Bei Meiningers erster Sektmesse in Wachenheim in der Pfalz zeigte die Schaumweinszene, dass sie vor neuen Ideen nur so sprudelt. 21 deutsche und 7 spanische Produzenten lockten mehr als 200 Fachbesucher in das stimmungsvolle Ambiente der Kulturscheune des Weinguts Dr. Bürklin-Wolf. Zusammen mit den Gastwinzern aus Katalonien boten die deutschen Flaschenvergärer ein Feuerwerk an Inspiration und Innovation.
Neue Lagen, neue Dégorgements
Am meisten tut sich an der Spitze. Mit dem 2016er Pinot Noir Granit aus dem Fürstenlager wagte sich Griesel, zehn Jahre nach Gründung, an den ersten Lagensekt. Der 2017er bestätigt den Eindruck des Vorjahres und zeigt sich noch eine Nuance präziser. Christmann & Kauffmann präsentierten einen Spätburgunder-Weißburgunder aus dem Heidböhl und Riesling aus dem Biengarten als Rohsekt. Beide 2020er, beide unterstreichen den puristischen Ansatz.
Mit dem 2007er startet das Weingut Rebholz ihre Late-Release-Linie der »›R‹ π No«, die nach etwa sieben Jahren degorgiert werden. Auch Caroline Diel wird in Kürze ein zweites Dégorgement veröffentlichen. Im September kommen 90 Magnums des 2008er Riesling Goldloch als Brut Nature bei der Nahe-Weinversteigerung unter den Hammer.
Bei Von Buhl ist das gereifte Debüt aus Mathieu Kauffmanns Buhl-Zeit auf dem Markt. »Ich habe großen Respekt vor seiner Arbeit. Deswegen wollte ich auf keinen Fall eine Dosage darüber legen«, begründet der neue Kellermeister, Simone Frigerio, die Wahl für Brut Nature.

Neue Stilistiken
Der »Triumvirat« ist die »Spielwiese« von Volker Raumland, wie er sagt. Nach XIII. mit bewusst leicht flüchtiger Dosage setzte er für XIV. ganze 40 mg SO₂ pro Dosage ein, um eine rasiermesserscharfe, flintige Reduktion zu erzeugen.


Im Gesamtüberblick zeigt sich, dass die dropsige Rieslingsekt-Aromatik durch altes Holz, Mostoxidation, wenig Schwefel und wenig Dosage von den Winzern revolutioniert wurde. Ein Pionier dieser Stilistik ist Frank John, dessen aktueller 2012er Riesling mit 100 Monaten Hefelager zu den champagner-artigsten Rieslingen gehört. Auch Schloss Vaux erweitertet sein Lagen-Portfolio und zeigte einen entsprechenden Riesling aus dem Geisenheimer Rothenberg.
Dass selbst das Hitzejahr 2018 den Sekten nicht zugesetzt hat, zeigten etwa Kracks »Cuvée Freundeskreis«, Schnaitmanns Pinot Meunier oder Andres & Muglers »Cuvée Louis«. Umgekehrt kamen gerade einige lang gereifte 2014er auf den Markt, die den besonders straffen Charme regenreicher Herbste zeigen.
Blick über die Pyrenäen
Aus Katalonien waren sieben Weingüter vertreten: vier Cava-Winzer und drei Mitglieder des Corpinnat-Verbandes, die 2017 die DO Cava verließen, um nach strengeren Regeln zu arbeiten: biologischer Anbau, Handlese sowie mindestens 90 Prozent Anteil autochthoner Sorten. Sowohl bei Cava als auch Corpinnat geht der Trend in Richtung Xarello. Gramona und Juvé & Camps haben sogar einen 100-prozentigen ins Sortiment genommen.

Auch Newcomer waren am Start. Hervor stach Johannes Aufricht vom Bodensee, der mit seinem 2019er »Debüt« einen der druckvollsten Blanc de Blancs Deutschlands ablieferte. Nicht neu, aber wieder mehr im Fokus: die 1987 gegründete Sektkellerei Reinecker aus dem Markgräflerland. PK