In Bordeaux wird ein Ring von Wein- und Etikettenfälschern entlarvt (Foto: JPchret/adobe.stock.com)
In Bordeaux wird ein Ring von Wein- und Etikettenfälschern entlarvt (Foto: JPchret/adobe.stock.com)

Fälschungen und Irreführung

Die Staatsanwaltschaft von Bordeaux hat zusammen mit der Nationalen Gendarmerie von Nouvelle-Aquitaine einen großen Fälschungsskandal aufgedeckt. 

Im Rahmen einer Drogenermittlung und Durchsuchung im September 2021 wurde nebenbei auch Material für die Fälschung von Weinflaschen sichergestellt. Dabei handelte es sich um Trockenmaterialien und Etiketten verschiedener Weingüter aus der Region Bordeaux. 

Dies teilte die Staatsanwältin Frederique Porterie des Justizministeriums in Bordeaux WEINWIRTSCHAFT mit. Die Ermittlungen hätten einen groß angelegten Betrug von mehreren hunderttausend Flaschen ergeben, organisiert von dem Besitzer eines Weinguts in Médoc, der ebenfalls Händler-Status besitzt. 

Zusammen mit drei anderen Personen hatte er ein groß angelegtes Vertriebsnetz geschaffen, das aus Unternehmen, Selbstständigen und Rentnern bestand. Die falsch etikettierten »Bordeaux-Weine« seien häufig zu, für Bordeaux ungewöhnlich attraktiven Preisen angeboten worden und enthielten Weine der unteren Preisklasse, von denen jedoch kein einziger aus Bordeaux stammte. Auch spanische Weine wurden abgefüllt. Verkauft wurden sie an Supermarkt- und Einzelhandelsketten sowie an Zwischenhändler im Ausland, die dort den illegalen Vertrieb steuerten. Nähere Einzelheiten hierzu wollte die Staatsanwaltschaft nicht mitteilen. 

Am Montag, 27.6.2022 wurde eine Großoffensive mit hunderten Polizisten der Nationalen Gendarmerie durchgeführt, bei der elf Personen in Gewahrsam genommen wurden. Die Hauptverdächtigen stammen aus Médoc, die Vertriebspersonen aus sieben weiteren Departements Frankreichs. Beschlagnahmt wurde eine große Menge des gefälschten Weins, verpackt in Kisten oder auf Paletten, zehn Fahrzeuge, mobile Geräte und div. Zahlungsdokumente, die den illegalen Handel untermauern. Das genaue Ausmaß des Betrugs wird noch ermittelt.

Drei Angeklagte wurden am 29.6.2022 dem Ermittlungsrichter vorgeführt. Sie sind wegen Warenbetrugs, organisierten Bandenbetrugs und Geldwäsche sowie Lebensmittelfälschung angeklagt. Das illegale Geld soll »dem Lebenswandel« der Angeklagten sowie der Geldwäsche durch Barbezahlung illegaler Arbeitskräfte für Renovierungsarbeiten gedient haben.  Sie wurden unter richterliche Aufsicht gestellt und zur Zahlung von Kautionen in Höhe von 20.000 bis 50.000 Euro verpflichtet.

Handelsweine werden bestraft

Französische Medien berichteten zudem über einen weiteren Fall irreführender Etiketten. Pascal Dourthe, Besitzer des Médoc-Châteaus de Maucaillou, wurde am 30. Juni in zweiter Instanz vom Gerichtshof in Bordeaux zu einer Geldstrafe von 150.000 Euro verurteilt. Er habe seinen Handelswein »Bordeaux de Maucaillou« dem Wein seines hochwertigen Médoc-Schlosses zu ähnlich etikettiert, was bei den Verbrauchern zu Irreführung führe. 

Der fragliche Rotwein stammte zu 55 Prozent vom Château de Beau Rivage (ebenfalls Eigentum von Pascal Dourthe) und zu 45 Prozent aus dem Kauf von nicht abgefüllten Weinen. Auf seinen Etiketten zeige er »die gleiche Aufmachung wie die Weine aus dem Weingut (Château de Maucaillou): Grafik, Aufmachung, visuelle Anordnung, Typografie und Schriftgröße, die den Namen Maucaillou hervorhebt«, so der Gerichtshof. Außerdem fehle die klare Bezeichnung, dass es sich um einen »Vin de négoce« (Handelswein) handele. 

Das Urteil fügt sich ein in eine Reihe von Verfahren gegen vergleichbare Praktiken. Erst vor wenigen Wochen traf es den Besitzer von Château Rollan de By. Weitere Verfahren können folgen, da viele weitere bekannte Châteaux ihre Handelsmarken mit dem Namen ihrer Anwesen verbinden. itp 

Ausgabe 6/2024

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