Die WZG geht auf Konfrontationskurs mit der Rewe Group, weil diese aus Sicht der Genossenschaft nicht mal einer "moderaten" Preiserhöhung zugestimmt habe. (Foto: WGZ)
Die WZG geht auf Konfrontationskurs mit der Rewe Group, weil diese aus Sicht der Genossenschaft nicht mal einer "moderaten" Preiserhöhung zugestimmt habe. (Foto: WGZ)

WZG stoppt Lieferungen an Rewe

Die Württembergische Weingärtner-Zentralgenossenschaft (WZG) hat ihre Lieferungen an die Rewe Group seit Anfang April eingestellt. Der Handelskonzern lehnte zuvor eine Preisanpassung von weniger als 5 Prozent ab.

Wie die WZG mitteilt, hat sie in den vergangenen Monaten mehrfach aufgezeigt, wie dramatisch sich die Situation bei der Weinbaugenossenschaft, ihren Mitgliedsbetrieben und vor allem ihren Erzeugern darstellt. »Als wir die Preiserhöhung letzten Sommer beschlossen haben, hatten wir ein gutes Gefühl«, blickt der WZG-Vorstandsvorsitzende Uwe Kämpfer zurück. Mittlerweile sei klar, dass die beschlossene Preiserhöhung die Kostensteigerungen insbesondere in den Bereichen Energie, Logistik und Ausstattungsmaterialien sowie einer aktuellen Inflationsrate von +7,3 Prozent nicht kompensiere.

Die WZG sehe sich gezwungen, mit Wirkung seit April 2022 sämtliche Lieferungen sowohl ihrer eigenen Produkte als auch die ihrer Mitgliedsbetriebe an den Handelskonzern aus Köln einzustellen. Alle Gesellschafter der WZG – die württembergischen Ortsgenossenschaften – hätten diesen Schritt unterstützt. Zum Lieferstopp an die Rewe gebe es auch Gründe der Gleichbehandlung gegenüber den weiteren Kunden. 

Da zudem durch die geringen Erntemengen der letzten Jahre etwaige Rücklagen der Erzeuger ohnehin bereits aufgebraucht seien, »bleibt in dieser Situation die erstmalige Einstellung der Belieferung der Rewe Group unsere einzige Reaktionsmöglichkeit«, verdeutlicht die WZG ihre Position. 

Gleichzeitig bedauere man sehr, dass die jahrzehntelange Geschäftsbeziehung beider Häuser auf diese Weise aktuell zum Erliegen komme. »Die Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Die Rewe Group ist einer unserer drei wichtigsten Kunden«, erklärt Kämpfer gegenüber WEINWIRTSCHAFT. Man stehe bei den Kosten aber mit dem Rücken zur Wand. Eine kurzfristige Alternative zur Rewe gibt es nicht. Langfristig müsse die WZG schauen, ob es nicht doch im Ausland Möglichkeiten gebe. 

Innerhalb Württembergs ist die WZG nur schwer zu substituieren. Angesichts einer keineswegs großen Ernte dürften die Wettbewerber Lauffener Weingärtner und Felsengartenkellerei Besigheim sowie weitere Vermarkter nach Einschätzung von WEINWIRTSCHAFT ihr Angebot allenfalls leicht ausbauen können. Trotz der erneut unterdurchschnittlich ausgefallenen Ernte gibt Kämpfer im Punkt der Lieferfähigkeit aber Entwarnung. Die Ernte sei bei den zuvor knappen Weißweinen besser ausgefallen, und bei Rotweinen verfüge man noch über genug Reserven, sodass die WZG voll lieferfähig sei.

Trotz der massiv steigenden Kosten kann sich Kämpfer aktuell keine weiteren unterjährigen Preiserhöhungen vorstellen. Klar sei jedoch, dass es auch im nächsten Jahr eine Anpassung geben werde.

Mit ihrem Lieferstopp geht die WZG als erster Weinerzeuger in die Offensive. Gleichwohl betrifft die Kostensituation die ganze Branche. Es bleibt abzuwarten, ob weitere Betriebe ähnlich radikale Schritte beschließen. CG/PIP

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

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Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.