Schaumwein aus Norditalien: Vergleichsprobe Franciacorta und Oltrepò Pavese (Foto: Paul Shoul/Shutterstock.com)
Schaumwein aus Norditalien: Vergleichsprobe Franciacorta und Oltrepò Pavese (Foto: Paul Shoul/Shutterstock.com)

Schaumwein aus Norditalien: Vergleichsprobe Franciacorta und Oltrepò Pavese

Schaumwein aus Norditalien: Die beiden DOCGs Franciacorta und Oltrepò Pavese, beide in der Lombardei gelegen, sind echte Aushängeschilder für italienischen Schaumwein nach traditioneller Flaschengärung. Doch jenseits dieser Gemeinsamkeiten zeigen die Schäumer im Glas ihr ganz individuelles Profil. Wir haben mit rund 50 Top-Schäumern die Vergleichsprobe gemacht. Die bestplatzierten Bubbles finden Sie ab 10. Mai in »Ausgabe 04/2023 von MEININGERS WEINWELT. Die passende Story dazu über einige Winzer und Winzerinnen der beiden Regionen gibt es »hier.

Text: Christoph Nicklas

Immer wieder hat sich unsere Redaktion in den letzten Jahren das Themenfeld hochwertiger traditioneller Flaschengär-Schaumweine weit oben auf die Agenda geschrieben. Ob kultverdächtige Champagner von kleinen Winzern und großen Häusern (zuletzt in »Ausgabe 02/2023 von MEININGERS WEINWELT), die besten deutschen Schäumer aus unserem Wettbewerb »Meiningers Deutscher Sektpreis oder Spannende Schaumwein-Exoten wie Österreich, Portugal und England (großes Tasting in »Ausgabe 01/2021 von MEININGERS WEINWELT). Italien stand dabei abgesehen von unserer Trentodoc-Probe im Jahr 2020 etwas weniger im Rampenlicht – aus ganz verschiedenen Gründen.

Zunächst einmal sind viele Regionen der Stiefelrepublik einfach zu warm, denn für wirklich hochklassige Flaschengärer braucht es frisches, knackiges, säurebetontes Traubenmaterial, das nicht zu reif und nicht zu zuckerreich sein darf. Darüber hinaus sollten Rebsorten zum Einsatz kommen, die sich zur Herstellung von eleganten, vielseitigen Sparklings eignen, womit viele autochthone Spezialitäten ausscheiden. Und dann ist da noch die Omnipräsenz des Topsellers Prosecco, ob als DOC oder DOCG, als Frizzante oder Spumante, die in Sachen Bekanntheit die kleineren Adressen schlichtweg überstrahlt.

Angesichts dieser Situation verdichtet sich das Spitzenfeld italienischer Bollicine letztendlich auf nur vier ernstzunehmende Herkünfte mit traditioneller Methode und Schwerpunkten bei Pinot Noir, Chardonnay, Pinot Bianco & Co. – Südtirol, das Trentino mit Trentodoc und die beiden Hochburgen in der Lombardei, Franciacorta und Oltrepò Pavese. Innerhalb dieser Gebiete konzentriert sich die Spitzenriege dann noch einmal auf eine überschaubare Zahl an Produzenten.

Bei der direkten Gegenüberstellung von Franciacorta und Oltrepò Pavese offenbart sich eine Reihe fundamentaler Unterschiede, die man auch im Rahmen der Verkostung spürte. Die Franciacorta ist ein amphitheaterförmiges Moränengebiet am Südufer des Lago d’Iseo zwischen Bergamo und Brescia, in dem Chardonnay mit rund 80 Prozent Rebflächenanteil dominiert, während im Hügelland Oltrepò Pavese, das sich ca. 150 Kilometer weiter südwestlich aus der Po-Ebene erhebt, mit etwa zwei Drittel der Fläche Pinot Noir den Ton angibt. Das Franciacorta-Gebiet ist klimatisch von den südlichen Alpen beeinflusst und tendenziell kühler und regenreicher als Oltrepò Pavese, wo die sanften Hügel des nördlichen Apennin das Klima prägen. Franciacorta steht eindeutig für geschliffenere, hellfruchtigere, internationalere und etwas technischere Schaumwein-Typen (jedoch nicht zulasten der Komplexität). Dagegen zeigte Oltrepò Pavese eine attraktiv bodenständige bis rustikale, rotbeerig-würzige Art mit spürbarem Pinot-Noir-Fingerabdruck (wenn auch für Blanc de Noirs meist sehr hell in der Farbe) und oft gröberer Perlage als Franciacorta. Daher auch die Empfehlung: Am besten, Sie machen ein paar Flaschen aus beiden Regionen parallel zum Vergleich auf – es lohnt sich.

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