Foto: Chiyacat/iStock/Thinkstock
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best of Chardonnay

Ob als leichter Frühlingswein oder als schwerer Burgunder. Ob geradlinig, fruchtig-frisch oder cremig-nussig-buttrig aus dem Barrique: Wir empfehlen rund 70 Chardonnays aller Stil-Richtungen und Preisklassen.

Text: Michael Hornickel

Hätten Sie es gewusst? Der Chardonnay ist schon seit bald einem viertel Jahrhundert in Deutschland zugelassen. 1991 war es so weit. Damals wurde die Zulassung durch das Bundessortenamt noch als revolutionärer Fortschritt oder gar als Beweis globaler Weinkompetenz gefeiert. Inzwischen sind in deutschen Anbaugebieten über 1 600 Hektar mit Chardonnay bestockt, was 1,6 Prozent der Gesamtrebfläche ausmacht. Von dieser anfänglichen Euphorie, die der Einführung internationaler Star-Rebsorten entgegen gebracht wurde, ist heute kaum noch etwas zu spüren. So hat es zwar der Chardonnay unter den internationalen Modesorten auch in Deutschland vereinzelt zu internationaler Klasse geschafft, aber das Renommee deutscher Weine konnte in den letzten Jahren doch weiterhin vorwiegend durch ihre traditionellen Stärken gesteigert werden, allen voran durch den Riesling.

Dennoch gibt es spannende Chardonnays aus Deutschland, wie unsere Verkostung von knapp 150 Proben bestätigte, darunter rund zwei Drittel aus deutschen Anbaugebieten. Die Importweine stammten vor allem aus Frankreich und Italien, einiges aus Übersee, von dort meist aus der unteren Mittelklasse, nie schlecht aber auch nicht wirklich überzeugend. Selbst bei einer relativ kleinen Verkostung von 150 Proben werden alle Chardonnay-Stile geboten. Zunächst drückt die Sorte den Boden gut aus. Von Kalkböden entwickelt sie gerne Aromen von Rauch oder Schießpulver (z. B. Chablis). Desweiteren lässt das Klima alle Aromaspektren zu. Aus kühlen Regionen, wie natürlich Deutschland, aber auch Chablis oder der Champagne, entwickeln sich Düfte, die an grünes Obst (Apfel, Birne) erinnern, auch Zitrusfrüchte oder gar vegetabile Aromen (Gurke). In gemäßigten Breiten (z. B. Burgund) zeigen sich mehr helle Früchte (Weinbergspfirsich, Melone), auch Zitrusnoten, aber reifere. Aus warmem Klima (Südeuropa, meiste Übersee-Regionen) entwickeln sich schließlich Aromen vollreifen Steinobstes (Pfirsich) und exotischer Früchte (Mango, Banane, Ananas). Der Holzausbau verändert dann alles (Aromen von Vanille, geröstetem Weißbrot, Nuss, Kokosnuss). Bisweilen wird er übertrieben, aus deutschen Kellern wirkt er manchmal arg bemüht. Dafür kommen die meisten Schnäppchen, also viel Chardonnay für wenig Geld, aus Deutschland. Zugreifen lohnt sich.

 

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