Nachhaltigkeit ist das Thema der Stunde in der Weinbranche. Rund 120 Teilnehmer aus 18 Ländern reisten zu Meininger’s International Wine Conference am Tag vor der ProWien nach Düsseldorf an – um sich unter dem Motto »From Production to Selling: Sustainability redefined« mit zahlreichen Lösungsansätzen für nachhaltiges Handeln entlang der gesamten Wertschöpfungskette auseinanderzusetzen.
Insights aus Forschung und Praxis.
Erstklassige Speaker lieferten interessante und hochrelevante Insights: Aktuelle Ergebnisse aus der Wissenschaft zur Konsumentenhaltung gegenüber dem Thema Nachhaltigkeit kamen von Julia Frings vom IFH Köln und von Dr. Helena Ponstein (KlimaneutralerWein.de) zum CO2-Fußabdruck der Weinindustrie. Prof. Marc Dreßler, Hochschule Ludwigshafen/Weincampus Neustadt zeigte auf, warum nachhaltiges Wirtschaften ein Muss für die Branche ist.
Prof. Simone Loose, Hochschule Geisenheim University, läutete die Verpackungs-Thematik ein: Jüngste Studienergebnisse zeigen, wie Bag-in-Box, Dose oder ganz neue, innovative Verpackungsformen wie Flaschen aus Plastik oder Papier im Handel in verschiedenen Ländern ankommen. Eben jene neue Packagings wurden von ihren Erfindern vorgestellt: Die Frugal-Bottle aus Papier, die flache Plastikflasche von Packamama sowie das neue Mewregkonzept für die 0,75-Liter-Flasche aus Baden-Württemberg.
Wie große, auch international agierenden Erzeuger ihre Unternehmensstrategie nachhaltiger aufstellen, berichtete Saskia de Rothschild, CEO der Domaines Barons de Rothschild (Lafite). Ausgehend vom Weinberg, wo biodynamische Ansätze – und viel praktische Forschung – im Vordergrund stehen, werden je nach Standort auch sozio-ökonomische Aspekte in das Gesamtkonzept einbezogen.

Nachhaltigkeit in Marketing und Verkauf.
Wie Unternehmen ihre nachhaltigen Produkte glaubwürdig vermarkten ohne in die Greenwashing-Falle zu tappen, führte Prof. Michael Bernecker, CEO des Deutschen Institut für Marketing, aus. Für Bernecker kann die Bedeutung von Siegeln nicht hoch genug angesetzt werden, da der (deutsche) Verbraucher Experteneinschätzungen als wichtiges Kriterium für seine Entscheidungen nutze.
Dass eben nicht nur die Erzeuger in der Pflicht sind, mit nachhaltigen Konzepten voranzugehen, stand ebenfalls im Fokus: Zwei Ansätze für Nachhaltigkeit im Weinhandel betraten die Bühne: Sara Norell ist Director of Assortment, Pruchasing and Supply Chain beim schwedischen Alkohol-Monopol Systembolaget berichtete, wie ihr Unternehmen innerhalb von acht Jahren seine CO₂-Emissionen um die Hälfte reduzieren will – von Produktion über Verpackung, Transport und Verkauf wohlbemerkt.
Dr. Keith Ulrich ist der Vorstandsvorsitzende von Fair and Green e.V. Der Verein zertifiziert nicht nur Weingüter für nachhaltiges Wirtschaften, sondern auch Weinhandlungen, die von der Sortimentsgestaltung bis zu Wasser, Strom, Mitarbeiterführung und Buchhaltung nachweisen müssen, wie sie sich um Nachhaltigkeit bemühen.
Internationale Ansätze im Vergleich.
Im Abschluss-Panel standen drei Vertreter aus drei Ländern mit unterschiedlichen Nachhaltigkeits-Ausrichtungen Rede und Antwort. Belinda Jackson, Sales und Marketing Managerin des neuseeländischen Weinguts Lawson Dry Hills, gab Einblick wie ihr Land es bis heute zu einer fast komplett nachhaltig zertifizierten Weinindustrie geschafft hat.
Siobhan Thompson ist die CEO von Wines of South Africa. Dort steht mit dem Codex »Wine & Agricultural Ethical Trade Association«, kurz WIETA, auch die soziale Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Ökonomie-Experte Marc Dreßler ordnete schließlich ein, wie die wirtschaftliche Nachhaltigkeit in den Dreiklang aus Ökologie, Sozialem und Ökonomie passt.
Die Teilnehmer zeigten sich durchweg begeistert. »Es war grandios«, so Andrea Wirsching vom fränkischen Weingut Hans Wirsching. »Die Konferenz hat so viel Input geliefert und damit zahlreiche Argumente für mehr nachhaltiges Handeln in der Branche.«
»Die Vorträge und Inhalte waren hochaktuell! Nachhaltigkeit ist für die Weinbranche derzeit das drängendste Thema«
»Die Vorträge und Inhalte waren hochaktuell! Nachhaltigkeit ist für die Weinbranche derzeit das drängendste Thema, wir in Kalifornien arbeiten bereits seit Jahren in dem Bereich, daher war es für uns sehr bereichernd, hier nationale und internationale Lösungsansätze mit Teilnehmern aus aller Welt zu diskutieren«, fasst Honore Comfort, Vice President International Marketing California Wine Institute, zusammen.
»Wir sind stolz, dass wir ein derart hochkarätiges und vor allem internationales Speaker-LineUp auf die Beine stellen konnten«, kommentiert WEINWIRTSCHAFT Chefredakeurin Alexandra Wrann. »Der Mix aus Forschungsergebnissen, praktischen Erfahrungen mit Hands-On-Ansatz und unternehmerischen Innovationen ist bei den Teilnehmern extrem gut angekommen. Hierauf wollen wir aufbauen und das Event auch künftig so international und vielfältig gestalten.«
Erstmals wurde Meininger’s International Wine Conference in diesem Jahr von den neuen Chefredaktionen der beiden B2B-Fachtitel WEINWIRTSCHAFT und Meininger’s International organisiert. Die nächste Conference findet am 9. März 2024, wie üblich am Tag vor der ProWein, statt. Das Thema wird in Kürze bekanntgegeben. AW