Der Raiffeisenverband DRV tritt aus dem Deutschen Weinbauverband DWV aus
Der Raiffeisenverband DRV tritt aus dem Deutschen Weinbauverband DWV aus

Vor den Kopf gestoßen

Der Deutsche Raiffeisenverband (DRV) teilte in einer aktuellen Pressemitteilung mit, dass der Dachverband der Genosssenschaften und die mit weinwirtschaftlichen Fragen befassten genossenschaftlichen Regionalverbände (Baden-Württembergischer Genossenschaftsverband, Genossenschaftsverband - Verband der Regionen und Genossenschaftsverband Bayern) zum Jahresende aus dem Deutschen Weinbauverband (DWV) austreten. Zu allgemeinen berufsständischen Themen werde jedoch weiterhin die Zusammenarbeit mit dem DWV angestrebt, heißt es in der Mitteilung. 

»In der Ausrichtung des DWV haben die genossenschaftlichen Positionen zuletzt nahezu keine Rolle mehr gespielt«, begründet Dr. Henning Ehlers, Hauptgeschäftsführer des DRV den für viele in der Branche überraschenden Schritt. Der Entscheidung sei ein langer Meinungsbildungsprozess vorausgegangen. »Wir wollen neue Wege gehen, um die Interessen unserer Winzer- und Weingärtnergenossenschaften bestmöglich zu vertreten«, kündigte Ehlers an. Die Neustrukturierung der Interessenvertretung der genossenschaftlichen Weinwirtschaft bietet die Chance für neue Allianzen und neue strategische Partnerschaften innerhalb der Weinbranche, teilen die vier Verbände übereinstimmend mit.

In einem ersten Statement bedauert Weinbaupräsident Klaus Schneider diese Entscheidung der genossenschaftlichen Seite. Für die Weinbranche werde es durch diese Spaltung nicht einfacher, ihre Interessen gegenüber der Politik durchzusetzen und werde die Durchschlagskraft der Branche schwächen. Unverständnis zeigte er hinsichtlich der Aussage des DRV, dass die genossenschaftlichen Positionen in der Ausrichtung des DWV keine Rolle mehr gespielt hätten. Die genossenschaftlichen Verbände hätten sich immer in den demokratischen Meinungsbildungsprozess beim DWV positiv eingebracht und an den Positionen der Erzeuger mitgearbeitet, so der DWV-Präsident. 

Von Seiten der Genossenschaften äußerte sich Henning Seibert, Vorstandsvorsitzender der Moselland eG, der erst vergangenes Jahr im August als Vizepräsident in das Präsidium des Deutschen Weinbauverbands gewählt wurde auf Anfrage von WEINWIRTSCHAFT zu der überraschenden Entscheidung. Es seien viele einzelne Punkte gewesen, wein- und bezeichnungsrechtliche Fragen bis hin zu Problemen im Recyling-Bereich in denen sich die Genossenschaften in den letzten Jahren nicht mehr ausreichend durch den DWV vertreten gefühlt hätten. Viele Detailregelungen würden die Vermarktung einschränken und letztlich auch den Selbstvermarktern das Leben erschweren. Er werde selbstverständlich sein Mandat vorzeitig zur Verfügung stellen, so dass der DWV auf seiner kommenden Mitgliederversammlung im August die Möglichkeit habe, einen Nachfolger zu wählen. 

Mit dem Austritt des DRV aus dem DWV ist auch der Verlust an finanziellen Mitteln im Umfang von circa 130.000 Euro oder rund 19 Prozent des Budgets verbunden. Die genossenschaftliche Weinwirtschaft trägt rund ein Drittel zur gesamten deutschen Weinerzeugung in Deutschland bei. In den Regionalverbänden sind 148 Winzer- und Weingärtnergenossenschaften zusammengeschlossen. Der Umsatz der Genossenschaften betrug im vergangenen Jahr rund 800 Millionen Euro, betonte der DRV die Bedeutung der Winzergenossenschaften in der deutschen Weinwirtschaft. HP

Ausgabe 8/2024

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