Der Hawesko-Firmensitz in Hamburg-Bahrenfeld
Der Hawesko-Firmensitz in Hamburg-Bahrenfeld

Hawesko mit erneutem Rekordergebnis 

Erneut kann Deutschlands größtes Weinunternehmen, die Weinhandelsgruppe Hawesko Holding, Rekordergebnisse vermelden: 2021 stieg der Umsatz um 10 Prozent auf 680,5 Mill. Euro, das EBIT wuchs noch stärker um 26 Prozent auf 53,1 Mill. Euro. 

Umsatztreiber Nummer 1 ist weiterhin das E-Commerce-Business mit 17 Prozent Wachstum (268,9 Mill. €). Das Retail-Segment (Jacques‘ Wein-Depot und Wein & Co.) legte um 4,7 Prozent zu (238,4 Mill. €), das B2B-Geschäft um 6,8 Prozent (173,2 Mill. €). Letzteres hatte in den vergangenen Jahren durch die Corona-Maßnahmen mit geschlossener Gastronomie und verbotenen Events die schwächsten Ergebnisse verzeichnet. Der Stamm aktiver Kunden konnte bis heute auf 2,1 Mill. gesteigert werden.

Unternehmensvorstand Thorsten Hermelink ließ bei der jährlichen Bilanzpressekonferenz am Firmensitz in Hamburg jedoch durchblicken, dass man nach dem starken Wachstum des E-Commerce-Segments durch die Pandemie-Entwicklungen nun mit einem deutlich verlangsamten Wachstum rechne: »Wir sind aus der Pandemie raus, das Verbraucherverhalten hat sich wieder normalisiert«. Der Mehr-Bedarf der Kunden nehme ab, sie verlagerten ihren Konsum nun auch wieder auf andere Kanäle wie die Gastronomie. 

Die Zahlen für das erste Quartal 2022 bestätigen dies: Der Umsatz sank im Vorjahresvergleich um 6 Prozent auf rund 150 Mill. Euro. Dafür ziehen nun die Umsätze im Pandemie-geschwächten B2B-Geschäft, also vorrangig der Verkauf in die nun wieder belebte Gastronomie, wieder an und stiegen um 22 Prozent auf 40,8 Mill. Euro gegenüber dem Vergleichszeitraum 2021. Die künftigen Ergebnisse würden sich jedoch, da ist man zuversichtlich, über denen der vorpandemischen Jahren entwickeln. 2019 verzeichnete Hawesko ein EBIT von 29,1 Mill. Euro, 2020 wuchs es um 45 Prozent auf 42,2 Mill. Euro. 2022 rechnet man mit einem vergleichbaren Ergebnis wie 2020. 

Sinkende Einnahmen, steigende Ausgaben

Grund für das verlangsamte Wachstum ist nicht nur die Konsum-Verlagerung in die wieder geöffnete Gastronomie, also sinkende Einnahmen, sondern ebenfalls steigende Kosten: Bei Jacques‘ etwa würden nun wieder Verkostungen möglich sein, die entsprechende Ausgaben verursachten. Zudem sei die Werbung in der Pandemiezeit deutlich vergünstigt gewesen, weil den Werbeträgern wichtige Werbekunden wie die Tourismusbranche wegbrachen. Die Tarife würden sich nun wieder normalisieren.

Hawesko hat in den vergangenen Jahren rund 4–5 Mill. Euro in den Ausbau der Digital-Sparte gesteckt. Jüngste Entwicklung ist die »Wine ID«, ein Geschmacksalgorithmus, der Kunden nicht Weine anhand ihrer bisherigen Käufe empfiehlt – wie in vielen Webshops üblich – sondern anhand von Analysen der Weine sich ähnelnde Produkte clustert und dem Kunden vorschlägt. Dieses Tool müsse nun aber zunächst mit weiteren, zahlreichen Kundendaten gefüttert werden.

Im Fokus des Konzerns steht nun vor allem das Thema Internationalisierung. Erst kürzlich gab das Unternehmen bekannt, sich von einer AG in eine europäische SE umzuwandeln. Man wolle deutlich stärker auch in anderen Märkten aktiv werden, so etwa auch in weinproduzierenden Ländern wie Italien, Frankreich und Spanien. Dies sei denkbar, indem Marktplätze nach dem Vorbild der Winzer-Plattform WirWinzer aufgebaut würden oder aber indem bestehende Unternehmen aufgekauft würden.

Rund 19. Mill. Euro investiert der Konzern in den Ausbau des eigenen Lagers in Tornesch bei Hamburg, von dem aus das komplette Endkunden-Geschäft bedient wird. Dadurch sollen neue Arbeitsplätze entstehen – durch zunehmende Automatisierung aber auch welche wegfallen. Man gehe derzeit von 10–15 Prozent zusätzlichen Lager-Mitarbeitern aus. Stand heute zählen insgesamt rund 1.200 Mitarbeiter zum Hawesko-Konzern. AW

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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