Text: Sebastian Bordthäuser
Das Alto Piemonte ist eine alte, geschichtsträchtige Region. Der Weinbau reicht nachweislich bis zu den Kelten zurück, erste Aufzeichnungen datieren auf das zweite Jahrhundert vor Christus. „Schwarze Trauben, die Wein aus kalten Lagen hervorbringen“, schrieb der römische Schriftsteller Columella im ersten Jahrhundert nach Christus in „De Re Rustica“, seiner Abhandlung über die Landwirtschaft. Doch die Tage des Alto Piemonte als gut gehütetes Geheimnis sind vorbei. Spätestens seit Roberto Conterno 2018 den ältesten bestehenden Betrieb Gattinaras, die Cantina Nervi (gegründet 1906) kaufte, erwachte die Region aus ihrem Dornröschenschlaf und lässt seitdem nicht nur die Herzen der New Yorker Hipster-Sommeliers höher schlagen.
Die Region liegt angrenzend an die Schweiz im Dreieck vom Wallis, dem Tessin und dem Po und bietet ein Potpourri unterschiedlicher Böden und klimatischer Voraussetzungen. Geographisch ist das Alto Piemonte verhältnismäßig klein, von Domodossola bis in die Schweiz sind es nur gute 20 Kilometer. Die Strecke von den “Mare a Quadretti” in der Po-Ebene, wo vornehmlich Reis angebaut wird, bis zu den Höhenlagen misst nur 65 Kilometer. Über allem thront der Monte Rosa, Europas zweithöchster Berg, der das Alto Piemonte vor kalten Nordwinden beschützt. Dort ist die Heimat des Königs der italienischen Rotweine, des Nebbiolo, bzw. des Spanna oder Prünent, wie er in den Ossola-Tälern genannt wird. Von hier verbreitete er sich seit den 1960er-Jahren entlang der Alpenausläufer hinunter bis nach Barolo und Barbaresco. Außerhalb des Piemonts wird der Nebbiolo noch im Valtellina, im Aostatal, der Franciacorta sowie auf Sardinien kultiviert.
Insgesamt besteht die Region aus acht DOCs und zwei DOCGs, die sich auf vier Provinzen verteilen: die Provincia di Biella und Novara, in der sich die meisten Produzenten befinden, sowie die Provincia di Vercelli und die nördlichste Provincia del Verbano Cusio Ossola. Einst war das Alto Piemonte eine von Italiens größten Weinregionen. Als riesiges, zusammenhängendes Gebiet umfasste es zur Blütezeit Ende des 19. Jahrhunderts 40.000 Hektar Rebfläche. Ehe die Geschichte anklopfte und sich zuerst die Reblaus, danach die Industrialisierung vorstellte, bis letztlich die Kriege dem Weinbau den Gnadenstoß gaben. Hinzu kam der große Hagel von 1905. Zahlreiche Weingärten wurden dahingerafft und anschließend nicht rekultiviert, da die Jugend Anfang des 20. Jahrhunderts in die Städte abwanderte, um dort ein leichteres Auskommen in den Fabriken der Textilindustrie zu finden. Der Weinbau verfiel, Stück für Stück holte sich der Wald die ehemaligen Rebflächen zurück. Noch heute findet man beim Spaziergang durch die angrenzenden Wälder verwitterte Terrassenanlagen.
Das Gebiet des Alto Piemonte erstreckt sich entlang der Ufer des Flusses Sesia. Auf der östlichen Seite beheimatet die übergeordnete DOC Colline Novaresi vier weitere DOCs: Boca, Ghemme, Sizzano und Fara (von Norden nach Süden). Auf der westlichen Seite des Flusses liegen Lessona, Gattinara und Bramaterra in der übergeordneten DOC Coste della Sesia. Sie erlaubt die Verwendung zusätzlicher Rebsorten und fängt alle Weine auf, deren Mindestanteil Nebbiolo die Anforderungen der jeweiligen DOC unterschreiten. Ganz im Norden liegt die DOC Valli Ossolane.
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Laut Angaben des Konsortiums betreiben heute rund 230 Winzer Weinbau auf einer Gesamtfläche von 811 Hektar, Tendenz steigend. Nach Conterno orientieren sich immer mehr Betriebe Richtung Norden. Aus Gründen: Während ein Hektar im Barolo und Barbaresco zwischen 1,5 und 2 Millionen Euro bei kontinuierlich steigenden Preisen kostet, schlägt er im Alto Piemonte mit maximal 200.000 Euro zu Buche. Darüber hinaus zählt das Alto Piemonte ganz klar zu den Gewinnern des Klimawandels. Gelegen auf bis zu 550 Höhenmetern, wirken sich die kühlenden Winde der Berge insbesondere während der Wachstumsphase positiv auf den späteren Reifeverlauf aus. Das hat neben der langen Reifezeit und späten Lese die Weine stets kühler und schlanker wirken lassen als die fülligeren Langhe-Weine.
Nebbiolo wird im Alto Piemonte nicht nur reinsortig verarbeitet, sondern je nach Herkunft mit lokalen Sorten wie der Uva Rara (Bonarda Novaresi), Croatina und Vespolina verschnitten. Dank der kühlen Fallwinde gibt es hier relativ wenig Fäulnisdruck, was sich positiv in der Bewirtschaftung niederschlägt. Hinsichtlich der Böden ist das Alto Piemonte eine reich gefüllte Schatzkammer, ganz nach Geschmack des Terroir-affinen Nebbiolos. Die vielfältigen Bodenstrukturen haben mit die niedrigsten pH-Werte in ganz Europa und zählen zu den sauersten Böden überhaupt. Sie umfassen eine breite Palette an Moränen-, Meersand- und Lehmböden sowie Lagen vulkanischen Ursprungs.
Gattinara: klangvolle Namen
Die DOCG Gattinara ist geprägt vom Porphyr. Die harten, ockerfarbenen bis roten Böden bestehen aus hartem Muttergestein mit poröser Auflage. Von dort stammt das Flaggschiff der Region, der Osso San Grato von Antoniolo. Der Betrieb wurde 1948 vom Großvater der heutigen Besitzerin Lorella Zoppis Antoniolo gegründet und zählt zu den Leuchttürmen der Region. Gewachsen auf besonders basalthaltigem Porphyr umfasst die Lage Osso San Grato knappe fünf Hektar Reben aus den 1940er- und 1950er-Jahren in reiner Südausrichtung, gelegen auf gut 500 Metern. Der Wein wird im Beton vergoren, bevor er 36 Monate in 30-Hektoliter Fässern aus slawonischer Eiche sowie ein weiteres Jahr in der Flasche reift. Der Osso San Grato ist enorm lagerfähig und zählt zweifelsfrei zu den großen Weinen des Piemonts.

Eine wichtige Rolle in Gattinara spielt die Familie Travaglini, der mit 59 Hektar fast zwei Drittel der gesamten Anbaufläche Gattinaras gehören. Mit ein Grund, dass Gattinara überhaupt wieder zu überregionaler Bekanntheit kam, denn in dieser extrem kleinteiligen DOC geht es klar um verfügbare Mengen: Gattinara umfasst nur 108 Hektar, viele Betriebe bewirtschaften verschwindend kleine Flächen. Neben Travaglini ist Nervi aus dem Schatten der Vergangenheit in die Neuzeit getreten, was Verfechter des sehnig kühlen, traditionellen Stils grämt, jedoch für einen modernen Auftritt nebst verfügbarer Mengen und damit für Sichtbarkeit sorgt. Deutlich seltener sind die wenigen Flaschen von Marco und Gian Carlo Petterino. Nur 2,5 Hektar bewirtschaften die Brüder und können dabei auf Parzellen in den besten Lagen mit südwestlicher Ausrichtung wie Permolone, Castelle und Guardie zurückgreifen. Die Weinbereitung ist auch hier ultra-traditionell, alle Arbeiten werden von Hand erledigt. Die Moste kommen nach 15-tägiger Gärung für drei Jahre in 25-Hektoliter-Fässer und danach zur natürlichen Sedimentierung und Klärung in Stahl. Die Weine selbst kommen erst auf den Markt, wenn die Brüder sie als trinkreif ansehen, was in der Regel nach neun bis zehn Jahren geschieht. Derzeit sind der 2013er Riserva und der 2014er Gattinara auf dem Markt.
Boca: Retter aus der Schweiz
Verlässt man Gattinara in Richtung Boca, färben sich am anderen Ufer des Flusses Sesia die Böden rosa und werden zunehmend sedimentierter, feinkörniger und humusärmer. Boca ist das höchstgelegene Dörfchen der Sub-Appellation, die Rebflächen liegen im Supervulkan-Geopark des Valsesia, einem inaktiven Krater eines vor 60 Millionen Jahren aktiven Vulkans und heutigem UNESCO-Weltkulturerbe. Die Fläche des historischen Weinbaugebietes schrumpfte in den 1990ern auf unter 10 Hektar und drohte von der Landkarte zu verschwinden. Rettung kam mit dem Schweizer Christoph Künzli. Zusammen mit dem Önologen Alexander Trofl sah er sich damals im Alto Piemonte nach geeigneten Rebflächen um und konnte ein paar Rebzeilen samt des letzten Jahrgangs vom letzten aktiven Winzer kaufen. Der Grundstein für das Weingut Le Piane war gelegt, und wahrscheinlich hat Künzli damit Boca vor der Auslöschung gerettet. Er rekultivierte alte, arrondierende Waldparzellen bis zur heutigen Größe des Betriebes von zehn Hektar.

Ein Mitstreiter ist Davide Carlone vom gleichnamigen Weingut, ebenso bestrebt, die DOC Boca zu stärken und über die Grenzen bekannt zu machen. Kein leichtes Unterfangen für viele Betriebe der Region: Selbstvermarktung ist ein Teil des Spiels, der schwer in Eigenleistung erbracht werden kann. Carlone selbst hat beispielsweise noch nie ein Flugzeug betreten. Außerhalb Italiens findet man ihn nicht auf Messen, seine Weine sind daher nur schwer erhältlich. Sein Betrieb umfasst heute sechs Hektar.
Unterhalb von Boca liegt Ghemme, die einzige DOCG am östlichen Ufer des Sesia. Fundament der großen Historie von Ghemme sind die Böden, die mit ihrer einzigartigen Komplexität die Matrix für die Finesse und Eleganz des Nebbiolos bilden. „Ein kolossales mineralogisches Muster der obersten Alpenkette, bestehend aus Granitkieseln, Porphyr, Schottergeröll, Schiefer, Mikaschist, Serpentin, abblätterndem Dolomitgestein aus Fenera und amphibolischen Kieseln“, schrieb Luigi Nicolini bereits 1904 im Corriere Vinicolo di Casale. Zu der Zeit war Ghemme berühmt für seine Weine, die höhere Reputation besaßen als die Weine der Langhe. Im Jahr 1997 erhielt die Region ihren DOCG-Status, die Zahl der Produzenten ist seitdem auf gut zwei Dutzend gestiegen. Die Geschichte des Weingutes von Tiziano Mazzoni spiegelt beispielhaft die der Region: Sein Vater hängte trotz jahrhundertelanger Tradition den Weinbau in den 1960ern an den Nagel, um in der Textilindustrie zu arbeiten. Im Jahr 1999 kaufte Tiziano drei Hektar Weinberge, die in den 1960er-Jahren gepflanzt waren und für ihn symbolisch die Lücke der Familientradition schlossen. Heute bewirtschaftet er rund fünf Hektar nach biologischen Richtlinien, für Tiziano Mazzoni der einzige Weg, um die Weine der Region wieder an ihren altangedienten Platz, die Spitze Italiens zu katapultieren. Die Trauben werden von Hand gelesen, entrappt und vergären spontan. Die Weine bekommen nur kurz vor der Füllung minimal Schwefel. Die Familie Mazzoni reift ihre Weine in alten Tonneaux und großen französischen Eichenfässern (15 hl) bevor sie ungeschönt und unfiltriert abgefüllt werden.

DOC Fara, mit sieben Hektar Rebfläche die wahrscheinlich kleinste DOC Italiens. Die Herkunft versinnbildlicht die Kleinteiligkeit des Alto Piemonte und beschränkt sich auf zwei nennenswerte Produzenten, von denen die Cantina Castaldi Francesca mit gut sechs Hektar zu den „größeren“ zählt. Zusammen mit ihrem Sohn Marco Minoggio betreibt Francesca Castaldi das 1700 gegründete Familienweingut, ein Mitglied der Vignaioli Indipendenti. Die Reben stehen auf dem Plateau der Hügel von Briona, die von lehmigen Oberböden und kieseligen Ausläufern geprägt sind. Als eine der ersten stellte Francesca die traditionelle Pergola aufs Guyot-System um, was die Traubenqualität enorm verbesserte. Bei Castaldi wird fast ausschließlich per Hand gearbeitet, im Stahl vergoren und anschließend wie üblich im großen Holzfass ausgebaut.
Bio-Pionier in Bramaterra
Das Gebiet von Bramaterra am westlichen Sesia-Ufer ist geologisch das vielfältigste. Die westlichen und südlichen Ränder des riesigen Porphyr-Kegels sind geprägt von marinen Ablagerungen. Odilio Antonotti und sein Sohn Mattia sind die unangefochtenen Qualitäts-Motoren der Region. Der Familienbetrieb wurde 1860 gegründet, liegt im Örtchen Casa del Bosco und umfasst sechs Hektar, die seit Jahrzehnten biologisch bewirtschaftet werden. Die Reben stehen auf mageren Porphyr-Böden mit nur geringer organischer Auflage. Die Weinbereitung hat auch hier alle Moden und Trends überlebt, was die Weine nicht allein zeitlos wirken lässt, sondern genau dadurch in den Fokus der Aufmerksamkeit rückt: super oldschool, bieten sie ungeschminkten und unverfälschten Herkunftscharakter. Vergoren wird spontan in großen Zementfässern, anschließend reifen die Weine in großen Holzfässern.
Mitstreiter Antonottis in Bramaterra sind Leonardo Montá und Sohn Paolo von der Azienda Agricola La Palazzina. Der Name des Betriebes geht zurück auf den vier Hektar großen Hügel La Palazzina, der sich über die Ortschaften von Roasio, Brusnengo und Sostegno erstreckt. Vulkanische Böden und bis zu 70 Jahre alte Reben prägen die Weine Montás, die lediglich eine Prise Schwefel bei der Füllung verwenden. Die Hausstilistik präferiert das Entrappen, bevor die Gärung in Stahl und Beton erfolgt. Die Weine reifen 48 Monate in großen Fässern aus slawonischer Eiche, gefolgt von einem weiteren Jahr Flaschenreife. Neben dem La Palazzina produzieren die Montás auch Wein in Coste della Sesia.
De Marchis beleben Lessona
Lessona ist neben Gattinara und Ghemme die dritte Herkunft, die Weine aus 100 Prozent Nebbiolo gestattet. Darüber hinaus war es eine der ersten Regionen Italiens, die bereits im 19. Jahrhundert mit internationalen Echo Flaschenweine vermarktete. Einst über 800 Hektar groß, schrumpfte die Fläche wie überall, bis sie in den 1990ern fast verschwand. Als Zeugnis der großen Zeiten blieben die Aufzeichnungen der Familie de Marchi, einer Dynastie von Ärzten und Juristen, die im 19. Jahrhundert die Proprietà Sperino betrieben. Sie verfügen über eine umfangreiche Bibliothek mit Notizen zu sämtlichen Jahrgängen des 19. Jahrhunderts samt Kellerbüchern, Gärverläufen und mehr. Paolo de Marchi stammt aus Lessona, ging jedoch zunächst in die Toskana und widmete sich dem Weingut Isole e Olena, das sein Vater 1956 gegründet hatte. Als er 1999 zurückkehrte, wurden nur mehr zwei Hektar bewirtschaftet. Zusammen mit seinem Sohn Luca pflanzte er auf Grundlage der alten Aufzeichnungen und Lagenkarten neue Rebanlagen und reaktivierte den alten Keller des Familienanwesens. Mit rund 10 Hektar umfasst Proprietà Sperino ca. ein Drittel der Rebfläche Lessonas und wird heute von Luca geleitet.

Der Löwenanteil Lessonas entfällt auf die Tenute Sella. Der Betrieb mit über 350-jähriger Geschichte kaufte 1671 die ersten Rebflächen, die man seitdem kontinuierlich erweiterte. Schon Quintino Sella, berühmter Staatsmann und mehrfacher Minister, stieß mit einem Glas Lessona aus seinem Hause auf die erste Regierung des vereinigten Italiens an. Die Tenute Sella bewirtschaften Flächen in Lessona, Bramaterra und Coste della Sesia.
Alto Piemonte ist ein großes Puzzle, dessen Teile von den Produzenten heute neu sortiert werden. Als moderner Weinbau und die Standardisierung der Geschmacksmuster die Weinwelt erfassten, lag die Region in tiefem Schlummer. Ein Vorteil, der sich heute auszahlt. So bewahren die Produzenten, ob alteingesessen oder neu, ein identitätsstiftendes Erbe. Ihre vermeintlich aus der Zeit gefallenen Weine treffen exakt den Nerv der Zeit. Sie vereinen das spezielle Klima, die Vielfalt der Böden und Menschen und somit die Einzigartigkeit dieser Region: ursprüngliche und authentische Weine mit enormer Finesse, Eleganz und alpinem Herkunftscharakter.
Die Weingüter
Società Agricola Antoniolo
Gegründet im Jahre 1948, Antoniolo ist einer der Leuchttürme des Alto Piemonte. Die drei Spitzenweine des 14-Hektar-Betriebes stammen aus den Lagen Le Castelle, San Franceso und Osso San Grato. Gewachsen auf basalthaltigem Porphyr umfasst die in den 1940er- und 1950er-Jahren gepflanzte Lage Osso San Grato knapp fünf Hektar Reben.
2017 Osso San Grato Gattinara Riserva DOC
Das Antoniolo-Lagen-Kronjuwel: saftige Frucht, feine Gewürznoten sowie die typisch florale Kopfnote. Transparenter Stil, fein und kühl, mit flirrender Säure und fest geschnürtem Gerbstoff-Korsett. Jetzt für die Karaffe, in zehn Jahren fürs Maximalvergnügen.
Bezug: pinard-de-picard.de
EVP: 73,– Euro
Marco & Gian Carlo Petterino
Mit über 80 Jahren sind Marco und Gian Carlo Petterino so etwas wie die Merkelbach-Brüder aus Gattinara. Für die Lese, natürlich von Hand, lassen sie sich einen ganzen Monat Zeit: Es geht so schnell, wie es geht. Die Weine kommen erst dann auf den Markt, wenn die Brüder sie als trinkreif ansehen, in der Regel nach ca. 10 Jahren.
2013 Gattinara Riserva DOC
Super oldschool mit immenser Finesse und Intensität, seidiges Tannin, sehr leichtfüßig, dabei voller Spannung. Feine Würze gepaart mit sekundären Reifenoten und den obligaten floralen Obertönen. Der wahrscheinlich engste Grenzgang von Nebbiolo zum Pinot für Liebhaber gereifter Weine.
Bezug: www.wine-affairs.de
EVP: ca. 30 Euro
Azienda Franchino di Raviciotti Alberto,
Der ursprünglich landwirtschaftliche Vollbetrieb samt Vieh und allem wuchs mit der Appellation. Mit der Verleihung der DOC 1967 begann man, Flaschenweine mit dem noch heute verwendeten Etikett zu vermarkten. Mauro Franchino übernahm 1990 den Betrieb und zog die Qualität kontinuierlich an. Im Jahr 2018 übergab er den Betrieb an seinen Neffen Alberto Raviciotti.
2016 Gattinara Riserva DOC
Fleischig mit jugendlich festem Gerbstoff ist er am Gaumen packend mit Griff, dunkler Frucht und viel Unterboden und Gewürzen. Unbedingt karaffieren und mit herzhafter Kost servieren. Authentischer Blick in die Vergangenheit, oldschool – gold school.
Bezug: www.geisels-weingalerie.de
EVP: ca. 40 Euro
Proprietà Sperino
Die Familie de Marchi stammt ursprünglich aus dem Alto Piemonte, verlagerte ihren Lebensmittelpunkt in den 1950er-Jahren mit der Gründung des Weingutes Isole e Olena jedoch in die Toskana. Der Betrieb wird heute von Paolo de Marchis Sohn Luca geleitet. Von den reinsortigen Nebbiolos sind die Weine aus Lessona stets die wärmsten, fülligsten und seidigsten.
2016 Lessona DOC
Dunkle Aromatik im Duft, Amarenakirsche, Sandelholz, dunkler Tabak, Waldboden und getrocknete Blüten. Super seidige Tannine, sehr geschliffen, dennoch mit der kühlen Charakteristik des Alto Piemonte. Nonchalanter Einstieg in die Thematik mit wunderschöner Tiefe.
Bezug: www.consigliovini.de
EVP: ca. 70 Euro
Davide Carlone
Die Wurzeln des Weingutes reichen zurück bis in die 1880er-Jahre. Heute ist Davide Carlone neben Le Piane der bedeutendste Produzent in Boca. Er hat seine ursprüngliche Rebfläche mit ca. drei Hektar Neupflanzungen verdoppelt. Davide und Michela Carlones einfacher Boca aus Nebbiolo und etwas Vespolina legt die Messlatte hoch, die Riserva ist die Wahl fürs Wochenende.
2016 Boca Riserva DOC
Schon der transparente Duft verspricht hohe Intensität, die sich nicht aus überextrahierter Konzentration speist, sondern Finesse und Eleganz mit hoher Vibration verbindet. Fast jodige Würze trift flirrende Frucht und markante Mineralik. Cuvée aus Nebbiolo, Bonarda Novarese, Vespolina und Uva Rara.
Bezug: www.finkenweine.de
EVP: ca. 30 Euro
Colombera & Garella
2010 von Giacomo Colombera und Cristiano Garella gegründet, hervorgegangen aus der Cascina Cottignano von Giacomos Eltern. Sein Vater arbeitete bei Antoniolo, konzentrierte sich später aber nur noch auf den eigenen Betrieb mit Top-Lagen in Lessona und Bramaterra. Cristiano war Kellermeister bei Sella, als er Giacomo kennenlernte.
2019 Bramaterra DOC
Bramaterra-Cuvée (80 % Nebbiolo, je 10 % Vespolina und Croatina), vergoren im Beton, zwei Jahre Ausbau in gebrauchten Barriques. Jugendlich zugänglich, saftige Frucht und dunkle Aromatik (Leder, Gewürze, Unterholz, florale Kopfnote). New style vor traditionellem Hintergrund, für sofort oder zum Weglegen.
Bezug: www.viniculture.de
EVP: 31,50 Euro