Ausgabe 19/2021

WEINWIRTSCHAFT Ausgabe 19/2021

Themen der Ausgabe

Pfalz

Das letzte Jahrzehnt hat die Pfälzer Winzer verwöhnt. 2021 wurden sie herausgefordert

WEINWIRTSCHAFT wine trade summit

Die Fachmesse für den Weinhandel schafft als neue B2B-Veranstaltung eine Plattform, um Wissen zu vertiefen und neue Produkte kennenzulernen

Große Gewächse II

Im zweiten Teil der Verkostung der Großen Gewächse widmen wir uns Spätburgunder und Lemberger

Rioja

Die kleinen Bodegas verändern das Bild der Rioja und führen zu einem Imagewandel

Topseller Italien

Ein Überblick über die Bestseller aus dem Lieblingsland der deutschen Weinkonsumenten

Nichts für Sprücheklopfer

Es ist wie bei allem: Wichtige Erkenntnisse gewinnt man beim näheren Hinsehen und mit systematischen Studien. Man kann über Klimawandel, Umweltschutz und Nachhaltigkeit nachdenken, wie man will, zu besseren Lösungen wird man nicht auf Basis ideologischer Wunschvorstellungen kommen, sondern nur wenn man offen und mit wissenschaftlicher Akribie an die Sache herangeht.

So gesehen waren die 5. Bioweintage von Riegel Weinimport eine echte Bereicherung, was Maßnahmen in Sachen Nachhaltigkeit betrifft. Dabei ist klar geworden, dass es nicht die eine entscheidende Lösung für CO2- und Ressourceneinsparungen gibt, sondern an einer Vielzahl von Stellschrauben zu drehen ist. Viele Dinge muss man bis ins kleinste Detail durchdenken und analysieren, um zu wirklich nachhaltigen Lösungen zu kommen. Manches erscheint kleinkariert und banal, entfaltet aber in der Summe eine große Wirkung. So zeigte Riegel wie er Order- und Lieferdokumente schon bei der Erfassung und Kommissionierung digitalisiert und dadurch allein in der Archivierung zig Tonnen Papier spart. Ebenfalls wichtige Erkenntnis: Alle Maßnahmen müssen sich wirtschaftlich bewähren, ob es um CO2-Einsparung in der Lagerhaltung, um die Verpackung von Lieferpaletten mit recyclefähigen Folien oder um platz- und gewichtssparende Kartonpaletten handelt. Wirtschaftlichkeit heißt, dass es einen Wettbewerb um bessere Lösungen gibt, den Aufwand zu minimieren oder den Ertrag bei gegebenem Aufwand zu maximieren.   

Ganz anders in der Öffentlichkeit. Dort wird oft so getan als gäbe es den einen glorreichen Königsweg. Da werden Denkverbote ausgesprochen und ideologische Vorgaben gemacht, wie Klimaschutz und Ziele zu erreichen sind. Moderne, umweltschonende Kraftwerke werden vom Netz genommen, dafür schmutziger Strom aus dem Ausland importiert. Batterietechnologie ist gut, alternative Antriebe und klimaneutrale synthetische Kraftstoffe sind schlecht. Mit solcher Schwarzweiß-Malerei richtet man großen wirtschaftlichen Schaden an und hilft dem Klima und der Umwelt um keinen Deut. Nachhaltigkeit ist mühsame Kärrnerarbeit und das Ringen um kleinste Verbesserungen. Dazu muss man, wie es der Logistik- und Klimaschutzexperte Dieter Hallerbach von Riegel Weinimporte verdeutlichte, immer auf die Verhältnismäßigkeit achten. Der Einfluss Deutschlands auf den Klimaschutz liegt bei ungefähr zwei Prozent. Man wird also dem bekannten Unternehmer und Automanager Wolfgang Reitzle recht geben müssen, der dazu anmerkte: »Das Klima retten wir entweder global oder gar nicht.« 

In der Tat: Jede einzelne Maßnahme zählt, aber sich selbst den Boden unter den Füssen abzugraben, hilft am wenigsten. Wichtigste Ansatzpunkte zu mehr Klimaneutralität, machte Riegel klar, sind im Weinhandel die Transportlogistik und die Verwendung klimaneutralen Glases. Hier wird die Branche in Kürze mit der weiteren Verteuerung der Energiekosten drastische Veränderungen erfahren. Riegel zeigte mit einer neuen Kartonverpackung Alternativen auf. Das ist eine Möglichkeit. Doch möchten wir auf Glas verzichten? Wohl kaum. Also müssen technologisch bessere Lösungen her. 

Folgt man ideologischen Vorgaben läuft man in die falsche Richtung. Das Thema Arbeitslohn gehört ebenfalls zur Nachhaltigkeit und auch hier gilt klares Denken: Mit jedem Euro Mindestlohnerhöhung exportieren wir Armut in die Welt. Kann das unser Ziel sein? In Deutschland verschwinden Arbeitsplätze, da die Leistungen unbezahlbar werden, dafür blüht die Schattenwirtschaft und in der Welt grassiert bittere Armut. Nicht die Höhe des Stundenlohns, sondern ein gigantisches soziales Umverteilungssytem und zu wenig Wettbewerb machen die Arbeit in Deutschland zu teuer. Den Schutz der Umwelt und des Klimas und eine faire Welt kann es nur global geben oder, um es anders zu sagen: Was nützt es den Dreck hinten hinauszukehren, wenn er vorne wieder hereinflattert.