
14. Cave de Turckheim, Elsass
15. Union des Vignerons des Côtes du Rhône, Rhonetal
16. Les Vignerons de Tutiac, Bordeaux
17. Loire Propriétés, Loire
18. Les Vignerons de Buzet, Sud-Ouest
18. Maison Camille Cayran, Rhonetal
20. Cave Vinicole de Hunawihr, Elsass
20 Les Vignerons du Brulhois, Sud-Ouest

Die Dauerbrenner

Vier Genossenschaften empfehlen sich mit ihrer Beständigkeit als echte Dauerbrenner unter den Top 10: Neben Plaimont auch der diesjährige Sieger Marrenon sowie die Union de Producteurs de Saint-Émilion und die Cave de Rasteau. Die Cave de Tain und die Cave de l‘Abbé Rous haben jeweils einmal versäumt, ihre Weine anzustellen, konnten sich bei den übrigen drei Teilnahmen jedoch ebenfalls stets unter den Top 10 behaupten. So wie der Süden und Südwesten das Spitzenfeld bei den Rotweinen und Likörweinen dominiert, gibt der Osten bei den Weiß- und Schaumweinen den Takt vor. Sieben der 15 bestbewerteten Weißweine stammen aus Burgund, davon je drei von La Chablisienne und den Vignerons des Terres Secrètes. Die Genossenschaft aus dem Maconnais bestätigte mit ihrem elften Platz den Aufwärtstrend aus dem Vorjahr und festigt so ihren Ruf als Geheimtipp für feine Weißweine aus dem südlichen Burgund. Das gilt ganz besonders für die Weine der Appellation Saint Véran, die mit erstklassigem Preis-Genuss-Verhältnis zu überzeugen wussten. Die beiden am höchsten bewerteten Schaumweine der Probe stammen ebenfalls aus Burgund, zwei Crémants von den Caves Bailly-Lapierre.

Blick auf die Regionen

Erstklassige Genossenschaften gibt es in allen Regionen Frankreichs. Diese Aussage wurde durch die Ergebnisse der diesjährigen Verkostung einmal mehr bestätigt. Genau wie im Vorjahr sind das Rhonetal und die Region Languedoc-Roussillon mit je fünf Genossenschaften unter den Top 20 am stärksten vertreten. Es folgen Burgund und der Südwesten mit je drei Betrieben, das Elsass mit zwei sowie Bordeaux und das Loiretal mit je einer Cave Coopérative. Für das Elsass ist das diesjährige Ergebnis als Erfolg zu werten. In den bisherigen drei Auflagen der Verkostung seit 2010 konnte sich lediglich Wolfberger zweimal unter den Top 20 einreihen. Diesmal sind die Crémant-Spezialisten zwar knapp an diesem Ziel vorbei geschrammt, dafür tauchen mit der Cave de Turckheim und der Cave Vinicole de Hunawihr erstmals gleich zwei elsässische Genossenschaften unter den Top 20 auf. Beide wussten unter anderem mit einem Riesling Grand Cru zu überzeugen, Turckheim mit der Spitzenlage Brand und Hunawihr mit Rosacker.