Rheinhessens Weinbaupräsident Jens Göhring, Weinkönigin Sarah Schneider und Kellerei-Vertreter WolfgangTrautwein (vlnr) bei der PK der Schutzgemeinschaft Rheinhessen
Rheinhessens Weinbaupräsident Jens Göhring, Weinkönigin Sarah Schneider und Kellerei-Vertreter WolfgangTrautwein (vlnr) bei der PK der Schutzgemeinschaft Rheinhessen

Rheinhessen optimistisch trotz Sorgen

Die Schutzgemeinschaft Rheinhessen verbreitete bei ihrer Pressekonferenz in Ingelheim am 10. Mai 2023 Optimismus. Die Absatzrückgänge im Jahr 2022 bewertete Wolfgang Trautwein als Vertreter der Kellereien als eine logische Gegenreaktion nach Ende der Corona-Pandemie, deren Beschränkungen zuvor zu einem Plus geführt hätten. 

Die größte Herausforderung der Branche seien die Konsequenzen des Kriegs in der Ukraine, die zu einer Kostenexplosion geführt hätten. Trautwein berichtete, dass es schwer sei, die Kosten über höhere Preise weiterzugeben: »Der Handel versucht, uns in die Zange zu nehmen. Wir müssen alle zusammenstehen und auch Nein sagen«. Die Übernahme einer Kellerei (ZGM) zeige, wie groß die Belastungen für die Branche seien.

Trautwein ärgerte sich über Rekordgewinne in Zulieferbranchen – insbesondere der Glasbranche und forderte die Weinbranche auf, die Ausnutzer der Krise abzustrafen. Intensiv wurde auf dem Treffen über den Einsatz alternativer Verpackungen diskutiert, für die eine neue Offenheit in der Branche und auch im Handel zu existieren scheint.

Trautwein blickte jedoch optimistisch in die Zukunft. Rheinhessens Weinwirtschaft sei aufgrund ihrer Kostenstruktur gut aufgestellt. Zugleich seien die Winzer sehr offen für Neues und daher gut darauf vorbereitet, sich auf Veränderungen einzustellen. Als wichtiges Zukunftsprojekt bezeichnete er die Etablierung pilzresistenter Rebsorten.

Auch der neue rheinhessische Weinbaupräsident Jens Göhring hob die positiven Aspekte hervor. Die Weinberge stünden aktuell in Bezug auf die Wasserversorgung sehr gut da, der Austrieb sei etwas später als in den letzten Jahren aber im langjährigen Mittel erfolgt, und die Frostgefahr erscheine angesichts der aktuellen Wetterprognosen gebannt. 

Göhring nannte als nächste Herausforderung der Schutzgemeinschaft die Erarbeitung der Lagenprofilierung inklusive der Rebsorten-Priorisierung. Diese müsse diesen Sommer angegangen werden. Zwar habe man theoretisch bis zum Jahr 2025 Zeit, doch die Erfahrungen hätten gezeigt, dass die Abstimmung mit der Verwaltung sehr viel Zeit beanspruche. 
Positive Signale beim Export erkannte Peter Rotthaus, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Weinkellereien. Der um 20 Cent gestiegene Durchschnittspreis auf 3,15 Euro/Liter sei nicht nur eine Inflationsreaktion. Gerade in den USA und Norwegen sei der Durchschnittspreis deutscher Weine sehr stark angestiegen. 

In Bezug auf den leichten Rückgang der Fassweinpreise in den letzten Monaten verwies Trautwein auf die etwas kleinere Erntemenge 2022. Bei einer größeren Ernte sorgten Landweinkontingente dafür, dass weniger Qualitätswein vermarktet würde. Jetzt sei durch mehr Qualitätswein ein größeres Angebot am Markt verfügbar. Zudem seien die Aufschläge bei manchen Sorten eine Übertreibung gewesen. CG
 

Ausgabe 8/2024

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Die Bewirtschaftung zu teuer, die Bestockung sehr rot – die Weingärten im Ländle stehen vor Veränderungen.

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Wenn die Sonne scheint, muss es nicht immer weiß sein – wann Rotwein auch im Sommer passt.