Alois Clemens Lageder verlässt die DOC nur ungern und hofft auf eine Änderung der Regularien (Foto: Veronika Crecelius)
Alois Clemens Lageder verlässt die DOC nur ungern und hofft auf eine Änderung der Regularien (Foto: Veronika Crecelius)

Lageder entzieht der DOC seine Spitzenweine

Das Südtiroler Weingut Alois Lageder wird die Zertifizierung seiner Spitzenweine ändern. Die Linien »Meisterwerke« und »Kompositionen« werden mit den kommenden Jahrgängen nicht mehr als DOC Südtirol, sondern als IGT Vigneti Delle Dolomiti erscheinen.

»Die Entscheidung kommt für uns nicht plötzlich. Wir hatten in den letzten Jahren viele konstruktive Gespräche mit dem Konsortium Südtirol Wein und der Handelskammer Bozen geführt. Dabei haben wir festgestellt, dass wir in einigen wesentlichen Punkten, sei es im Weinbau wie in der Kelterung, unterschiedliche Vorstellungen haben«, kommentiert Alois Clemens Lageder.

Mehr Frische angestrebt

Das biodynamisch arbeitende Weingut erklärt, nach lebendigen und frischen Weinen zu streben. In den letzten Jahren habe das Traubenmaterial eine frühe aromatische Reife bei gleichzeitig tiefen Zuckerwerten und einer guten Säure erlangt. »Das ermöglicht uns, früher zu ernten und Weine zu erzeugen, die sich dank der aromatischen Vielfalt und Spannung durch eine ausgeprägte Komplexität auszeichnen und dabei geringe Alkoholwerte aufweisen. Frische, Spannung und Finesse entspricht der Stilistik unseres Weingutes«, unterstreicht Alois Clemens Lageder.

Lageder schreibt in einer Pressenotiz, dass die DOC Südtirol Alto Adige in der Weinklassifizierung auf das Jahr 1963 zurück gehe. Neben den Anbaugebieten beschreiben die Erzeugervorschriften auch Rebsorten und Parameter wie Zucker und Alkoholwerte. Allerdings herrschten damals andere Rahmenbedingungen. »Vor allem was die alkoholische Untergrenze anbelangt, vermissen wir den Spielraum. Wenn es in der DOC möglich ist 15,5 %vol. alkoholschwere Weine zu machen, dann sollte es auch erlaubt sein, Weine mit tiefen Alkoholwerten zu produzieren. Besonders in dem sich verändernden Klima ist das nochmals reizvoller«, meint Alois Clemens Lageder.

Das Weingut wünscht sich auch in anderen Punkten der DOC-Klassifizierung einen größeren Spielraum. »Gerade aufgrund des Klimawandels müssen wir offen sein und neue Wege gehen, um auch in Zukunft Lebendigkeit, Frische und Präzision in unseren Weinen hervorheben zu können«, so Helena Lageder. Die Möglichkeiten, um auf die Klimaerwärmung zu reagieren, sind zum Beispiel der Anbau in höheren Lagen oder neuer Rebsorten, andere Vinifikations-Methoden und neue Stile.

Kein kompletter Bruch

Alle Weine aus den beiden Linien »Meisterwerke« und »Kompositionen« wechseln zur IGT Vigneti Delle Dolomiti. Unverändert bleibt dabei jedoch die Herkunft der Trauben. Diese stammen ausschließlich aus Weinbergen in Südtirol. Die Weine aus der Linie »Klassische Rebsorten« bleiben hingegen in der DOC-Klassifizierung.

Das Weingut möchte auch in Zukunft gemeinsam mit dem Konsortium die Rahmenbedingungen der DOC weiterentwickeln. Die Entscheidung für die Spitzenweine ist also kein Bruch mit dem Konsortium, Alois Clemens Lageder ist und bleibt Mitglied des Verwaltungsrats.

Die Position des Konsortiums

In Lageders Notiz kommt dementsprechend auch das Konsortium zu Wort. »Für das Konsortium Südtirol Wein hat der Schutz der DOC oberste Priorität, geht es doch um Tradition, Ursprung, Typizität und Qualität unserer Weine«, so Eduard Bernhart, Direktor des Konsortiums Südtirols. 

»Als Zusammenschluss aller zentralen Player der Südtiroler Weinwirtschaft verfolgen wir Trends, Prozesse und andere Themen, wie zum Beispiel die tieferen Alkoholwerte mit großer Aufmerksamkeit. Klar ist aber, dass das Konsortium auch die Schnittstelle zu den Institutionen bildet, es deshalb die technischen Zeiten ebenso im Blick behalten muss wie die rechtlichen Rahmenbedingungen, etwa wenn es um die Überarbeitung von Erzeugungsvorschriften geht.«

Lageder schließt Rückkehr nicht aus

»Es benötigt sicherlich Zeit gewisse Richtlinien zu überdenken«, räumt Alois Clemens Lageder ein, »doch wir freuen uns darauf, diese Entwicklung mitzugestalten, und können uns sehr gut vorstellen, zu einem späteren Zeitpunkt alle unsere Weine wieder mit der Ursprungsbezeichnung Südtirol auszuzeichnen.« 

Natürlich ist es ein Verlust für die die DOC Südtirol, dass ausgerechnet Kultweine wie der Chardonnay Löwengang oder der Cabernet-Sauvignon Còr Römigberg in die IGT abwandern, aber der Entzug dient sicher auch als Denkanstoß und macht Druck, die Überarbeitung der Herstellungsregeln zu beschleunigen. vc

Ausgabe 8/2024

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