Gerhard Brauer (Vorsitzender, l.) und Christian Schwörer (Generalsekretär) vom Verband Deutscher Weinexporteure sind gegen sofortige Strafzölle auf US-Produkte (Fotos: VDW).
Gerhard Brauer (Vorsitzender, l.) und Christian Schwörer (Generalsekretär) vom Verband Deutscher Weinexporteure sind gegen sofortige Strafzölle auf US-Produkte (Fotos: VDW).

Kritik an EU-Strafzöllen für US-Importe

Trotz des Machtwechsels in den USA will die EU wegen unerlaubter Subventionen für den US-Flugzeughersteller Boeing neue Strafzölle auf US-Importe einführen. Dies verkündete EU-Handelskommissar Valdis Dombrovskis am gestrigen Tag. Die EU-Kommission hatte kürzlich dafür von der Welthandelsorganisation WTO grünes Licht bekommen. Von diesem Recht möchte die EU nun umgehend Gebrauch machen und nicht abwarten, ob der künftige US-Präsident Joe Biden einen Kurswechsel in der amerikanischen Handelspolitik einleitet.

Diesen schnellen Schritt sehen die deutschen und europäischen Weinexporteure eher kritisch. »Die im Oktober 2019 verhängte Erhöhung der Zölle auf in die USA exportierte Stillweine um 25 Prozent hatte dramatische Folgen für den Weinexport in die USA – insbesondere aus Deutschland, Frankreich und Spanien. Europaweit ist ein schmerzlicher Rückgang der Weinexporte um 54 Prozent zu verzeichnen. Die USA und die EU müssen deshalb unverzüglich an den Verhandlungstisch zurückkehren«, so Gerhard Brauer, Vorsitzender des Verbandes Deutscher Weinexporteure (VDW). »Beide Seiten sollten ihre Zölle unverzüglich aussetzen, während sie eine Vereinbarung aushandeln.«

Das Comité Européen Des Entreprises Vins (CEEV) befürchtet, dass die Strafzölle mehr Unternehmen, die aufgrund der globalen Pandemie und der damit verbundenen Beschränkungen bereits stark geschwächt sind, zwingen könnte, ihre Türen zu schließen und weitere Beschäftigte zu entlassen. »Innerhalb unseres Dachverbandes, dem CEEV, sind sich alle Mitglieder einig, dass diese Entscheidung der EU zunächst zu einer Eskalation führen könnte«, fügt Christian Schwörer, Geschäftsführer des VDW, hinzu. »Der noch stärkere Rückgang des Exportwertes im Vergleich zur Exportmenge lässt vermuten, dass die Exporteure die Strafzölle nicht an Importeure oder Verbraucher in den USA weitergeben können.« Die deutschen Weinexporte hätten demnach innerhalb der letzten 12 Monate einen Rückgang um 21,3 Prozent (Exportwert) bzw. 10,4 Prozent (Exportmenge) zu verzeichnen.

Verbandsvorsitzender Brauer hofft, dass die USA ihrerseits aktiv werden, da die EU zu verstehen gegeben habe, dass sie den ersten Schritt von den USA erwarte: »Sollten die USA ihre Zölle wegen der Subventionen für den europäischen Flugzeugbauer Airbus zurückziehen oder aussetzen, werde das auch die EU tun. Nur so könnte sich das Exportgeschäft in die USA langsam wieder erholen.« red

Ausgabe 8/2024

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