Mendoza und Malbec

Argentinien ist nicht nur der Inbegriff saftiger Steaks und Asado-Braten, sondern auch ein Eldorado für tiefe, ausdrucksstarke Rotweine. Hier erfahren Sie das Wichtigste über die Weine aus dem südamerikanischen Silberland. 

Evita, Falklandinseln, Fußballweltmeister und vor allem Rindfleisch – das sind die ersten Assoziationen, die ein Europäer mit »Argentina « (lat. Silberland) verbindet. Von Wein ist erst einmal nicht die Rede, obwohl Argentinien mit 18 Millionen Hektoliter Weinerzeugung jährlich an fünfter Stelle der Weltweinproduktion liegt. Die Rebfläche ist mit 207 000 Hektar fast genau doppelt so groß wie die deutsche Anbaufläche, doch die Produktion beschränkte sich bis noch in die neunziger Jahre des 20. Jahrhunderts auf einfache Verschnittweine oder Tafelweine, die fast ausschließlich von den Argentiniern selbst verbraucht wurden. Dabei ist das Potenzial für große Weine in Argentinien in vielfacher Weise gegeben: Die Weinhistorie reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück, und mit einer lang gestreckten Nord- Süd-Ausrichtung auf knapp 2,8 Millionen Quadratkilometer Fläche auf der Südhalbkugel ist auch genügend weinbautaugliches Land zwischen dem 25. und dem 40. Breitengrad eingeschlossen. Doch die spanischen Eroberer waren zwar die Importeure der ersten Reben, die sich zur Weinproduktion eigneten. Aber sie erkannten auch schnell die Konkurrenz dieser Weine zu ihren eigenen Produkten: Obwohl zunächst nur für den religiösen Eigenbedarf der Spanier gepflanzt und von den versklavten Indios als Gegenwehr zur Landbesetzung zerstört, wuchs die Zahl der Weinberge doch wesentlich schneller als erwünscht, sodass die Spanier ihre in Europa erzeugten Weine immer weniger nach Argentinien exportieren konnten. Erst als die »vereinigten Provinzen des Río de la Plata« 1816 unter der »Maisonne« ihre politische Unabhängigkeit erkämpft hatten, kam es nicht nur zu steigender Weinmenge, sondern auch zu auffallend guten Qualitäten, was vor allem mit dem wachsenden Anbau europäischer Qualitätsweinreben wie zum Beispiel Malbec zusammenhing. Gerade unter der Militärregierung von Perón (1946 bis 1955) florierte der Weinhandel, was aber durch die politischen Unruhen der folgenden Jahre wieder zunichte gemacht wurde. Erst danach bekamen die argentinische Wirtschaft und somit auch der Weinhandel durch die Peronisten in den 1990er Jahren Aufwind, der den argentinischen Weinen mittlerweile auch in Europa steigendes Renommée beschert. Am bekanntesten für seine äußerst guten Qualitäten ist dabei sicher der Malbec. Die Pflanzungen der französischen Rebsorten Merlot, Cabernet Sauvignon und Syrah tragen derzeit ebenfalls zum steigenden Erfolg und zu verbesserter Qualität der argentinischen Weine bei. Da die westliche Grenze durch die Anden die feuchte Meeresluft des Pazifiks abhält, müssen die argentinischen Weinberge grundsätzlich bewässert werden. Die jährlichen Niederschläge erreichen kaum 300 Millimeter, und gleichzeitig scheint nahezu jedes Jahr an 320 Tagen die Sonne. Normalerweise wird das Wasser aus den Schmelzflüssen der Anden in Kanäle zur Flutung der Weinberge geleitet, wobei inzwischen jedoch immer mehr zur Tröpfchenbewässerung übergegangen wird. Die Höhe von 300 Meter bis 1600 Meter bietet die notwendige klimatische Mäßigung. Die ganz oben liegenden Bodenschichten variieren zwischen Sand und Lehm, wobei die zentralen Gebiete in Mendoza in ihrer Drainage von den kiesigen, steinigen Beimischungen profitieren und die südlichen Regionen eher kalkhaltig sind. Somit sind Boden, Bewässerung und Sonneneinstrahlung eine nahrhafte Basis für hervorragende Weine, zumal der Krankheitsdruck durch Pilzbefall dank der trockenen Luft nahezu ausgeschaltet ist und die argentinischen Weinberge bisher glücklicherweise von der zerstörenden Reblaus unentdeckt geblieben sind. Da die Etablierung auf dem internationalen Markt schnell und dauerhaft sein soll, wird derzeit noch ein genaues DOC-System für argentinische Weine ausgeklügelt. Bis dahin werden die Weine lediglich in drei Kategorien eingeteilt: Vinos de Corte (einfache Grundweine, meist für die Verschnitte), Vinos Communes (die Tafelweine) und Vinos Finos (Qualitätsweine). Die Bezeichnungen auf dem Etikett müssen Rebsorte, Weinstil, Ursprungsgebiet und für den Export auch Volumen und Alkoholgehalt beinhalten. Am ehesten wird der interessierte Weinliebhaber die argentinischen Rotweine (40 Prozent) oder Roséweine (30 Prozent) entdecken und die Ursprungsbezeichnung »Mendoza« oder »San Juan« lesen, die sich zwischen dem 30. und 35. südlichen Breitengrad befinden, wo 90 Prozent der argentinischen Weine produziert werden. Mendozas Weinberge reichen bis in eine Höhe von knapp 1 300 Meter, sodass die kühle Höhenluft dort ebenfalls zur Produktion hochwertiger Weine verhilft. Relativ weit im Norden liegt das Anbaugebiet Cafayate, in dem sich die Qualitätsweinberge bereits in einer Höhe von über 1 600 Meter befinden, um der Hitze des nördlichen Argentiniens zu entkommen. Genau dort werden auch einige der besten argentinischen Weißweine aus der Sorte Torrontés erzeugt. Im wesentlich kühleren Süden Argentiniens wird derzeit vor allem in Patagonien viel in neue Weinberge investiert. Es wird einige Jahre bis zum Ertrag dauern, aber wir dürfen gespannt sein, was diese Region an hervorragenden Pinots, Malbecs oder gar Rieslingen bringen wird. _ SUSANNE BAUER 

 

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