Kampfansage

»Leider können wir nicht gegen alle Ackergifte gleichzeitig vorgehen und sie vom Markt klagen«, lässt die Organisation »Foodwatch« unter dem Slogan »Kompletter Pestizid-Ausstieg jetzt!« verlauten. So legte sie – »für den Anfang«, – zusammen mit der Organisation »Deutsche Umwelthilfe« (DUH) beim zuständigen Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) Widerspruch ein gegen die Zulassung von fünf Pflanzenschutzmitteln – ein Insektizid und vier Herbizide.
Sollte das BVL dem Widerspruch nicht entsprechen und die Zulassung aufrechterhalten, werde man »sofort eine gerichtliche Entscheidung beantragen«, lässt DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch verlauten. Die beiden Verbände berufen sich dabei auf ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs vom November 2022, das Umweltverbänden das Recht gebe, gegen alle Zulassungen von Produkten mit schädlichen Umweltauswirkungen Klage zu erheben.
Bei diesen fünf Widersprüchen – die DUH nennt sie »Musterverfahren« – wird es aber wohl nicht bleiben. Laut Verlautbarung von Foodwatch ist ihr Ziel – neben dem Verkaufsstop der fünf Pflanzenschutzmittel – »einen kompletten Ausstieg aus der Pestizidnutzung zu erreichen«. Fortsetzung folgt: »Diese Verfahren werden nur die ersten sein«, kündigt Jürgen Resch an.

IVA kontert
Die in Europa zugelassenen Pflanzenschutzmittel seien sicher, betont dagegen der Industrieverband Agrar (IVA) in einer Pressemitteilung: Europa habe das strengste Zulassungssystem für Pflanzenschutzmittel der Welt. Durch die EU-Verordnung 1107/2009 gelten seit über zehn Jahren noch strengere Kriterien bei der Zulassung von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen in Bezug auf Mensch und Umwelt. In Europa zugelassene Pflanzenschutz-Wirkstoffe durchlaufen einen festgelegten, transparenten Prozess. Die Zulassung erfolgt durch die EU-Kommission auf Grundlage einer Bewertung durch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA). Ein Anbau ohne jeglichen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln führe zu erheblichen Ertragsverlusten, unter anderem bei Mais und Getreide.
Die IVA kündigte an, dass die europäische Pflanzenschutz-Industrie bis 2030 4 Mrd. Euro in die Entwicklung neuer biologischer Pflanzenschutzmittel sowie 10 Mrd. Euro in die digitale und Präzisionslandwirtschaft investieren werde. »Um Ertrags- und Umweltziele noch besser vereinbaren zu können, brauchen wir moderne Pflanzenschutzmittel und den verstärkten Einsatz von digitaler und Präzisionstechnik bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln. Das Risiko und die eingesetzte Menge von Pflanzenschutzmitteln werden damit weiter zurückgehen, ohne den Ertrag zu gefährden, um auch in Zukunft die Versorgungssicherheit zu gewährleisten«, wird IVA-Hauptgeschäftsführer Frank Gemmer zitiert.

 

ddw 11/23 vom 26.5.2023

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