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Großes Gewächs für alle?

Mit dem Riesling-Jahrgang 2019 und Spätburgunder 2018 wurde im Rheingau „Erstes Gewächs“ zum „Rhg Grosses Gewächs“, RGG abgekürzt. Der Wein stammt wie zuvor das Erste Gewächs aus jenen 1.100 Hektar Weinbergen, die in der Rheingau-Gütekarte als klassifiziertes Terroir ausgewiesen sind. Der Ertrag ist auf 50 hl/ha beschränkt. So weit eine interessante Randnotiz, angesichts der überschaubaren Anzahl von 28 Weinen im aktuellen Prüfjahrgang 2018/2019, die im September 2020 auf den Markt kamen. 
Weit gravierender dürften jedoch die Folgen eines Änderungsantrags zur deutschen Weinverordnung (WeinVO) sein, der, initiiert durch den Rheingauer Weinbauverband, über das Land Hessen in den Bundesrat eingebracht und von diesem Ende März 2021 abgesegnet wurde. Damit stehen ab dem Jahrgang 2024 die Begriffe „Erstes Gewächs“ und „Großes Gewächs“ allen Betrieben offen, sofern es sich um einen trockenen Wein aus einer Einzellage oder kleineren geografischen Einheit handelt und gewisse Hektarhöchsterträge und Mindestmostgewichte eingehalten werden. Bis dahin sollen die Schutzgemeinschaften (die Verbände der Anbaugebiete) festlegen, welche Rebsorten infrage kommen und eine sensorische Prüfung organisieren (Anm. d. Red.: Was ja bereits bei der Qualitätsweinprüfung hervorragend funktioniert). Optional könnten weitere Kriterien (Handlese, Begrenzung der Lagen) festgelegt werden. 
Der VDP hatte ebenso dringlich wie vergeblich gewarnt: „Der Entwurf zur Aufnahme der Begriffe Großes Gewächs und Erstes Gewächs in die WeinVO orientiert sich eins zu eins an den Kriterien der gescheiterten, an gleicher Stelle verankerten Selection. Ein gescheitertes Konzept mit den gleichen Parametern auf einen erfolgreichen Namen umzutaufen, ist untauglich. Nicht nur das, es ist sogar schädlich und der Misserfolg ist vorprogrammiert.“ Der Verein sieht die Aufbauarbeit von zwei Jahrzehnten akut gefährdet. „Der Begriff VDP.GROSSES GEWÄCHS® wurde mit viel Mühe, Zeit und Geld für deutsche Spitzenweine aus allerbesten Lagen etabliert und hat sich als der trockene Topwein an der Spitze der Herkunftspyramide in Deutschland etabliert.“ 
Einen Kommentar dazu lesen Sie unter Klartext.

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01-24

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