Das Castello Solicchiata am Ätna
Das Castello Solicchiata am Ätna

Planeta übernimmt Feudi Spitaleri

Das sizilianische Weinunternehmen Planeta übernimmt ab sofort die Geschäftsleitung und den Vertrieb des Weinguts Feudi Spitaleri auf dem Ätna. Der Betrieb umfasst 60 Hektar Rebfläche und ist das älteste Weingut auf dem Vulkan – eine Legende, die fast in Vergessenheit geraten war.

Die Adelsfamilie Spitaleri di Muglia ließ sich bereits im 14. Jahrhundert auf dem Ätna nieder. Geschichte im Weinbau schrieb sie ab 1852, als der Baron Felice Spitaleri von der Grand Tour nach Sizilien zurückkehrte. Er schuf das Castello Solicchiata nach dem Vorbild der französischen Châteaux, ließ Terrassen bauen, die von über 100 Kilometern Trockenmauern aus Lavagestein eingefasst sind. Er pflanzte ausschließlich französische Sorten an und lancierte 1855 den ersten Bordeaux-Verschnitt Italiens. Nachdem die Weine auf zahlreichen Weltausstellungen prämiert wurden, bestellte das italienische Königshaus die Feudi Spitali zum ersten Hoflieferanten.

1907 unterbricht ein Nachfahr den Weinverkauf, aber die Rebgärten bleiben bestehen. 1997 wird die Weinproduktion wieder aufgenommen, aber kaum einer bekommt das mit. Die Weine sind rar und schwer aufzutreiben, die Familie lebt in völliger  Zurückgezogenheit und schützt das Lebenswerk des Barons Felice vor fremden Blicken.

Mit 550.000 Stöcken ist der Weingarten wahrscheinlich die größte Anpflanzung in Bäumchen-Erziehung (Alberello) der Welt. Die Flächen sind zwischen 700 und 1.000 Meter Höhe angelegt. Auf Solicchiata besteht sie zu 70 Prozent aus Cabernet Franc, 10 Prozent Merlot, 10 Prozent Cabernet Sauvignon. Der Rest sind ein Mix aus anderen Sorten aus Bordeaux. Zum Erbe zählt auch das Feudo Boschetto, das Felice für den Pinot Nero auserwählt hatte. Einige der Orginalstöcke sind noch erhalten. Bis heute wird der Wunsch des Gründers Felice respektiert, ausschließlich französischen Sorten anzubauen. Derzeit sind sechs Weine in Produktion, drei Blends aus den Bordeaux-Sorten, drei auf Basis von Pinot Nero.

Die Familie Planeta wird auch ihr Knowhow im Weinbau in die Partnerschaft einfließen lassen. Die Weine sollen außer in Italien weltweit, vor allem auf den Hauptmärkten USA, GB und Deutschland distribuiert werden. Planetas Übernahme der Geschäftsleitung kann beinahe als Rettung eines Kulturerbes vom Ätna betrachtet werden. VC

Ausgabe 11/2023

Themen der Ausgabe

Bordeaux

Frankreichs große Rotweinregion zwischen Mondpreisen und Generika-Krise.

Württemberg

Die Weinerzeuger im Ländle wappnen sich für die Zukunft, unter anderem mit Mehrweg und Piwis.

Interview: Thorsten Hermelink

Der Vorstandsvorsitzende der Hawesko Holding über Multi-Channel, Krisenbewältigung und Zukunftsvisionen.