Irland »missachtet die EU-Vereinbarung«, indem es die Kennzeichnung alkoholischer Getränke national regelt und Warnhinweise »ähnlich wie beim Tabak« anbringen will. Das meldet die Assemblée des Régions Européens Viticoles (AREV), Versammlung der europäischen Weinbauregionen, die dem Land vorwirft, die Umsetzung demokratisch gefasster Beschlüsse auf EU-Ebene in Frage zu stellen und den für ländliche Gebiete so wichtigen Weinsektor zu gefährden. Sie kritisiert zudem die »stillschweigende Zustimmung« der EU-Kommission und fordert eine klarere Positionierung der EU zur Verteidigung der allgemeinen Strategie, die darauf abzielt zwischen maßvollem Konsum und Alkoholmissbrauch zu unterscheiden.
Der Stein des Anstoßes
Zu den von Irland geplanten Label-Maßnahmen auf (allen) alkoholischen Getränken gehören ein Warnhinweis bezüglich Alkoholkonsum in der Schwangerschaft, ein Hinweis zum Zusammenhang zwischen Alkoholkonsum und Krebserkrankungen, ein Weblink zu einer Seite, die über die schädlichen Auswirkungen von Alkohol informiert, sowie der Alkoholgehalt (in Gramm) und die enthaltenen Kalorien des Produkts. Von »Schockbildern« wie bei Tabakerzeugnissen mittlerweile Usus ist bislang keine Rede. Irland kann auf nationaler Ebene dazu förmliche Rechtsvorschriften erlassen, für die eine Übergangszeit von drei Jahren vorgesehen ist.
Bereits in den letzten Wochen war ähnliche Kritik an Irlands Vorstoß durch die Branchenmedien gegangen, meist von Erzeugerseite, oft aus Italien. Die AREV zitiert auch Italiens Agrarminister Francesco Lollobrigida, der prognostiziert, die irischen Regelungen würden zum Konsum stärkerer Alkoholika verleiten, da der Verbraucher »überzeugt wird, dass Wein genauso schädlich ist wie Whisky«. Die jüngste Kritik richtet sich direkt an die Europäische Kommission, da die AREV ein politisch-professionelles Forum ist, das sich aus rund 50 europäischen Herkunftsregionen zusammensetzt und als gemeinsame Vertretung beziehungsweise Gesprächspartner mit den europäischen Institutionen fungiert. Hier geht es zu einem Kommentar aus der Redaktion zum Thema. VM