Destillationen sollen die Marktschwemme an Rotweinen regulieren (Foto: Adobe Stock - TChareon)
Destillationen sollen die Marktschwemme an Rotweinen regulieren (Foto: Adobe Stock - TChareon)

Hilfspaket für Frankreichs Weinbranche

Der französische Dachverband Vignerons Coopérateurs sendete mit einem Krisenappell Notsignale und rief am 24.Januar 2023 zum Handeln auf. Inflation und Konsumverzicht hätten die französische Weinwirtschaft in den letzten Jahren stark verändert. Viele Weinerzeuger steckten mittlerweile in ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten.

In seinem am 7. Februar 2023 verkündeten Vorhaben geht das französische Landwirtschaftsministerium über die Winzergenossenschaften hinaus und berücksichtigt den gesamten Weinbau Frankreichs. 

Das Ministerium will kurzfristige Hilfsmaßnahmen einleiten, um die Branche bei ihrer aktuellen Konjunkturkrise zu entlasten. Es erklärt, dass es eine Destillationskampagne ermöglichen will. Eine erste sofort startende Sommerkampagne werde mit 40 Mill. Euro an nationalen und weiteren 40 Mill. Euro aus Geldern des europäischen Finanzierungsrahmens ausgestattet. Eine zweite Kampagne könne ab Oktober mit der gleichen finanziellen Unterstützung eingeleitet werden, um dann ggfs. auf ein Maximum von 160 Mill. Euro zu kommen. »Die entsprechenden Anträge werden umgehend bei der Europäischen Kommission gestellt«, teilte das Ministerium mit. 

Laut Angaben der französischen Zeitung Les Echos habe man das Ziel 2,5 Mill. Hektoliter Wein zu destillieren, um die Überproduktion des Marktes zu entlasten. Betroffen seien hauptsächlich Rotweine aus Bordeaux, in geringerem Maße aus Languedoc und dem Rhônetal.

Großflächige Unterstützung

Das Ministerium verkündete zudem weitere Unterstützungsmaßnahmen. So wird die Rückzahlung staatlich gewährter Kredite bis Ende 2023 verlängert, um auf die Liquiditätsschwierigkeiten zahlreicher Unternehmen zu reagieren. Diese waren vielen Betrieben im Rahmen der Corona-Hilfsmaßnahmen zur Verfügung gestellt worden. 

Zudem versprach das Ministerium, die Weinbranche bei der Ausarbeitung eines strategischen Zukunftsplans zu begleiten. Dieser soll die französische Weinwirtschaft auf die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel und die veränderten Anforderungen des Inlands- und Exportmarktes einstellen.

Im Bordelais errichtete man darüber hinaus einen Krisenstab, um auch über strukturelle Maßnahmen zu diskutieren: U.a. Diversifizierung der Landwirtschaft und Rodungen von Weinbauflächen. Der Staat werde der Region Nouvelle-Aquitaine und dem Branchenverband Bordeaux dabei zur Seite stehen, wie versichert wurde. 

Abschließend beteuerte das Ministerium, die Landwirtschaft Frankreichs auf dem Weg zu mehr Resilienz zu begleiten. Ein wesentlicher Bestandteil sei das Ernteversicherungssystem, das Anfang 2023 in Kraft getreten ist. In den kommenden Tagen kündigte man zwei neue Förderpools mit jeweils 20 Mill. Euro an, zum Schutz vor klimatischen Risiken. Eins der Pakete sei ausschließlich den Versicherungsnehmern vorbehalten. ITP

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.