Dornfelder-Irrsinn

Versucht der Lebensmittelhandel die Rebsorte Dornfelder kaputt zu machen? Schon seit mehreren Jahren wundere ich mich über die wiederkehrenden Aktionen von Dornfelder zu 99 Cent in der Flasche. Auch wenn diese meist auf Wochenendangebote begrenzt sind, kann sich die Wirtschaftlichkeit des Weins höchstens in einer Mischkalkulation ergeben.

Die aktuellen Entwicklungen im noch jungen Jahr sind aber kaum zu begreifen. Während der Fassweinpreis für Dornfelder um 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf 1 Euro/Liter gestiegen ist, senken die Discounter – angefangen bei Aldi und schnell von den Wettbewerbern gefolgt – den Eckpreis für eine Flasche Dornfelder um 20 Cent auf 1,69 Euro. 

Angesichts der enormen Inflation, die sich im Weinbau in vielen Posten sehr extrem darstellt, scheinen die Preiserhöhungen auf der Fassweinseite durchaus fair. Das bestreitet kaum jemand.

Clemens Gerke, Chefredakteur WEINWIRTSCHAFT
Clemens Gerke, Chefredakteur WEINWIRTSCHAFT

Allerdings reflektiert der Fassweinmarkt noch mehr das Spiel aus Angebot und Nachfrage als die gestiegenen Kosten. Berücksichtigt man, dass Deutschland eine normale bis etwas unterdurchschnittliche Erntemenge eingefahren hat und dass die Ernten der großen südeuropäischen Länder unterdurchschnittlich bis katastrophal (Frankreich) ausgefallen sind und dass die Logistik die Position der Überseeweine zunehmend erschwert, scheinen die Preise aber auch im Spiel von Angebot und Nachfrage nicht überzogen.

Sicher ist die Qualität des Jahrgangs 2021 in der Basis nicht so stark wie in anderen Jahren, doch Qualität spielt am Fassweinmarkt für die Preise kaum eine Rolle, und kaum eine Rebsorte ist so robust wie Dornfelder.

Daher frage ich mich nach den Beweggründen. Will der Handel die deutschen Winzer und die Rebsorte Dornfelder kaputt machen? Zumindest bei Letzterem darf man optimistisch sein, zeigen die Angebote für Dornfelder doch, dass er nach wie vor Zugkraft besitzt. 

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.