Sauvignon Blanc meets Muskateller (Foto: eliasbilly/stock.adobe.com)
Sauvignon Blanc meets Muskateller (Foto: eliasbilly/stock.adobe.com)

Sauvignon Blanc meets Muskateller

Denkt man laut über frühlingshafte Sorten nach, dann liegen Sauvignon Blanc und Muskateller weit vorne. Aber kann frühlingshaft auch komplex sein? Wer hat die besten Weine? Mit rund 100 Flaschen gingen wir der Sache für »Ausgabe 03/2022 von MEININGERS WEINWELT auf den Grund. Die Story zum Thema können Sie »hier ebenfalls nachlesen.

Text: Christoph Nicklas

Zwei Sorten, zwei Länder – ein Contest: Schon bei den Anmeldungen zum Tasting zeichnete sich ab, was man erwartet hatte: Die Steiermark ist und bleibt ein Mekka für Sauvignon Blanc und Muskateller. Die Weine aus Österreichs Süden machten fast 70 Prozent der Verkostung aus, in der wir uns mit einer Preisuntergrenze von neun Euro bewusst auf Top- Qualitäten der beiden Rebsorten konzentrierten. Ob auf Sand-, Schiefer-, Kalk-, Opok- oder Vulkanverwitterungsböden – in der Steiermark wachsen einige der besten Sauvignons der Welt, was diese Probe für die deutschen Kontrahenten zu einem fast aussichtslosen Kräftemessen machte. Doch eins nach dem anderen, denn statt schierem Punktzahlen Vergleichen galt es vielmehr, die Facetten und Stilistiken zweier Sorten aus zwei Ländern zu ergründen.

Der Standort macht den Unterschied

Um die Standort-Unterschiede klar herausarbeiten zu können, hatten wir die Gruppen zunächst nach Ländern gegenübergestellt: die Top-Sauvignons aus Österreich und Deutschlands beste Exemplare sowie deutsche und österreichische Muskateller direkt nebeneinander. Eine zentrale Feststellung gilt für beide Sorten und beide Länder: Die jüngsten, fruchtigsten, lautesten, exotischsten und aromatischsten Weine sind definitiv nicht die besten und komplexesten Vertreter ihrer Art. Als vordergründige Spaßmacher dürfen sie sich natürlich weiterhin z. B. im Offenausschank großer Beliebtheit erfreuen, und sie ermöglichen sicher einen unkomplizierten Erstkontakt. Wenn es um Eleganz, Struktur und Reifefähigkeit geht, haben die länger auf der Hefe ausgebauten Weine (übrigens nicht nur im Edelstahl, sondern gerade beim Sauvignon idealerweise auch im großen Holzfass und/oder Beton) eindeutig die Nase vorn. Oder in nüchternen Zahlen gesagt: Von den knapp 30 am höchsten bewerteten Weinen stammen genau drei aus dem Jahrgang 2020 und genau null aus dem Jahrgang 2021. Stattdessen zeigte sich, dass der Jahrgang 2019 nicht nur für Veltliner und Riesling exzellent war, sondern auch herausragende Sauvignons mit kühler, transparenter Aromatik und fester mineralischer Textur lieferte.

Sauvignon Blanc meets Muskateller: Fazit

In der Spitze wirkten die Steiermark-Sauvignons balancierter, vertikaler und stilistisch erwachsener als
die besten deutschen Pendants, bei denen der Mix aus richtig dosierter Frucht, Sauvignon-Würze, Hefe und Holz noch ein bisschen in der Findungsphase steckt. Sowohl in Sachen Komplexität als auch hinsichtlich des Terroir-Ausdrucks ließen die Sauvignons beider Länder die Muskateller hinter sich, bei denen das expressive Sortenaroma den Wein oft einfach zu „nett“ macht, um wirklich groß zu sein. Top-Niveau fürs Frühjahr bieten sie aber allemal.

 

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