Etikett Riesling (Foto: WINEWORLDS WEINMARKETING)
Etikett Riesling (Foto: WINEWORLDS WEINMARKETING)

Le chaim in »The Länd«

In Zusammenarbeit mit Rabbinern aus Baden und Württemberg und Unterstützung der CDU-Landtagsfraktion hat das Staatsweingut Weinsberg zwei koschere Weine produziert und am Montag, 20. Juni 2022, feierlich vorgestellt.

Die Weine, an deren Herstellung auch Auszubildende und Studenten der Staatlichen Versuchs- und Lehranstalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weinsberg mitwirken, tragen den Namen »Lechaim« (hebr. Trinkspruch »auf das Leben«) mit dem Zusatz »lavan« (weiß) für einen trockenen Riesling bzw. »adom« (rot) für einen ebenfalls trocken ausgebauten Lemberger.

Die Präsentation eröffnete der Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Manuel Hagel, wie seine Partei mitteilt.  »Jüdisches Leben hat in Deutschland einen ganz festen Platz – in der Mitte unserer Gesellschaft. Mit all seiner kulturellen und religiösen Vielfalt. Das Projekt ›Koscherer Wein‹ bietet eine besondere Gelegenheit, jüdische Traditionen in Baden-Württemberg sichtbar zu machen« betonte er. Auch der Minister für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz, Peter Hauk, war bei der Veranstaltung auf dem Schiff »Neckarkäpt‘n« in Stuttgart zugegen, ebenso wie Vertreter des Staatsweinguts und der Israelitischen Religionsgemeinschaften Baden und Württemberg, darunter die beteiligten Rabbiner.

»Wir Juden legen großen Wert auf gute Weine. Der koschere Wein, der nun mit unserer Unterstützung vom Staatsweingut Weinsberg produziert und vermarktet wird, ist in meinen Augen ein Zeichen für die Normalität des Umgangs der jüdischen Religionsgemeinschaften mit der Gesellschaft und allen Bürgern Baden-Württembergs. Ich freue mich, Teil des Projekts sein zu dürfen und es allen ermöglichen zu können, guten koscheren Wein kennenzulernen«, zeigte sich auch Rami Suliman, Vorsitzender der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden, zufrieden.

So geht koscherer Wein

Damit ein Wein als koscher (rein) nach den jüdischen Speisegesetzen gelten kann, müssen diverse Bedingungen erfüllt sein. So muss  die gesamte Produktion unter der Aufsicht eines  Rabbiners stattfinden – strengere Auslegungen verlangen sogar, dass nur gläubige jüdische Männer an der Produktion beteiligt sein sollten. Diese Regelung kann aber umgangen werden, nämlich indem die Maische auf 80 Grad erhitzt wird. Derart hergestellte Weine erhalten dann das Label »jajin mevuschal« und behalten ihre Reinheit auch dann noch, wenn sie z.B. von nichtjüdischen Kellnern serviert werden.

Auch bezüglich der Arbeiten in Weinberg und Keller (Düngung, Schönung etc.) gibt es einige Vorschriften wie beispielsweise das Verbot von Gelatine (als Produkt vom Schwein) oder Kasein (als Milchprodukt). Die Vergärung sollte mit natürlichen Hefen (Spontangärung) erfolgen. Zudem ist vorgesehen, dass ein Prozent der Produktionsmenge symbolisch weggeschüttet werden muss. VM
 

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.