Foto: iStock.com/NightAndDayImages
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Rosé international

Die Saison ist eröffnet: Endlich Rosé-Wetter!

Kaum naht der Sommer, ist auch Rosé wieder ein Thema. Wir empfehlen knapp 100 rosa schillernde Gewächse unterschiedlichster Couleur.

Text: Michael Hornickel

Jedes Frühjahr wird Rosé aufs Neue als „trendy“ beschrieben und in der Tat hat er sich in den letzten Jahren in Deutschland einen Marktanteil von zehn Prozent erkämpft. Das ist immer noch weit weg von der Bedeutung der Weißweine (42 Prozent) und der roten Gewächse (48 Prozent), aber immerhin doppelt so viel wie vor etwa zwanzig Jahren.

Rund drei Viertel der weltweiten Rosé-Produktion stammt aus Europa, allein ein Viertel aus
Frankreich, es folgen Italien und Spanien. Diese Verhältnisse ließen sich auch in etwa bei den 200 Anstellungen zu unserer Rosé-Verkostung ablesen, mit der einzigen Abweichung, dass unverhältnismäßig viele deutsche (und vor allem pfälzische) Erzeugnisse angestellt wurden. Immerhin ist heute jeder zehnte in Deutschland erzeugte Wein ein Rosé.

Trotz aller Aufwärtsentwicklung fehlt den aus roten Trauben per Weißwein-Kelterung erzeugten Tropfen bis heute eine präzise Definition und somit auch ein klares Profil. Die Spezialisten dieser Weinart sitzen in der Provence, die beinahe zehn Prozent der weltweiten Rosé-Erzeugung stellt. Alljährlich wird dort der von hell lachsfarben bis kirschrot glänzende Saft früh gefüllt und bis Ende der Sommerferien am Mittelmeer vor allem von Touristen weggetrunken. Das ist auch gut so, denn er exportiert sich schlecht (etwa 12 Prozent), wodurch er auch kein internationales Image erlangen kann. Wir verkosteten drei Dutzend Vertreter aus der pittoresken Region. Auffallend hier die zahllosen individuellen Flaschenformen sowie der Rückgang der synthetischen Korken zu Gunsten von vor allem Press- und Scheibenkorken. An den Schraubverschluss, technisch für den schnell drehenden Rosé sicherlich die beste Wahl, wagen sich nur ein paar exportorientierte französische Unternehmen heran, weil er in Frankreich als Billigwein-Verschluss gilt.

Die Farbenspiele der Nationen

Insgesamt ist das internationale Angebot riesig, die Ausstattungen kunterbunt gemischt. Allein die Weißglas-Flasche wird von allen Erzeugern bevorzugt. Das ist technisch wiederum nicht gerade die beste Lösung (Gefahr von Lichtgeschmack), aber Rosé verkauft sich nun mal über die Farbe. Dabei sind die Provence-Rosés meist auffallend sehr hell im Rosa, die spanischen und italienischen Versionen oft deutlich dunkler, rotweiniger, während die deutschen Rosés in etwa dazwischen liegen.

Die Verpackung ist so kunterbunt unterschiedlich wie die Farbnuancen des Inhalts: Rosés
aus dem deutschsprachigen Raum sind meist in Bordeaux- oder Schlegelflaschen abgefüllt und mit Schraubverschluss versehen. Die Provence-Rosés hingegen kommen in den unterschiedlichsten und individuellsten Flaschenformen. Die einst extra für die Côtes-de-Provence kreierte Taillen-Flöte, die ein wenig an den weiblichen Torso der Cola-Flasche erinnert, ist fast ganz vom Markt verschwunden. Neben den zahllosen Eigenkreationen ist ein Provence-Rosé höchstens in Bordeaux-Flaschen schon mal des Öfteren zu sehen.

Trotz aller technischen Aufrüstung: Einen wirklich großen Rosé konnten wir noch nicht entdecken. Es gibt in Südfrankreich ein paar spektakuläre Profilierungsbemühungen, etwa Garrus von Château d’Esclans, für den aberwitzige knapp 100 Euro verlangt werden, oder der Sauvageonne Rosé von Gérard Bertrand, der auf rund die Hälfte, also immer noch knapp 50 Euro, kommt, beziehungsweise dort positioniert wurde. Doch alle technischen Raffinessen und Barrique-Ausbau allein machen noch keinen großen Wein und die hohen Preise sind nicht marktgemacht, sondern stammen aus den Marketingabteilungen der Erzeuger.

Doch beginnen immer mehr Produzenten, auch Rosés herzustellen, die nicht nur im Sommer Spaß machen, sondern sich auch hervorragend als Essenbegleiter eignen. Das Thema bleibt also spannend und das freut die Rosé-Liebhaber: Gut die Hälfte der hier vorgestellten Gewächse kosten maximal 7,50 Euro. Nur ein Viertel übersteigt die Zehn-Euro-Grenze. Und wir wünschen viel Rosé-Vergnügen!

 

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