Foto: travelview/Shutterstock.com
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Mosel mal anders

 

Die enorm komplexen Süßweine haben der Mosel als Weinanbaugebiet Ruhm und Ehre von London bis Tokio eingebracht. Aber längst gibt es auch neue Stile: Orange Wine aus Kröv oder Pét Nat aus Piesport – alles ist möglich! Wir waren für Sie vor Ort und haben spannende Wein-Tipps für Sie im Gepäck. 

»» Noch mehr über die Mosel lesen Sie in Ausgabe 3/20 von MEININGERS WEINWELT.

Text: Matthias Stelzig

 

WEBER BRÜDER
Die Brüder Michael und Stephan Weber stammen aus einer Winzerfamilie; beide studierten in Geisenheim, arbeiten als Weinbau-Ingenieure und päppeln nebenbei die edlen, elterlichen Brachen an der Saar wieder auf. Von Schafen im Weinberg bis zur minimal-invasiven Kellerarbeit ist bei ihnen alles Bio – und unfassbar gut.
www.weber-brueder.de

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2018 Weber Brüder Weißburgunder
Weißburgunder läuft oft als etwas publikumstauglichere Version des Rieslings, auch weil er ziemlich milde Säure mitbringt. Bei Webers gilt das nicht. Ein Wein mit viel Struktur. Würzige Frucht und der Duft von Salbeiblüten, Pfirsich und Speck machen Lust auf den ersten Schluck; grüne Früchte, Apfel, Rhabarber und Birne am Gaumen auf den zweiten und den dritten
Preis: 8,99 €
Bezugsquelle: www.terranostra-feinkost.de

DIENHART WEINE
Timo Dienhart gehört zu den Winzern, die Bio und Naturschutz ernst meinen. Völlig ernst. Bio macht er seit 25 Jahren und war zwischenzeitlich auch mal Vorsitzender bei Ecovin. „Das war aber viel Arbeit“, erinnert er sich. Denn er braucht seine Energie für ständig neue Weine, was sich in immer neuen Abfüllungen niederschlägt
www.dienhart-weine.de

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2018 Timo Dienhart Honigberg High End Selection Spätburgunder
komplexe Frucht, Marille reife Süßkirsche, fette Pflaume, etwas gebeiztes Holz, Kirschmarmelade, aber nicht marmeladig; am Gaumen sehr eigene Frucht, rote Johannisbeeren, präsent, Cassis, elegant, frisch, saftig, aber fein
Preis: 19,80 €
Bezugsquelle: www.dienhart-weine.de/shop

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2018 Timo Dienhart Römerkelter Spätburgunder Ortswein
in der Nase Baumrinde, Unterholz und ein paar feine Spätburgunder-Beeren, dazu ein Hauch Zigarettenrauch; schmeckt nach Sauerkirsche, roter Pflaume, Himbeeren, wieder Borke, charmant, nuanciert, lebendig, präsent, mittlere Länge; so soll ein Ortswein sein
Preis: 9,90 €
Bezugsquelle: www.dienhart-weine.de/shop

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2018 Dienhart Klosterberg Cabernet Blanc
Cabernet blanc ist eine von mehreren Neuzüchtungen, die er vor einiger auf den Markt gekommen sind – und sich lohnen. Elegante Nase mit viel Wiesenkräutern und Heu, dahinter floral, leicht exotisch, etwas Lavendel, dann Zuckerwatte. Am Gaumen ähnlich mit prickelnder Säure und ordentlicher Länge
Preis: 9,80 €
Bezugsquelle: www.dienhart-weine.de/shop

 

SCHLOSSGUT LIEBIEG
Bernhard Kirsten und Inge von Geldern machten unter dem Namen Kirsten viele Jahre außergewöhnliche Weine. Aber das reichte noch nicht. Sie verliebten sich in ein altes Schloss. Jetzt heißen die Weine Schlossgut Liebieg. Wichtige Erweckungserlebnisse feierte Kirsten in Kalifornien, wo er sich in die feinsten Chardonnays verliebte. Das merkt man bis heute.
www.schlossgut-liebieg.de

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2018 Schlossgut Liebieg Sauvignon Blanc
Stachelbeere, etwas Kaugummi und exotische Blüten in der Nase, wie man sie von kalt vergorenen Weinen kennt; am Gaumen konzentriert und mineralisch
Preis & Bezugsquellen nennt: www.schlossgut-liebieg.de

 

STAFFELTER HOF
Den Staffelter Hof gibt es schon seit über 1100 Jahren. Echtes Urgestein und Familienbetrieb. Jan Matthias Klein hat dort schon Orange Wine gemacht, da trauten sich manche noch nicht den Namen auszusprechen. Heute hat er einen Erfahrungsvorsprung und seine Natural- und Orange Wines gehören zu den besten der Region.
www.staffelter-hof.de

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Little Bastard o. J.
heftige Cuvée aus Riesling, Müller-Thurgau, Sauvignon Blanc und Muscat: hellgelb, leicht trüb, etwas Mousse, in der Nase Rhabarber, exotische Frucht, Wiesenkräuter; moussiert im Mund, dann viel Weinbergpfirsich, saftige exotische Frucht, Finesse, Länge und fein-mineralisch, auch im Abgang mit Honig
Preis: 14,00 €
Bezugsquelle: www.staffelter-hof.de

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Orange Utan o. J.
Riesling und Muskateller auf den Schalen vergoren und sechs Monate im Holzfass gereift geben hier den Ton an: Der Wein ist grüngelb, trüb und zeigt Fermentationsaromen, unreifer Apfel, Apfelmus, Apfelsaft, Cidre, ist aber unheimlich animierend, dazu aromatische orientalische Gewürze, dann aber wieder nicht zu wild, keine große Oxidation, reife Mango, Quitte, grüne Papaya, gute Länge
Preis: 29,00 €
Bezugsquelle: www.staffelter-hof.de

 

ROBERT BUSCH WEINGUT
Dominik Busch übernahm das Weingut seiner Eltern relativ früh. „Da viel die Weltreise leider aus“, erinnert er sich. Aber Dominik hat die Neugier vieles zu probieren. Und das Können, daraus etwas Besonderes zu machen.

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2014 Robert Busch Spätburgunder
einen Spätburgunder in dem Alter noch beim Winzer zu bekommen, ist eine feine Sache. Der Wein hat die typische karminrote Transparenz eines reifen Burgunders; in der Nase verweben sich reife rote Frucht und feuchtes Herbstlaub; am Gaumen zeigt sich ein feiner Tropfen, dessen Tannine noch reifen, dahinter aber Eleganz und Länge mit Finesse, frische Nüsse, ein Hauch Karamell, leicht floral
Preis: 9,50 €
Bezugsquelle: www.weingut-robertbusch.de

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2018 Robert Busch Pét-nat Sauvignon Blanc
Pétillant naturel ist in einer Region wie der Mosel schon gewagt. „Spannend“, sagt Dominik, „jede Flasche ist anders“. Das Verkostungsmuster war jedenfalls in Bestform und kam trüb, hellgelb mit kleinen Blasen aus der Flasche. Duftet etwas gemüsig, ein bisschen nach Obst und nach Weihrauch. Sehr gut: Pét-nat soll ja überraschen. Die Kohlensäure ist im Mund explosiv, animierend, mit gelber Frucht, etwas exotisch, Dill, leicht zitrusbitter, Orangenschale, rosa Grapefruit, aber geschmacklich kristallklar, keine Fermentationsaroma und gute Länge
Preis nennt: www.weingut-robertbusch.de

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2018 Sauvignon Blanc
wer an der Mosel Sauvignon Blanc anbaut, muss mit harter Kritik von Riesling-Puristen rechnen. Die Kombination von der Rebsorte mit Schiefer ist aber elegant mit einem Touch Cassis zu der soliden Schieferschicht; schlank, Säure gemäßigt, Feigenblätter, eine gewisse Eleganz und schöne Textur
Preis: 6,50 €
Bezugsquelle: www.weingut-robertbusch.de

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2018 Robert Busch Weißburgunder
aus Weißburgunder kann man leicht einen gefälligen Wein machen. Der hier kann mehr: blumige Frucht, etwas Würze, Würzkräuter, grüner Apfel in der Nase; am Gaumen eine sehr klare Frucht, brillant, elegant, mit einem ziemlichen Spektrum von Apfel über Pfirsich bis exotisch, schöne Säure, trinkreif
Preis: 6,00 €
Bezugsquelle: www.weingut-robertbusch.de


 

WEINGUT LAY
Matthias Lay hat das Weingut seiner Eltern erst vor Kurzem übernommen. „Ältere Kunden wollen eigentlich keine Veränderung“, sagt er. Er hat trotzdem vieles verändert: neues Logo, kühle Vergärung, mehr Typizität, mehr Riesling, mehr Säure. Und das kommt gut an.
www.weingut-lay.de

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2018 Lay Pinot Noir
bezirzende Pinot Noir-Nase, viel Frucht mit einem Hauch Drops und ein paar Kräutern wie Thymian; auf der Zunge Finesse, schon sehr trinkbar, schöne Pinot Noir-Beerenfrucht, etwas Erdbeermarmelade, gute Balance, weich, fein; intensive Gewürze, Nelke, Piment, Kardamom
Preis nennt: www.weingut-lay.de

 

FIO WEINE
Fio ist das Projekt von Philipp Kettern und Dirk van der Niepoort. Hier ist jeder Wein am Reißbrett geplant und mit großer Präzision gemacht.

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2018 Fio JoJo Orange Juice
bei Winzern, die neue Wege gehen, geht es eigentlich nicht ohne Orange Wine. Die Rieslingtrauben werden auf 300 Meter im Piesporter Freudenberg geerntet. Vergoren mit Schalen und Stängeln. Dann geht ein Teil mit ganzen Trauben ins Holzfass. Der goldene Tropfen zeigt viele Vergäraromen, frische geerntete Früchte, rote Beeren, Himbeeren, Kirschen, Nimm2, Johannisbeere; am Gaumen ebenso, Riesling-Säure, relativ junge Tannine, gut konzentriert, wild animierend, Pfirsichsaft, Pflaume, saftig, gute Länge
Preis: 19,90 €
Bezugsquelle: https://shop.weinamlimit.de

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Ausgabe 03/2024

Erhältlich ab 8. März: MEININGERS WEINWELT Ausgabe 03/2024

Themen der Ausgabe

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Bettina Bürklin-von Guradze hat das Pfälzer Topweingut Dr. Bürklin-Wolf perfekt für die Zukunft aufgestellt und verrät im Gespräch mit Chefredakteurin Ilka Lindemann, wie sie dabei Traditionen, Familie und Biodynamie unter einen Hut gebracht hat.

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