Der Liv-ex 100, die Benchmark der Branche, konnte sich gegenüber anderen Aktienkursen in der Krise stabil halten (Grafik: Liv-ex)
Der Liv-ex 100, die Benchmark der Branche, konnte sich gegenüber anderen Aktienkursen in der Krise stabil halten (Grafik: Liv-ex)

Luxus-Weine im Aufwind

Die Handelsplattform Liv-ex hat in seinem Marktbericht für das Jahr 2020 durchweg positive Entwicklungen für den Fine-Wine-Markt bekanntgegeben. Alle wichtigen Liv-ex-Indizes konnten demnach Gewinne erzielen. 

Der Index 50, der die täglichen Preisbewegungen der Bordeaux-Grand-Cru-Classé-Weine verfolgt stieg nach Aussagen des Unternehmens um 3,26 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Liv-ex 100, die Benchmark der Branche, der die Top-Weine aus der ganzen Welt abbildet, legte sogar einen Anstieg um 4,65 Prozent hin. 

Im März des Jahres kam es durch das Ausbrechen der Pandemie und den damit einhergehenden Abstürzen der Aktienmärkte auch in diesem Segment zu Einbrüchen, die in den Folgemonaten jedoch schnell kompensiert wurden, so das Haus. Ab Juni sei der Branchenmaßstab in jedem Monat weiter gestiegen, um im November 2020 ein Zehnjahreshoch zu erreichen.

In Bezug auf die Preise war der Markt für Fine Wines ein »Bild der Ruhe und blieb bemerkenswert stabil, während Mainstream-Anlagen ›erst in Ohnmacht fielen‹ und dann in die Höhe schossen«, so das Unternehmen (siehe Grafik). Ein Faktor, der zu dieser Stabilität beigetragen habe, war der Anstieg der Liquidität. Durch die neuen Web-Präsentationen und digitalen Verkaufsplattformen wurden mehr Teilnehmer und deren Weine in den Markt gezogen. Das Kaufen und Verkaufen per Click wurde sehr viel einfacher. 

Der Gesamtwert der Gebote und Angebote erreichte, so Liv-ex, ein Rekordhoch von 83 Mill. Pfund, eine Steigerung um 33 Mill. Pfund im Vergleich zum Jahr 2019. Da außerdem alle Indizes auf Pfund Sterling lauten, machte dessen Schwächung gegenüber anderen Währungen den Fine Wine für die Märkte in Europa, USA und Asien deutlich attraktiver, begründet das Handelshaus. 

Auch der Sekundärmarkt für Neuerscheinungen war dank attraktiver Preise und der digitalen Handelsportale erstmalig seit Jahren sehr aktiv. 

Angesichts der im Oktober 2019 eingeführten US-Zölle verlagerte sich der Fokus der Fine Wines auf Regionen und Weine, die davon ausgenommen sind. Italien war hierbei großer Gewinner. 

Bei den wichtigen Käufer-Nationen hat sich der Markt in den letzten fünf Jahren verschoben. Asiens Markt ist demnach rückläufig, die USA haben beim Ankauf stetig zugelegt. Während die Asiaten sich weg von Bordeaux hin zu Champagner, erschwinglicheren Burgunder-Labels und Italien bewegt haben, ist bei den Amerikanern auch die Rhône weit oben auf der Beliebtheitsskala. 

Neben den klassischen Herkunftsländern berichtet Liv-ex von der immer größeren Nachfrage der Kategorie »Rest der Welt«, deren feine Weine mittlerweile 5,6 Prozent des Handels bestimmen. Deutschland befindet sich hier, hinter Australien und Spanien mit einem Prozent auf dem 3. Platz. 

Unter dem Ranking der »2020 Power 100« befindet sich erstmalig auf Platz 66 mit Klaus-Peter Keller aus Flörsheim-Dalsheim auch ein deutsches Weingut, und gehört auf der Plattform zu den zehn größten Aufsteigern des Jahres. Drei weitere deutsche Labels werden ebenfalls genannt: Egon Müller (Platz 110), Joh. Jos. Prüm (190) und Markus Molitor (258). Hier finden Sie den vollständigen Marktbericht 2020 von Liv-ex. itp

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Ausgabe 8/2024

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