Wenige Wochen vor der Ernte sind die Sorgenfalten bei Südafrikas Winzern groß, das liegt aber nicht am Wetter, sondern am Absatz (Foto: WOSA/Alain Proust)
Wenige Wochen vor der Ernte sind die Sorgenfalten bei Südafrikas Winzern groß, das liegt aber nicht am Wetter, sondern am Absatz (Foto: WOSA/Alain Proust)

Südafrikas Weinbranche leidet schwer

Seit dem 26. Dezember gibt es in Südafrika wieder ein Alkoholverkaufsverbot, das mittlerweile dritte seit Beginn der Corona-Pandemie. In den letzten zwölf Monaten mussten Südafrikas Erzeuger somit einen Verkaufsstopp von 18 Wochen auf dem heimischen Markt verkraften, auf dem üblicherweise die Hälfte der südafrikanischen Weinmenge abgesetzt wird.

Das stellt die Weinproduzenten Südafrikas vor große Herausforderungen. Verschärft wurden die Einkommenseinbußen für den Weinsektor auch durch den rückläufigen Tourismus. Davon sind sowohl die Weinregionen, aber auch die landesweiten touristischen Einrichtungen betroffen, die für die Winzer ein wichtiger Absatzkanal sind. 

Es ist offensichtlich, dass die Kellereien nicht ausverkauft sind, auch wenn bezüglich der Übermengen Unsicherheit herrscht. Eine Übermenge von 2,5–3 Mill. Hektolitern scheint nicht unrealistisch zu sein. Dies stimmt hinsichtlich der anstehenden Weinlese 2021, die Anfang Februar beginnen wird, bedenklich. Eine stärkere Grünlese, verbunden mit der Hoffnung auf bessere Qualitäten und bessere Preise, wird in Südafrika oft thematisiert.

Lichtblick Weinexport

Der Export sorgt für einen kleinen Lichtblick, obwohl er ebenfalls unter erschwerten Bedingungen stattfand und 2020 fünf Wochen lang untersagt war. Insgesamt ist die Exportmenge mit 319,2 Mill. Litern nahezu stabil geblieben (–0,2%), der Exportwert stieg um 7,7 Prozent auf 9,1 Mrd. Rand (ca. 500 Mill. €). Im Export scheint also zumindest kein zusätzlicher Preisdruck aufgebaut worden zu sein. Allerdings ist das Preisniveau auch niedrig.

Beim langjährigen strategischen Ziel, den Flaschenweinexport zu steigern, wurden die Südafrikaner dagegen zurückgeworfen. Während der Fassweinexport um 3,7 Prozent auf 181,5 Mill. Liter zulegte, ging die Flaschenweinmenge um 5,6 Prozent zurück. Im Wert konnten die Flaschenweine jedoch 8,3 Prozent zulegen. Mit 7,2 Mrd. Rand stehen sie für fast 80 Prozent des Exportwerts, aber nur für 43 Prozent der Menge.

Siobhan Thompson, CEO Wines of South Africa: »Wir sind erleichtert, dass sich unsere Weinexporte weltweit wieder erholt haben. Auch wenn wir dadurch die Umsatzeinbußen auf dem lokalen Markt nicht vollends abfangen konnten. Aber wir sind dankbar für die große Loyalität, die wir weltweit erfahren haben.«

Sorgen um die Zukunft der Weinbranche Südafrikas

Dennoch überwiegen die Sorgen um die Zukunft der südafrikanischen Weinbranche. Bereits nach der ersten Corona-Welle schätzte der Weinbauverband Vinpro, dass rund 80 Weinerzeuger (von 533) und 350 Weinbauern (von 2.800) ihre Firmen schließen müssen und damit rund 21.000 Arbeitsplätze von rund 300.000 verloren gehen würden. Es erscheint realistisch, dass dies nicht nur zu einem Umbruch, sondern auch zu einer Verkleinerung der kleinteiligen Branche führen wird. 

Die südafrikanischen Erzeuger verstehen, dass der Schutz der Gesundheit und die Eindämmung der Corona-Pandemie Vorrang haben, sind mit der Situation aber natürlich nicht glücklich. »Unsere Verbände stehen in engen Verhandlungen mit der Regierung. Aber das Thema Alkoholkonsum ist ein kritisches Thema, und wir müssen hier eng zusammenarbeiten und dürfen eine gute Balance zwischen Vorsorge und Erhalt der Arbeitsplätze und wirtschaftliche Sicherheit nicht aus dem Auge verlieren«, so Thompson. cg

Ausgabe 8/2024

Themen der Ausgabe

Württemberg

Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

Christof Queisser

Der Vorsitzende der Geschäftsführung von Rotkäppchen-Mumm im Interview.

Sommerwein

Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.