Luca Rigotti, der Koordinator des Weinsektors innerhalb des Genossenschaftsverbandes (Foto: Matteo de Stefano)
Luca Rigotti, der Koordinator des Weinsektors innerhalb des Genossenschaftsverbandes (Foto: Matteo de Stefano)

ltalien fürchtet 1,1 Mrd. Euro Mehrkosten

Italiens Weinsektor rechnet 2022 mit zusätzlichen Belastungen in Höhe von über 1,1 Milliarden Euro aufgrund gestiegener Energie-, Transport- und Rohstoffkosten. Die Summe geht aus einer gemeinsamen Studie des sozioökonomisches Forschungsinstituts Censis (Centro Studi Investimenti Sociali) und der Dachvereinigung der Landwirtschaftskooperativen Alleanza Cooperative Agroalimentari hervor, die am 29.März 2022 in Rom vorgestellt wurde.

Die Analyse mit dem Titel »Wein – das Kostenfieber« legt den Umsatz der Branche in 2021 zugrunde. Er lag bei 13,6 Mrd. Euro. »Wendet man auf diese Zahl den Anteil der für die Produktion notwendigen Vorleistungen von 78,4 Prozent an, so ergibt sich für 2021 ein Wert der Vorleistungen in der Lieferkette von 10,7 Milliarden. Legt man die Veränderung der Produktionskosten des Weinerzeugnisses zwischen Februar 2021 und Februar 2022 in Höhe von 10,5 Prozent zugrunde, so würde der aktuelle Wert der Vorleistungen 11,8 Milliarden Euro erreichen«, heißt es in dem Bericht. 

Die Energieerzeugnisse tragen wesentlich zur Teuerung der Produktion bei. Sie sind zwischen Februar 2021 und Februar 2022 durchschnittlich um 31,4 Prozent gestiegen, Kraftstoff um 38,3 Prozent, Strom um 16,7 Prozent und Schmierstoffe um 70 Prozent. Unter den Kostenstellen für den Anbau belasten die um 32,3 Prozent erhöhten Preise für Düngemittel am stärksten.

Auf den Endpreis des Weines wirken sich unweigerlich auch die erhöhten Verpackungskosten nieder. Zwischen Januar 2021 und Januar 2022 – also ohne die Auswirkungen des Kriegsausbruchs in der Ukraine – stieg der Erzeugerpreis von Glas um 8,5 Prozent und der von Kork um 9,4 Prozent. Bei Papier und Kartonagen wurden Teuerungen zwischen 23 und 30 Prozent errechnet.

Die Erhebungen schließen auch das komplizierte Szenario der Logistik ein. Bei der Luftfracht wurden Preissteigerungen von mehr als 20 Prozent innerhalb von zwölf Monaten errechnet, während die Kosten für Dienstleistungen im Seeverkehr zwischen Anfang 2021 und Anfang 2022 um 36,2 Prozent angeschwollen sind.

»Der Anstieg der Kosten für Energie und Produktionsmittel zeugt von der schwierigen Lage, in der sich die Weinbaubetriebe seit Monaten befinden. Hinzu kommt ein ernsthaftes Problem bei der Verfügbarkeit und Versorgung mit Materialien. Es ist notwendig, neue Instrumente zu finden, die sich an den bereits von der Regierung veranlaßten Maßnahmen orientieren, um die Auswirkungen der Krise abzumildern und keine weiteren Wettbewerbsvorteile zu verlieren«, kommentierte Luca Rigotti, der Koordinator des Weinsektors innerhalb des Genossenschaftsverbandes. 

Darüber hinaus sei es dringend erforderlich, »dass die EU eingreift, um eine gemeinsame Obergrenze für die Energie- und Gaspreise festzulegen und die Möglichkeit zu prüfen, die Rolle eines einzigen Käufers auf dem Markt zu übernehmen«. Die Studie hebt hervor, dass die geschätzten 1,1 Mrd. Euro Mehrkosten die Rentabilität der Unternehmen belasten und unweigerlich ihre Gewinnspannen erodieren lassen. Außerdem sei die Wettbewerbsfähigkeit auf den internationalen Märkten beeinträchtigt. VC
 

Ausgabe 8/2024

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