Jens Gardthausen spricht mit Alexandra Wrann und Clemens Gerke während der MUNDUS-VINI-Verkostung (Foto: Ralf Ziegler/AD LUMINA)
Jens Gardthausen spricht mit Alexandra Wrann und Clemens Gerke während der MUNDUS-VINI-Verkostung (Foto: Ralf Ziegler/AD LUMINA)

»Der Konsument sucht Ankerpunkte«

Seit gut einem Jahr steht Jens Gardthausen an der Spitze von Eggers & Franke, Deutschlands zweitgrößtem Weindistributeur mit einem Umsatz von 362 Mill. Euro. Im Interview mit der WEINWIRTSCHAFT zieht er eine Bilanz, gibt einen Ausblick und einen Markteinblick.

Sie sind jetzt ein Jahr bei  Eggers & Franke. Wie ist Ihr bisheriges Resümee?

Es ist so schön wie am ersten Tag. Das Team, das ich übernommen habe, besteht aus großartigen Menschen mit hoher Kompetenz in allen Bereichen. Aber auch übergreifend bei der Zusammenarbeit innerhalb der Rotkäppchen-Mumm-Gruppe kann ich nur Positives feststellen. Mir war teilweise nicht bewusst, auf wie viel Wissen ich zurückgreifen kann, wie etwa bei Marktdaten oder Consumer Insights oder den Angeboten der Rotkäppchen-Mumm Academy. 

Vor kurzem hat mich ein Freund gefragt: »Wie geht es dir?« Und ich habe geantwortet: »Super.« »Aber noch einmal, während Covid wechselst du die Firma, verlässt LVMH nach 26 Jahren?« Und ich: »Ja, aber ich bereue keinen Tag.« 

Die aktuelle Situation ist natürlich sehr komplex und volatil – wir sind sozusagen mit Wellengang unterwegs. Es ist Nebel da draußen. Niemand weiß was morgen, übermorgen, oder in der in der Saison passiert und wie genau die Konsumenten sich verhalten werden. Wo stehen wir in einem Jahr? Für mich ist das Glas immer halb voll, deswegen bleibe ich optimistisch. 


Welche Duftmarken wollen Sie bei Eggers & Franke setzen?

Eggers & Franke ist in allen Bereichen sehr, sehr gut aufgestellt. Ich bin nicht hergekommen, um in zwölf Monaten alles umzustellen. Aber ich möchte verschiedene Sachen angehen. Im LEH sind wir sehr gut, auch wie wir die selbstständigen Einzelhändler betreuen, wie wir eine Experience für den Konsumenten am Point-of-Sale kreieren. Ich bin mir sicher, da können wir noch mehr, besser und innovativer werden, gemeinsam mit dem Handel. Es gibt Einzelhändler, die machen abends oder während der Öffnungszeiten Tastings oder veranstalten sogar Dinner in einem Supermarkt. Hier können wir auch der Ideengeber sein. 

In der Gastronomie wollen wir der Partner für alle Premium- und Super-Premium-Kategorien bei Wein, Sparkling, Champagner und Spirituosen sein. Da geht es nicht um Verkauf, sondern um Partnerschaft: Wie können wir gemeinsam Experiences kreieren, neue Produkte, neue Trends rüberbringen? Die Teams entwickeln sich weg vom klassischen Verkäufer, hin zum Consultant, zum Berater. Hier ist Empowerment gefragt, egal in welchem Bereich, im Einkauf, im Logistikbereich, im Marketing – egal wo. 

»Niemand weiß was morgen, übermorgen, oder in der in der Saison passiert und wie genau die Konsumenten sich verhalten werden.«

Der LEH spielt bei Ihnen eine wichtige Rolle. Nach dem Hoch in der Pandemie, sehen wir jetzt die ersten Rückgänge …

Der Weinmarkt im LEH zeigt eine negative Entwicklung durch das Abebben des »Corona-Wachstumseffekts« und Nachholeffekte in der Gastronomie. Wir sehen laut IRI einen Rückgang von knapp 13  Prozent im Absatz und  10 Prozent im Umsatz. Das betrifft alle Herkunftsländer, selbst deutscher Wein geht zurück, zweistellig. Hervorzuheben ist, dass Markenweine mit 26 Prozent Umsatzanteil im LEH nur einen unterproportionalen Rückgang von minus 6 Prozent im Umsatz und minus 8 Prozent im Absatz aufweisen. Auf der anderen Seite haben wir die Weichen richtig gestellt und stehen als Distributeur gut da.

Wir bekommen von unseren Handelspartnern Feedback, dass wir einen kleinen Trading Down sehen, dass die Konsumenten eine Preiskategorie günstiger einkaufen. Auf der anderen Seite sehen wir nach wie vor, dass der Premium-Bereich oder Super-Premium-Bereich wächst. 


Ist die Marke krisenfester als ein Produkt, das mehr Storytelling oder Erklärung bedarf? 

Gerade die jungen Konsumenten sind ganz anders und hinterfragen die Marke extrem. Was ist die Qualität? Wer steckt dahinter, welche Firma? Wie sieht es mit Nachhaltigkeit aus? Das sind alles Themen, die gefragt werden, und die müssen sie spielen. Da sind die Marken, die das alles beantworten können, zuverlässiger und können auch anders durch Krisen gehen und optimistisch in die Zukunft blicken. Nichtsdestotrotz will der Konsument auch Neues ausprobieren. Aber Marken sind extrem wichtig, der Konsument sucht ja Ankerpunkte, Produkte, denen er vertrauen kann. 

Es ist extrem schön zu sehen, wie viele unserer Partner sich der Nachhaltigkeits-Frage stellen. Wir sehen einen erhöhten Anteil von Bio-Organic-Produkten. Unsere Partner Charles Heidsieck und Piper Heidsieck sind jetzt die ersten beiden Champagner-Häuser, die B-Corp-zertifiziert sind. 

Wie nehmen Sie die LEH-Landschaft in Deutschland insgesamt wahr? Im Prinzip ist Eggers und Franke ja von zwei Kunden mehr oder minder abhängig, über die der Großteil des Geschäfts läuft.

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Lesen Sie das komplette Interview in WEINWIRTSCHAFT 19/2022, die am 23.9 erschienen ist. Hier geht es zum Shop, wo sie das Heft abonnieren, oder auch einzelne Ausgaben bequem bestellen können.

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Ausgabe 8/2024

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