2009 GROßE GEWÄCHSE GANZ GROß    

Seit dem 1. September gibt es sie nun, die 2009er Großen Gewächse. Und wenngleich, wie schon im Vorfeld vermutet, der Jahrgang in der Spitze nicht ganz so breit aufgestellt ist wie 2008, gibt es auch 2009 gleich fünf Weine mit Weltklasse Format, drei weitere liegen ganz knapp dahinter.     

Fast 400 Weine hatte der Verband Deutscher Prädikatsweingüter VDP in den Wiesbadener Kurhaus Kollonaden dem international angereisten Fachpublikum zum zweitägigen Verkostungsmarathon mitgebracht. So mussten wir in der Gewissheit, dass uns hervorragende Weißburgunder, duftige Grauburgunder und würzige, schmelzige Silvaner entgehen würden, schweren Herzens auf die Rieslinge und Rotweine konzentrieren. Alle großen Rieslinge, also diejenigen Großen Gewächse, die mindestens 91 Punkte erreichten, finden Sie auf den kommenden Seiten. Alle Rotweine, die wir bereits in Wiesbaden vorverkostet haben und im Dezember einer gründlichen Nachprobe unterziehen werden, finden Sie pünktlich zum Beginn des neuen Jahres in der nächsten Ausgabe der weinwelt. Nun aber zurück zu den Rieslingen. Wie wir bereits nach unserer großen Riesling-Jahrgangsprobe im Fazit geschrieben hatten, ist der 2009er ein sehr guter, aber kein grandioser Riesling-Jahrgang. Das hat nun auch die Verkostung der vermeintlich besten trocken Weine des Jahrgangs, der Großen Gewächse der Prädikatsweingüter, die immer erst im September im Jahr nach der Ernte stattfindet, nochmals bestätigt. Waren es im Vorjahr noch neun Weine gewesen, die mindestens 95 Punkte und damit Weltklasse-Niveau erreichen konnten, so sind es dieses Jahr nur fünf Weine geworden. Das ist freilich ein Jammern auf hohem Niveau, denn das, was wir ins Glas bekamen, ist alles in allem schon wirklich hervorragend. Aber anders als im Vorjahr, als Wittmann aus Rheinhessen alles überstrahlte, haben wir dieses Mal eine kleine geschlossene Spitzengruppe vorgefunden, die sich aus fünf Weingütern aus vier Anbaugebieten zusammensetzt. Beginnen wir mit der großen Überraschung: die Mosel präsentierte sich im sonst nur vereinzelt gut besetzen trockenen Segment grandios und schaffte es mit gleich zwei Weinen in die Spitzengruppe. Der warme Jahrgang ließ an der Mosel wahrlich Großes wachsen, ungewohnt füllig, aber dennoch mit Finesse und Frische. Auch der Nahe, um zunächst einmal ganz allgemein weiterzumachen, bekam die Extraportion Wärme und Sonne sehr gut. Deutlich zu schaffen machte das spezielle Klima des Jahrgangs den ohnehin sonnenverwöhnten Rheinhessen und Nordpfälzern, wo stellenweise zu viel des Guten das Ergebnis war. Die Mittelhaardt und Südpfalz waren dann wieder deutlich stärker, erfreulich hoch auch das Niveau einiger Erzeuger aus Württemberg und Franken.
In der Pfalz liefern sich Bassermann-Jordan, Rebholz und Von Winning ein Kopf an Kopf-Rennen. Gegenüber der exzellenten Vorjahreskollektion ließ Dr. Bürklin-Wolf stark nach.
Ähnlich eng ging es unter den Nahe-Betrieben zu, wo Dönnhoff, Schäfer-Fröhlich und Emrich-Schönleber die Spitze bilden und sich klarer als im Vorjahr von den anderen Top Weingütern absetzen konnten. Für die positive Überraschung sorgte Dr. Crusius, der mit Diel das Verfolgerfeld anführt. Auch Gut Hermannsberg, ehemals Gutsverwaltung NiederhausenSchlossböckelheim, zeigte sich unter neuer Führung wie erwartet deutlich verbessert.
Im Rheingau ragten August Kesseler und Schloss Johannisberg deutlich aus der Masse heraus. Ebenfalls einen positiven Eindruck hinterließ Graf von Kanitz, als echte Bank erwies sich abermals Wilhelm Weil.
An der Mosel brillierten Fritz Haag und Grans Fassian, wesentlich verbessert präsentierte sich Reichsgraf von Kesselstadt.
Leider war es aus Zeitgründen nicht mehr möglich, die spannenden restsüßen Moselweine von Clemens Busch, Van Volxem und Heymann-Löwenstein unter die Lupe zu nehmen.
In Rheinhessen bleibt Wittmann das Maß der Dinge, dahinter quasi gleichauf Battenfeld-Spanier und Wagner-Stempel sowie der leider nur mit einem Wein in der Verkostung vertretene Keller. Unter den fränkischen Rieslingen sorgten das Juliusspital (Stein) und Ludwig Knoll (Innere Leiste) für die Highlights. Den Ausreißer nach unter markierte dagegen das Bürgerspital zum Hl. Geist.
Die stark verbesserten Württemberger werden angeführt von Aldinger und Graf Neipperg, während sich in Baden kein Betrieb nach vorne drängte.

Richard Grosche und Sascha Speicher


Die Besten der Besten: 95 PUNKTE
2009 Riesling Hofberg Erstes Gewächs, Mosel Weingut Grans-Fassian mit exotischen Fruchtaromen betörende Nase, reife Papaya, Alfonso-Mango, Litschi, dazu weißer Pfirsich, superbes Mundgefühl mit edlem Schmelz, perfekt eingebundener Säure und langem, mineralisch unterlegten Nachhall.
2009 Riesling Juffer Sonnenuhr Erstes Gewächs, Mosel Weingut Fritz Haag wunderschöne Nase mit perfekt dosierter Portion Schiefer, dazu weiße Grapefruit, Zitronenmelisse, Verveine, ungemein harmonisch am Gaumen, tolle Säure, tiefgründig und lang, ein großer trockener Wein von der Mosel.
2009 Riesling Dellchen Großes Gewächs, Nahe Weingut Dönnhof mineralische Noten, dazu weiße Blüten, weiße Grapefruit, enorm feingliedrig, verspielt, betörend, grandioses Mundgefühl, langer Nachhall, groß.
2009 Riesling Morstein Großes Gewächs, Rheinhessen Weingut Wittmann klarer, würziger Duft (Kardamom, Langpfeffer), satte gelbe Frucht (Aprikose, Ananas); super Mundgefühl, saftig, fest, mineralisch, satt, sehr, sehr lang.
2009 Riesling Kalkofen Großes Gewächs, Pfalz Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan tolle Nase, mit knackigem Pfirsich, weiße Grapefruit, sehr geradlinig, klar, sehr mineralisch, tiefgründig.


94-95 PUNKTE
2009 Riesling Kirchenstück Großes Gewächs, Pfalz Geheimer Rat Dr. von Bassermann-Jordan üppig – wie man es in einem heißen Jahr im Kirchenstück erwarten kann, aber sehr saftige Frucht, tolles mineralisches Spiel, vielschichtig, lang.
2009 Riesling Ganz Horn Im Sonnenschein, Großes Gewächs, Pfalz Weingut Ökonomierat Rebholz noch nicht ganz so präsent wie der “Im Sonnenschein”, aber da schlummert Großes mit vielschichtiger Frucht, viel Mineralität, eleganter Struktur, druckvoller Mineralität und perfekter Balance.
2009 Riesling Hermannshöhle Großes Gewächs, Nahe Weingut Dönnhof viel kühle mineralische Würze und leicht erdige Noten in der Nase, weiße Grapefruit, sehr elegant und feingliedrig, komplex und tiefgründig, hat das Zeug zur nächsten Kategorie.      

 

Eine neue Magnum-Sonderedition soll den Winzer-Nachwuchs fördern. Bereits nach kurzer Zeit waren die Weine ausverkauft.
 

Bereits 2007 hatte das Weingut Maximin Grünhaus Spätburgunder-Reben in der GG-Lage Abtsberg gepflanzt. Ab dem Jahrgang 2022 darf der Wein nun auch die Lagenbezeichnung tragen.

Riesling GGs aus 2018. Ideal, um auch jungen Weinkarten einen Zusatzkick an Reife und Tiefe zu verleihen. Unsere Favoriten in der Verkostung.

Bei der GG-Vorpremiere in Wiesbaden war von atemberaubend bis schwer verdaulich alles vertreten. Die Riesling-Spitze sitzt in der Pfalz und in Rheinhessen.

Wie entwickelt sich die Spitze des VDP jenseits von Riesling, Lemberger und Spätburgunder? Das Quartett aus Silvaner, Weiß- und Grauburgunder sowie Chardonnay ist bei der Vorpremiere 2023 erneut mehr als eine Randnotiz wert – es muss jedoch auch Kritik einstecken. 

Als Reaktion auf die Berichterstattung der WEINWIRTSCHAFT äußert sich der VDP zu seinen Lagenklassifikations-Plänen.

Die VDP-Lagen werden neu bewertet - WEINWIRTSCHAFT hat erste Details. Geht es nach dem Verband soll das neue System für alle Erzeuger verbindlich werden
 

Der Blick auf Fellbachs Paradelage Lämmler, mit einer ganzen Reihe an Rebsorten, ergibt ein kompliziertes Bild. Ein ziemlich kompliziertes sogar.

Mit dem Jahrgang 2022 präsentieren zwei VDP-Regionalverbände Änderungen bei ihren Weinbezeichnungen, die nur schwer mit der geltenden Klassifikation des Verbandes in Einklang zu bringen sind.