OIV-Jahreskonferenz (Logo: OIV)
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OIV sieht gute Krisenresilienz der Weinbranche

Generaldirektor Pau Roca sprach bei der Jahrespressekonferenz der International Organisation of Vine and Wine (OIV) von einer guten Resilienz und Anpassungsfähigkeit der Weinbranche an Krisensituationen, was die Zahlen des Jahres 2021 untermauerten. Er unterstrich vor allem den in Pandemie-Zeiten boomenden Onlinehandel.

Die bewirtschaftete Rebfläche blieb mit etwa 7,3 Mill. Hektar weltweit stabil, was auch – neben der Rebflächendeckelung der EU – daran liegt, dass das immense Wachstum der Rebflächen in China aus den vergangenen Jahren mittlerweile abgeflacht ist.

Die Produktion ist weltweit um etwa 3 Mill. Hektoliter gegenüber dem Vorjahr gesunken (–1%) und betrug rund 260 Mill. Hektoliter. Grund dafür sind vor allem der starke Rückgang in China (–10%, fällt damit aus den Top-Ten der Produktionsländer), Frankreich (–19% aufgrund der verheerenden Spätfröste) und Spanien (–14%) sowie Neuseeland (–19%, ebenfalls aufgrund von Spätfrösten). Dem gegenüber stach ein Produktionsmengenplus von 60 Prozent in Brasilien heraus, größtes Produktionsland war Italien mit einem Plus von 2 Prozent und einem Anteil von 19 Prozent an der Weltweinproduktion. Die Schätzungen der 2022er-Produktion auf der Südhalbkugel gehen von einem leichten Minus gegenüber 2021 aus. Nur in Neuseeland und Südafrika wird eine gesteigerte Produktion erwartet.

Konsum überwindet Corona-Tief

Der weltweite Konsum hat das Corona-Tief der Vorjahre überwunden und legte um etwa ein Prozent auf 236 Mill. Hektoliter zu. Die größten Absatzmärkte, waren die USA mit 14 Prozent Anteil am Weltkonsum (+1%), Frankreich (11%, +9%), Italien (10%, stabil geblieben) und Deutschland (8%, auch stabil). Ein deutliches Konsumplus gab es in Südafrika mit 27 Prozent, während China ein deutliches Minus von 15 Prozent verzeichnete. Dies erklärt sich unter anderem durch die zeitversetzte Pandemieentwicklung und damit einhergehenden Lockdown-Maßnahmen in beiden Ländern. Beim jährlichen Pro-Kopf-Konsum lag Portugal mit 52 Litern ganz vorne, Deutschland liegt mit 27,5 Litern auf Rang sieben.

Das weltweite Exportvolumen ist weiter gestiegen, um 4,4 Prozent auf einen neuen Höchststand von 111,6 Mill. Hektoliter, was bedeutet, dass fast die Hälfte (47%) aller weltweit konsumierten Weine Exportweine sind. Wertmäßig legten die Weltweinexporte sogar um 15,5 Prozent zu und erreichten 34,4 Mrd. Euro. Auffällig stark entwickelten sich die weltweiten Exporte in der Kategorie Schaumwein (+22% im Volumen und +35% im Wert), während Fasswein zwar im Volumen um 5 Prozent zulegte, zugleich aber aufgrund niedriger Fassweinpreise um ebenfalls 5 Prozent im Wert fiel. Sowohl im Volumen (–8%) als auch im Wert (–1%) rückläufig waren die Exporte in Bag-in-Box. Das größte Importvolumen aller Länder verzeichnet Deutschland, trotz eines Minus von 7 Prozent, während die USA wertmäßig am meisten importierten.

Keine guten Aussichten

Wichtiges Thema der Pressekonferenz im Hinblick auf die Zukunft war der Krieg in der Ukraine. Roca erwähnte die Probleme in den Lieferketten, zum einen durch fehlende Rohstoffe, zum anderen durch »Flaschenhals«-Probleme in wichtigen Häfen, deren Betrieb stark eingeschränkt ist. Waren könnten nicht oder nur verspätet umgeladen bzw. verschifft werden. Roca mahnte an, im Bereich Logistik den Fokus auf Innovation und Digitalisierung zu legen. Zudem rechnet er mit einem weltweiten Rückgang der Nachfrage nach Wein, da alleine Russland im Jahr 2021 einen Anteil von 2 Prozent an den globalen Weinimporten hatte und Wein im Wert von 1,1 Mrd. Euro importiert hat. Zudem dürften die Inflation und die gestiegenen Kosten weltweit die Kauflust der Verbraucher senken.

Nach der Positionierung der OIV zu entalkoholisiertem Wein gefragt, sprach Roca mit Schmunzeln davon, die OIV müsse und werde die Produzenten dabei unterstützen »diese Produkte trinkbar« ja sogar zu »sehr guten Weinen« zu machen. Er verwies auf die zahlreichen Länder der Erde, in denen kein oder kaum Alkohol konsumiert wird. Entalkoholisierte Weine könnten hier Märkte erschließen, die für traditionelle Weine verschlossen sind. VM

Ausgabe 8/2024

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