Zu viel Wein für zu wenig Absatz in Bordeaux (Foto: SpiritProd33/Stockadobe)
Zu viel Wein für zu wenig Absatz in Bordeaux (Foto: SpiritProd33/Stockadobe)

Bordeaux schlägt Alarm

Die Winzer in Bordeaux gehen auf die Straße: In einer großangelegten Demonstration am 6.12.2022 machen sie auf die alarmierenden Zustände der Weinbaubetriebe in Bordeaux aufmerksam. Sie fordern die Rodung von Weinbauflächen und einen Sozialplan. Ihre Botschaften während der Versammlung sind eindeutig: »Roden um Leben zu retten«; »so viele gute Weine haben und kein Brot zu essen«.

Die Weinbranche in Bordeaux erfährt seit langem einen Rückgang seiner Absätze, u.a. bedingt durch die rückläufige Nachfrage der Verbraucher nach Rotweinen im eigenen Land und international. 85 Prozent der Region Bordeaux sind auf die Rotweinproduktion ausgerichtet. Erste Forderungen nach Rodung gibt es bereits seit 2019, diese waren jedoch von der Gewerkschaft Bordeaux und Bordeaux Supérieur abgelehnt worden. 

Befeuert durch weitere, teils massive, Absatzeinbrüche während der Covid-Krise, den Rückgang des chinesischen Markts und die US-Strafzölle wurden die Forderungen 2020 wieder aufgenommen. Im Frühjahr 2022 wurde durch die hinzugekommene Wirtschaftskrise die Dringlichkeit nach Rodung durch den damaligen Präsidenten des Branchenverbands Bordeaux (CIVB), Bernard Farges, bei einer öffentlichen Versammlung untermauert und ein Winzerkollektiv gegründet. Der amtierende Präsident Allan Sichel greift dies nun auf und bittet die Regierung um finanzielle Unterstützung für die Rodung von 10.000 Hektar Weinbergflächen. 

Subventionen aufgehoben

Gegenüber der französischen Zeitung Sud Ouest unterstrich Sichel: »Die Kosten für Rodungen sind teuer (etwa 2.000 Euro pro Hektar) und ein Winzer darf sein Land nicht brachliegen lassen. Für diejenigen, die ihren Betrieb schließen, würde der staatliche Zuschuss wie ein ›nationaler Sozialplan‹ funktionieren, anderen könnte er helfen ihre Flächen für eine andere Nutzung umzuwandeln.« Seit der Reform der Agrarpolitik 2008 subventioniere Europa die Rodungen aber nicht mehr und Hilfsgelder würden umverteilt, sodass der französische Staat die Bordeaux-Winzer daher nicht entschädigen könne, kommentierte der Präsident. 

Rund 400 Mill. Liter Wein seien derzeit im Handel erhältlich, das durchschnittliche jährliche Produktionsniveau belaufe sich auf 430 bis 500Mill. Liter, deshalb müsse jetzt gehandelt werden, wie er appellierte und unterstrich: »10 Prozent des Handels läuft schlecht; 10 Prozent der Weinberge, Produktion und Winzer sind in massiven Schwierigkeiten«, unterstrich der Präsident, »dies entspricht 500 Winzern, die verzweifelt und ohne Hoffnung sind.«

Das Winzerkollektiv fordert daher eine staatliche Unterstützung von 10.000 Euro/ha. Zum Vergleich: 2006 erhielten die Erzeuger einen Zuschuss von 15.000 Euro/ha. 
Sichel hofft, dass die Rodung der überschüssigen Weinbauflächen es den Winzern ermöglichen wird, die Produktion wieder ins Gleichgewicht zu bringen, sich zu erholen und besser für die zukünftigen Märkte positioniert zu sein. Dies schließt wohl auch eine Diversifizierung der Produktpalette mit ein, denn, wie er betonte: »Crémant de Bordeaux ist derzeit ausverkauft«. ITP

Ausgabe 6/2024

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