Vittorio Vallarino Gancia (Foto: ANSA)
Vittorio Vallarino Gancia (Foto: ANSA)

Sektkönig Vittorio Vallarino Gancia verstorben

Mit Vittorio Vallarino Gancia ist einer der letzten Patriarchen der italienische Sektindustrie gestorben. Sein Urgroßvater Carlo Gancia hatte Mitte des 19. Jahrhunderts die italienische Metodo Classico erfunden, der erste Flaschengärungssekt war damals mit Moscato hergestellt worden. Vittorio Vallerina Gancia, Jahrgang 1932, trat 1957 in das Familienunternehmen Fratelli Gancia in Canelli (Asti) ein und leitete es als Präsident bis 1996.

 Er trieb vor allem die Exportgeschäfte voran und schaffte es, dass Asti Spumante bis nach China verkauft wurden. In den frühen 1980er Jahren lancierte er die trockene Sektlinie Pinot di Pinot, mit der die Italiener begannen, auch Sekt als Aperitif zu trinken. Der Pinot di Pinot avancierte zum Synonym für Spumante, bevor der Prosecco ihm den Rang ablief. Der Metodo Classico blieb seine Leidenschaft, er hat die Appellation Alta Langa promotet und zählte zu den Gründern des Konsortiums für die ausschließlich Flaschengärungssekten gewidmeten DOCG.

Im Sommer 1975 wurde er von den linksextremen Terrororganisation Rote Brigaden (Brigate Rosse) entführt, die eine Milliarde Lire für seine Freilassung forderten. Schon am nächsten Tag wurde er durch einen Polizeieinsatz befreit, bei dem ein Carabiniere und eine Terroristin erschossen wurden.

Ab den 1990er-Jahren engagierte sich Vittorio Vallarino Gancia im institutionellen Bereich und bekleidete bedeutende Präsidentenämter. Zunächst bei der Handelskammer von Asti und dem Konsortium Asti DOCG, dann bei den Branchenverbänden Federvini und Unione Italiana Vini (UIV).

Zwischen 2011 und 2013 wurde das 1850 gegründete Unternehmen Fratelli Gancia an den russischen Wodkamagnaten Roustam Tariko (Russian Standard) verkauft, Vittorio Vallarino Gancia blieb dem Betrieb jedoch verbunden.

Er starb im Alter von 90 Jahren und wurde 15. November 2022 in Asti beigesetzt. Unser Beileid gilt seiner Frau Rosalba Borello und den Söhnen Lamberto und Massimiliano Vallarino Gancia. VC 

Ausgabe 8/2024

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