Der Einsatz von Kaliumhydrogencarbonaten – Empfehlungen im Überblick
Der Einsatz von Kaliumhydrogencarbonaten – Empfehlungen im Überblick

Carbonate im Einsatz

Die Fungizide Kumar und Vitisan sind sogenannte Hydrogencarbonate, die im Weinbau als Kontaktfungizide gegen Oidium (Kumar zusätzlich gegen Botrytis) zugelassen sind. Als nicht resistenzgefährdete Mittel sind sie ein wichtiger Baustein im Anti-Resistenz-Management.

Ihre Wirkungsweise ist vergleichsweise einfach: Der angetrocknete Mittelbelag entzieht aufgrund der hygroskopischen Eigenschaften Wasser und trocknet so die Sporen und das auf Blättern und Beeren oberflächlich wachsende Pilzmyzel aus. Zusätzlich wird der pH-Wert auf der Pflanzenoberfläche stark ins basische Milieu verschoben, wodurch das Pilzwachstum zusätzlich gehemmt wird. Als nicht-synthetische Wirkstoffe sind Karbonate insbesondere im ökologischen Anbau im Einsatz. Aber auch im integrierten Anbau können sie in die Spritzfolge eingebaut oder als „Notfallmittel“ eingesetzt werden.

Bei einer Anwendung von Carbonaten sind verschiedene Aspekte zu beachten:

  • Hydrogencarbonate sind als raubmilbenschädigend eingestuft, weshalb für Behandlungen der vollen Laubwand nur 2 Anwendungen empfohlen werden. Sofern nur die Traubenzone behandelt werden soll, werden maximal 4 Anwendungen empfohlen.
  • Bei trockengestressten Reben, Jungfeldern und auf Böden mit geringer Wasserhaltekapazität besteht das Risiko von Blattverbrennungen. Bei großer Hitze und hoher Sonneneinstrahlung ist daher von einer Anwendung abzusehen. Stattdessen wird empfohlen, Anwendungen in den frühen Morgen- oder späten Abendstunden durchzuführen.
  • Das Mittel Kumar ist mit einem Netzmittel formuliert, dem Produkt Vitisan ist vor der Anwendung zur besseren Anlagerung und zur Verbesserung der Wirksamkeit ein Netzmittel zuzufügen.
  • Insbesondere bei hohem Oidium-Befallsdruck und bei kurzen Spritzabständen aufgrund des zügigen Triebwachstums können resistenzgefährdete Mittel ersetzt werden bzw. Zwischenbehandlungen erfolgen. Damit sind in Jahren mit sehr hoher Befallsgefahr zusätzliche Behandlungen unter Schonung der Resistenzgruppen möglich.
  • Niederschläge führen zu einem Abwaschen der Karbonat-Beläge und verhindern durch Nässe auf Blättern und Beeren die austrocknende Wirkung. Daher sind die Beläge gegebenenfalls in kurzen Abständen zu erneuern.
  • Einen besonderen Platz nehmen Karbonate bei der Traubenwäsche zur Bekämpfung von bereits sichtbarem Oidium-Befall ein. Eine Anwendung in der Traubenzone erfolgt mit einer hohen Wasseraufwandmenge und hohem Druck. Dadurch werden viele Sporen abgewaschen, platzen bei längerem Wasserkontakt und das Myzel trocknet im Verlauf wie oben beschrieben aus. Bei starkem Befall ist diese Behandlung im Abstand von 5-7 Tagen zu wiederholen.
  • Mit einer Wartezeit von maximal 1 Tag besteht eine maximale Flexibilität.
  • Eine gewisse Vorsicht ist bei der Dosierung von Kumar und Vitisan geboten, da die zugelassenen Aufwandmengen von den empfohlenen Aufwandmengen abweichen. 

    Ruth Walter, DLR Rheinpfalz
Anwendungsempfehlungen für Kaliumhydrogencarbonate (R. Walter)
Anwendungsempfehlungen für Kaliumhydrogencarbonate (R. Walter)

ddw 08/24 vom 19. April 2024

Themen der Ausgabe

Weinbau

Die neue Humustheorie

Interview

ddw im Gespräch mit Ron Richter von klimafarmer
und Philipp Wedekind vom Weingut Wedekind

Kellertechnik

Entwässerungssysteme richtig planen