Mein Lieblingspfälzer …

Wie bunt, vielfältig, immer wieder neu und überraschend die Pfalz ist, zeigt ein einfaches 
Experiment. Meiningers sommelier fragte sechs Sommelières und Sommeliers
nach ihrem persönlichen Lieblingspfälzer.

Willi Schlögl, Freundschaft, Berlin; Foto: Freundschaft
Willi Schlögl, Freundschaft, Berlin; Foto: Freundschaft

2017 Spätburgunder Gimmeldingen, Weingut Christmann, Gimmeldingen: Ein Spätburgunder, der mir besonders in Erinnerung geblieben ist, obwohl oder vielleicht gar weil die Flasche unglaublich schnell leer war. Grund genug, hier über diesen Wein zu schreiben.  Ich mag Weine, die sich nicht wehren, zügig getrunken zu werden! Ein nicht zu spät gelesener, aber doch reifer Pinot Noir vom Kalk- und Buntsandstein, der sehr kühl und kräutrig daherkommt, ohne allerdings die Frucht zu sehr zu vernachlässigen. Der Alkohol ist mit 12,5 % moderat und macht den Wein zu einem sensationellen „Sommerroten“.

Willi Schlögl
Freundschaft, Berlin
Jens Pietzonka, Weinzentrale, Dresden; Foto: Weinzentrale
Jens Pietzonka, Weinzentrale, Dresden; Foto: Weinzentrale

2017 Chardonnay Reserve, Michael Andres, Deidesheim: Die Natur und viel Zeit sind die wichtigsten Zutaten für Michael und Thomas Andres. Die Weine werden biologisch angebaut und mit biodynamischen Einflüssen ergänzt. Schon die Basisqualitäten suchen ihresgleichen im Preis-Leistungsvergleich. Im Weingut wird nach der VDP-Pyramide gearbeitet, mit den Reserve-Weinen als Spitze. Die Chardonnay Reserve lag 15 Monate im Holz, was diesem Wein ausgezeichnet bekommen ist. Eine markante Säure zeigt den Jahrgang, aber auch die Liebe zu den großen Vorbildern aus Burgund.

Jens Pietzonka
Weinzentrale, Dresden
Nancy Grossmann, Rutz, Berlin; Foto: Rutz
Nancy Grossmann, Rutz, Berlin; Foto: Rutz

2014 Riesling „Pur Mineral“, Weingut Siener, Birkweiler: Peters Interpretation des Jura fasziniert und begeistert mich von der ersten Minute an. Fesselt den Gaumen mit Frische, eleganter, gerbiger Textur und einer salzigen Haftung im Mund, die vom Schmelz getragen wird. Ein Riesling vom Muschelkalk, der sich über Tage sehr genial aufbaut und entwickelt. Die Trauben, deren Rebstöcke mittlerweile 41 Jahre alt sind, stammen aus einem Südwesthang des Dachsbergs.

Nancy Grossmann
Rutz, Berlin
Emrah Isitmen, Aurum, Karlsruhe; Foto: AUrum
Emrah Isitmen, Aurum, Karlsruhe; Foto: AUrum

2015 Kuriosum, Weingut Leiner, Ilbesheim: Kultur, Kulturgut; ganz wundervolle Begriffe! Dornfelder, je nachdem, wie der Winzer diese Rebsorte interpretiert, welchen Raum er ihr zur Entfaltung gibt, kann, wie in diesem Fall, ein saftig-geschmeidig-wohliges Gefühl im Mund hinterlassen. Ein gekonnter Holzeinsatz verhilft dem Kuriosum von Sven Leiner zu einer großartigen Balance. Mich fasziniert, was mit Sorgfalt, Liebe und Hingabe aus Dornfelder Wundervolles möglich ist. Ein ECHTES Kulturgut.

Emrah Isitmen
Aurum, Karlsruhe
Bärbel Ring, Söl’ring Hof, Sylt; Foto: Nikita Kulikov
Bärbel Ring, Söl’ring Hof, Sylt; Foto: Nikita Kulikov

2017 Riesling Buntsandstein, Weingut Odinstal, Wachenheim: Odinstal, der Name des Weinguts ist auch gleich der Name der Monopollage in Wachenheim. Ich bin sehr beeindruckt von den Weinen, die sich in die unterschiedlichen Gesteinsarten – eine Besonderheit des Weingartens – aufteilen: Muschelkalk, Buntsandstein und Basalt. Besonders beeindruckend finde ich die Unterschiede dieser drei Weine - wie Drillinge und doch hat jeder seinen eigenen Charakter. Besonders mag ich den Buntsandstein. Er ist schön saftig in der Säure mit feinen, animierenden Bitternoten.

Bärbel Ring
Söl’ring Hof, Sylt
Ivan Jakir, Essigbrätlein, Nürnberg; Foto: Essigbrätlein
Ivan Jakir, Essigbrätlein, Nürnberg; Foto: Essigbrätlein

2018 Sauvignon Blanc 500, Weingut von Winning, Deidesheim: Der erste Jahrgang im Essigbrätlein war der 2011er. Wie auch alle anderen Weine von Stephan Attmann ist der Sauvignon 500 und war es von Anfang an, überhaupt nicht das, was man von einem Wein aus der Pfalz erwarten würde, eher hat er Ähnlichkeiten zur Steiermark. Der extrem gelungene Holzeinsatz und die aromatische Tiefe haben mich damals sehr beeindruckt. Seitdem habe ich keinen Jahrgang ausgelassen. Vom 2018er habe ich dann schließlich ein komplettes Fass gekauft.  

Ivan Jakir
Essigbrätlein, Nürnberg

01-24

Themen der Ausgabe

PANORAMA

Wie schmeckt die Zukunft Frankens?

PROFILE

Bibraud - kreativ und innovativ in Ulm

PROBE

Bairrada und Dão - Portugals feinste Rote