Rapsglanzkäfer auf Regentknospen
Rapsglanzkäfer auf Regentknospen

Regent statt Raps

Schon seit mehreren Jahren habe man auf dem Weingut Schloss Rattey während der Blüte der Reben, in der Zeit von Mitte bis Ende Juni, kleine, rund 2 mm große schwarze Käfer in den Gescheinen beobachtet, berichtet Stefan Schmidt, Leiter des Weinguts, das in der Uckermark im nordöstlichen Mecklenburg-Vorpommern liegt. Man habe aber den Tieren keine große Bedeutung beigemessen, da über den Wachstumszeitraum der Trauben keine auffälligen Schäden festgestellt werden konnten.

Es gab zwar – jährlich unterschiedlich – mal mehr und mal weniger lockerbeerige Trauben, vor allem bei den Sorten Regent und Phoenix. Dem wurde auch keine weitere Beachtung geschenkt, auch da beim Regent das Verrieseln der Blüten bei kaltem Wind in der Blüte eher normal ist. In diesem Jahr (2021) verzögerten sich sowohl der Austrieb als auch die Blüte nicht nur bei den Reben, sondern bei fast allen Kulturpflanzen. Der sonst viel frühere Solaris blühte erst Mitte Juni und bei Regent und Phönix brachen die Knospen erst Ende Juni bis Anfang Juli auf, berichtet Schmidt.

Bei einem Rundgang Ende Juni (26. 06. 2021) sei bei vielen Gescheinen ein starker Befall mit dem Rapsglanzkäfer (Brassicogethes aeneus) festgestellt worden. Weitere Untersuchungen in den folgenden Tagen und Wochen durch Schmidt und Dr. Friedrich Höhne von der Landesforschungsanstalt Mecklenburg-Vorpommern zeigten, dass die diversen Rebsorten des Weinguts unterschiedlich befallen waren. Beim frühblühenden Solaris wurde kein Befall festgestellt, bei den Sorten Regent und Phönix jedoch wurden bis zu 23 Rapsglanzkäfer pro Geschein gezählt, die dann in der Folgezeit ihre Spuren hinterließen. Der Befall mit dem Rapsglanzkäfer war von Geschein zu Geschein stark unterschiedlich.

Geschein der Rebsorte Regent mit Rapsglanzkäfer- Befall
Geschein der Rebsorte Regent mit Rapsglanzkäfer- Befall

An vielen Gescheinen konnten gleichzeitig Pollenfraß, Schäden an geschlossenen Knospen und verletzte oder beschädigte Beerenansätze festgestellt werden. Schmidt und Höhne nehmen an, dass nach Abschluss der Rapsblüte auf den umliegenden Agrarflächen die Rapsglanzkäfer, die pro Tag mehrere Kilometer fliegen können, auch die Rebfläche des Weinguts Schloß Rattey – etwa 20 Hektar – erreichen.

Da die Blüte des Solaris bereits abgeschlossen war und keine Nahrung mehr bot, siedelten die Rapsglanzkäfer in den Gescheinen der später reifenden Sorten. Auch die Neuanlagen (Rebsorten unter anderem Hibernal, Souvignier gris und Helios) mit ihren ersten Gescheinen im zweiten Standjahr waren betroffen. Bei Raps kommt es nach Angaben des Umweltbundesamtes bei bis zu fünf Käfern pro Rapsblütenstand zu Ertragsverlusten.

Schäden bei noch geschlossenen Knospen, den Blütenständen und bei den Beerenansätzen
Schäden bei noch geschlossenen Knospen, den Blütenständen und bei den Beerenansätzen

Ab welchem Befall von einer deutlichen Schädigung von Gescheinen und somit mit Ernteverlusten zu rechnen ist, sei noch nicht abzuschätzen, so Schmidt und Höhne, zumal beim Weinbau zur Qualitätssteigerung oft sowieso den Traubenbesatz ausgedünnt werde. Beide gehen davon aus, dass mit dem durch den Weinbau in Norddeutschland zusätzlichen und zeitlich versetzten Nahrungsangebot günstigere Bedingungen für die Populationen des Rapsglanzkäfers entstehen. Eine Rolle dürfte ihrer Ansicht dabei auch die Relation zu der Rapsanbaufläche den regionalen Rebflächen spielen. So wurden in Mecklenburg-Vorpommern 2019 etwa 167.000 Hektar Raps angebaut, in Rheinland- Pfalz 36.100 Hektar.

ddw 08/24 vom 19. April 2024

Themen der Ausgabe

Weinbau

Die neue Humustheorie

Interview

ddw im Gespräch mit Ron Richter von klimafarmer
und Philipp Wedekind vom Weingut Wedekind

Kellertechnik

Entwässerungssysteme richtig planen